Rote-Hand-Brief

Leberschäden unter Metamizol

Stuttgart - 17.12.2020, 09:15 Uhr

Metamizol kann zu Leberschäden führen, darüber informierte am 15. Dezember ein Rote-Hand-Brief. (p / Foto: Zentiva)

Metamizol kann zu Leberschäden führen, darüber informierte am 15. Dezember ein Rote-Hand-Brief. (p / Foto: Zentiva)


In einem Rote-Hand-Brief informieren die Zulassungsinhaber Metamizol-haltiger Arzneimittel gemeinsam mit BfArM und EMA über Leberschäden unter Metamizol. Bei Frühsymptomen eines Leberschadens sollte Novaminsulfon abgesetzt werden. Zugrunde liegt wahrscheinlich ein immunallergischer Mechanismus. Wie häufig ist die Nebenwirkung?

Metamizol wird als nicht-opioides Pyrazolonderivat mit analgetischen, antipyretischen und spasmolytischen Eigenschaften bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bei folgenden Indikationen eingesetzt: Akute starke Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen, Koliken, Tumorschmerzen, sonstige akute oder chronische starke Schmerzen – soweit andere therapeutische Maßnahmen nicht indiziert sind – und hohes Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht.

Nun informieren die Zulassungsinhaber Metamizol-haltiger Arzneimittel in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in einem Rote-Hand-Brief über Fälle von arzneimittelbedingtem Leberschaden (Drug-induced Liver Injury, DILI) unter der Behandlung mit Metamizol. Ein arzneimittelbedingter Leberschaden kann potenziell schwerwiegende Folgen haben, einschließlich eines akuten Leberversagens mit der Notwendigkeit zur Lebertransplantation.

So hätten kürzlich identifizierte Informationen über Leberschäden den PRAC (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee) der EMA zur Überprüfung des leberschädigenden Potenzials von Metamizol veranlasst. Die Leberschäden zeigten vorwiegend ein hepatozelluläres Muster und seien wenige Tage bis Monate nach Behandlungsbeginn aufgetreten. Anzeichen und Symptome schlossen erhöhte Leberenzymwerte im Serum mit oder ohne Ikterus ein, häufig im Zusammenhang mit anderen Arzneimittelüberempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Hautausschlag, Blutbildveränderungen, Fieber und Eosinophilie) oder seien von Merkmalen einer Autoimmunhepatitis begleitet gewesen.

Bei einigen Patienten ist nach Angaben des Roten-Hand-Briefes nach erneuter Anwendung wieder ein Leberschaden aufgetreten. Der Pathomechanismus des metamizolbedingten Leberschadens sei nicht eindeutig geklärt, doch ergäben sich aus verfügbaren Daten Hinweise auf einen immunallergischen Mechanismus.

Wie häufig sind Leberschäden unter Metamizol?

Sollten Frühsymptome eines Leberschadens unter Metamizol auftreten, sollte die Anwendung des Arzneimittels beendet werden, und ein Arzt sollte die Leberwerte checken. Zudem sollte Metamizol bei Patienten, bei denen unter der Behandlung mit dem Pyrazolonderivat ein Leberschaden aufgetreten ist, für den keine andere Ursache gefunden werden konnte, nicht wieder angewendet werden.

Die Hersteller passen die Produktinformation in Abschnitt 4.4 („Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“) und 4.8 („Nebenwirkungen“) der Fachinformation sowie die Gebrauchsinformation entsprechend an.

Basierend auf der kumulativen klinischen Erfahrung mit Metamizol von nahezu 100 Jahren und dem Ausmaß der Patientenexposition gegenüber dem Arzneimittel wird das Auftreten eines Leberschadens durch Metamizol als sehr selten eingeschätzt. Allerdings könne die genaue Häufigkeit nicht berechnet werden.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Rote-Hand-Brief informiert über mögliches Risiko

Leberschäden unter Metamizol

Vorsicht Nebenwirkungen

Wird Metamizol zu häufig verordnet?

Vorsicht Fluorchinolone

Neue Nebenwirkungen von Levofloxacin

Aber Anzeichen für eine Agranulozytose im Blick behalten

Keine Angst vor Metamizol!

Rote-Hand-Brief zu Cladribin 

Schwere Leberschäden unter MS-Mittel Mavenclad

2 Kommentare

Metamizol

von Irene Schmitz am 18.12.2020 um 15:50 Uhr

Mir wurde übel, als ich den Artikel zu Metamizol gelesen habe. Habe wegen starker Schulterschmerzen in der Nacht in den letzte Wochen Novaminsulfon genommen und seitdem immer wieder Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden, Schmerzen in der rechte Seite, die bis in den Rücken strahlen, unerklärliche Verdauungsprobleme und Probleme mit den Beinen, weshalb ich seit kurzem Stützstrümpfe tragen muss. Ich nehme dauerhaft ASS100 zur Blutverdünnung.
Alle diese Beschwerden scheinen mir nach dem Lesen des Artikels durch Metamizol ausgelöst worden zu sein.
Was ist zu tun?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Metamizol

von A.W. am 18.12.2020 um 18:16 Uhr

Hallo
Ass 100 kann heftigste Magen und Darmprobleme machen. Ich müsste es eigentlich bis zum Lebensende einnehmen. Habe das Ass protect + Magenschutz genommen, trotzdem habe ich nach paar Wochen eine chronische Magenschleimhaut -Entzündung entwickelt. Novaminsulfon/Metamizol verursacht ebenfalls starke Nebenwirkungen und sollte keinesfalls dauerhaft und länger eingenommen werden. Bessere Medikamente kann Ihnen bestimmt Ihr Arzt oder Apotheker empfehlen.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.