Eine Kolumne von #DerApotheker

Corona in der Apotheke

24.11.2020, 07:00 Uhr

Um sich selbst und andere vor der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus zu schützen, haben sich FFP-2-Masken als effektiv erwiesen. Trotzdem erscheinen in der Apotheke viele Kunden mit Gesichtsvisieren oder tragen Masken falsch. Ein potenziell infektiöses Aerosol wird auf diese Art nicht aufgehalten. (Foto: Formatoriginal / stock.adobe.com)

Um sich selbst und andere vor der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus zu schützen, haben sich FFP-2-Masken als effektiv erwiesen. Trotzdem erscheinen in der Apotheke viele Kunden mit Gesichtsvisieren oder tragen Masken falsch. Ein potenziell infektiöses Aerosol wird auf diese Art nicht aufgehalten. (Foto: Formatoriginal / stock.adobe.com)


Die Diskussionen über das korrekte Maskentragen kosten viel Energie. Ich habe meinen Beruf noch nie zuvor so ungern ausgeübt wie in diesem Jahr. Wenn wir keine Rücksicht auf andere nehmen, können wir auch keine Rücksicht von anderen erwarten. Und weil das so ist, sollte jeder alles daran setzen, sich nicht selbst zu infizieren und deshalb nur Masken verwenden, die einen auch selbst schützen. 

Aber dann sehe ich nichts!”

Aber dann bekomme ich keine Luft!”

Diese beiden Sätze höre ich von Kunden mittlerweile öfter, als die alte Nummer eins: „Die kann man immer gebrauchen.” Ich muss ehrlich sagen, ich bin alle diese Ausreden mittlerweile leid. Ja, die Brille beschlägt, wenn man die Maske nicht richtig abdichtet. Und ja, man atmet etwas schlechter unter der Maske. Aber keiner meiner Kunden, die der Aufforderung nachkamen, die Maske korrekt zu tragen, machten danach den Eindruck, als würden sie jetzt gleich ersticken, oder hätten massive Sehprobleme wegen der beschlagenen Brille. So schlimm das für manche auch sein mag, bin ich der Meinung, dass das korrekte Maskentragen, um seine Mitmenschen nicht zu infizieren, Vorrang haben muss.

Wenn wir keine Rücksicht auf andere nehmen, können wir auch keine Rücksicht von anderen erwarten. Und weil das so ist, sollte jeder alles daran setzen, sich nicht selbst zu infizieren und deshalb nur Masken verwenden, die einen auch selbst schützen. Ja, das kann durchaus ins Geld gehen, erinnert einen aber vielleicht auch ein bisschen daran, dass man derzeit seine Kontakte auf ein Minimum reduzieren sollte. Am sichersten fährt man grundsätzlich, wenn man bei jedem einzelnen Kontakt davon ausgeht, dass er infiziert ist. Keiner von uns weiß, was das Virus mit uns machen wird. Wir könnten bestenfalls symptomlos davonkommen, ohne jemanden anzustecken und ohne gesundheitliche Langzeitfolgen. Aber schlimmstenfalls könnten wir an dem Virus sterben und möglicherweise sogar unwissentlich einige damit anstecken.

Eine Möglichkeit, weder sich selbst noch andere zu schützen, ist, sich eines dieser Visiere aufzusetzen oder sich gar eine dieser noch nutzloseren Coronaschanzen (Anmerkung der Redaktion: Mund-Nase-Visier) ans Kinn zu binden. Ja, die sind wesentlich angenehmer zu tragen als eine Maske und man kann darunter auch viel besser atmen – allerdings bringen sie nichts. Das möglicherweise infektiöse Aerosol halten sie jedenfalls nicht auf.

Ich finde, dass mittlerweile auch der Letzte mitbekommen haben sollte, dass eine Maske nur dann schützt, wenn sie auch korrekt getragen wird und dass diese Plastikteile keinen Schutz bieten können. Wer seine Maske immer noch unter der Nase oder am Kinn trägt oder eines dieser Visiere benutzt, der macht das mit großer Wahrscheinlichkeit absichtlich und gehört eher zu denen, die nicht unbedingt viel auf die Gesundheit ihrer Mitmenschen geben. In diese Kategorie fällt auch die Frau, die bei mir in der Apotheke mit einer selbst gehäkelten Maske stand – mit Maschen so groß wie Fünfcentstücke. Das ist reine Provokation, nichts weiter.

#DerApotheker auf DAZ.online

#DerApotheker teilt via Twitter, Instagram, Facebook und Publikum mit zehntausenden Followern Geschichten aus der Apotheke, nützliche Infos über Arzneimittel und klärt zur Pseudomedizin auf. Darüber hinaus ist er Autor eines Buches „Die Wahrheit über unsere Medikamente“, das im April 2021 veröffentlicht wird. Ab sofort macht er auch mit einer regelmäßigen Kolumne auf DAZ.online auf sich aufmerksam. 

Auch deshalb bin ich in der Apotheke so rigoros und spreche jeden einzelnen Kunden darauf an, dass er doch bitte seine Maske korrekt tragen müsse oder überhaupt. Sonst denken manche vielleicht, dass dieses Verhalten akzeptabel wäre. Schließlich kommen sie im Supermarkt offensichtlich auch damit durch. Was die selbst genähten Alltagsmasken betrifft, so waren die am Anfang vielleicht eine akzeptable Alternative, als es keine besseren Masken zu kaufen gab. Mittlerweile scheint es aber nur noch ausgeleierte Exemplare zu geben, die so locker sitzen, dass sie pausenlos herunterrutschen oder die Nasen einfach nur offen darin herumliegen und man dadurch nicht nur ungehindert atmen, sondern auch infizieren kann.

Ich bin nach all den Monaten mittlerweile nur noch genervt davon. Die Diskussionen über das korrekte Maskentragen kosten viel Energie. Ich habe meinen Beruf noch nie zuvor so ungern ausgeübt wie in diesem Jahr. Viele Kundengespräche sind einfach unangenehm, da ihnen häufig eine Masken-korrekt-trage-Diskussion vorausgegangen ist. Aber ich kann nicht einfach nichts sagen und so tun, als gäbe es dieses Virus nicht. Wer in die Apotheke kommt, sollte sich weitestgehend sicher fühlen und keine Angst haben müssen, sich zu infizieren. Allein deshalb kann ich all die Nasen und Münder nicht ignorieren, auch wenn mir das meinen Job um einiges erleichtern würde.

Mehr zum Thema

Ärzte und Apotheker „für Aufklärung“?

Meinungen und COVID-19

Aber auch wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen und Masken tragen. Am besten aber nicht nur hinter unseren Plexiglasscheiben, sondern auch im Backoffice, damit wir uns nicht gegenseitig anstecken. Ich bekomme immer wieder auf Twitter zu lesen, dass viele Kunden darauf Wert legen, dass auch wir in den Apotheken Masken tragen und kein Risiko für sie darstellen sollten. Es mag sein, dass der eine oder andere der Meinung ist, dass ich übertreibe, aber: Better safe than sorry!

In Liebe, #Der Apotheker


#DerApotheker
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


11 Kommentare

Was sagen eigentlich diese Querdenker??

von Dr.Diefenbach am 28.11.2020 um 11:35 Uhr

...die es ja in unserem Beruf auch gibt.,zu DIESEM Beitrag?Die Gestalten,die teilweise nur in der Lage waren, mit N.N. ihre Gesinnung zu offenbaren, müssten ja durch den Artikel geradezu nach der Hölle für den Schreiber rufen!! Also in meiner Heimatstadt trifft man viele Sich-selbst-in-Frage-Stellende Pseudophilosophen, die natürlich wissen, dass Masken UNsinn sind.Innerhalb und ausserhalb der Apotheke.Insofern danke ich Dem Apotheker für seinen Beitrag, denn er enthält vieles, was die Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft betrifft.Ach ja:Der Apotheker sollte die Anti- oder Falschmaskins mal fragen, ob sie nicht SELBST die Kosten übernehmen, wenn sie coronabedingt bei Intensivi landen.Das Elend dort ist so unendlich,DAS wünschst man keinem!! Dann lieber eine beschlagen Brille als einen querdenkenden Geist..

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Offenes Visier?

von Theurer am 25.11.2020 um 21:51 Uhr

Wenn #DerApotheker ein Corona-Leugner wäre, würden wir rufen: Klarname, offenes Visier...
Gilt die Netiquette auch für die DAZ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ziemlich undifferenziert

von Dr. Ralf Schabik am 24.11.2020 um 19:34 Uhr

In etlichen Punkten dieses Beitrags spricht mir #DerApotheker durchaus aus der Seele. Gute, wichtige Aspekte. Aber so ein bisschen Recherche würde auch ihm nicht schaden. Statt sich über die "Coronaschanzen" lustig zu machen, sollte er lieber mal nachlesen, wozu die Dinger geeignet sind, wann sie zum Einsatz kommen DÜRFEN (!) und warum die Formulierung "keinen Schutz" schlichtweg undifferenziert ist. Von einem Menschen, der als Heilberufler UND Naturwissenschaftler antritt, sollte man erwarten dürfen, den Unterschied zwischen einer mehrstündigen Sitzung in einem geschlossenen Raum (hier: FFP2 oder KN95) und einem kurzen Besuch in einem gut belüfteten Geschäft (hier können sinnvoll konstruierte Nase-Mund-Bedeckungen aus PET durchaus ihren Zweck erfüllen) zu kennen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Warum so negativ ?

von Ralph Quadflieg am 24.11.2020 um 14:56 Uhr

Ich dachte beim Lesen, "wann kommt die Pointe" oder "wann bekommt er die Kurve". Leider nicht und so nährt diese Kolumne die bedauernswerte standeseigene Negativität, Unflexibilität und Unzufriedenheit.
Ich möchte dazu aufrufen, zu versuchen den Beruf und die aktuelle Situation positiv zu sehen! Noch nie hat mir jedenfalls mein Beruf mehr Spaß gemacht als in den letzten Monaten. Der Botendienst ist zur Regel geworden und wird sogar vergütet, die Regeln der Arzneimittelabgabe an Kassenpatienten sind weitestgehend gelockert, die Patienten sind dankbar für gute Beratung und Hilfe durch den Corona-Informationsdschungel und wir sind bestens für diese Situation gerüstet, mit hervorragender Fachpresse (Apotheke ad hoc meine ich jetzt nicht) und unserer fundierten naturwissenschaftlichen Ausbildung.
Ich denke es ist jetzt eine Chance für unseren Berufsstand uns neu zu positionieren und (pharmazeutische) Dienstleistungen anzubieten, die die Gesellschaft weiterbringen. Es sollte selbstverständlich für uns sein, dass wir so bald wie möglich beim Impfen gegen Grippe und ggf. andere Erkrankungen unterstützen und uns dazu ausbilden Corona-Schnelltests durchzuführen. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir bei der Mammutaufgabe der Coronaimpfung mithelfen könnten, beim Impfen selbst und auch in der Logistik um das Impfen herum.
Weiterentwicklung funktioniert nur, wenn man sich mutig an neue Situationen anpasst, Risiken eingeht und sich ändert – hat schon Darwin festgestellt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Warum so negativ

von Mirjam Engelhardt am 25.11.2020 um 9:10 Uhr

Toller Kommentar- kann ich nur beipflichten!

AW: Warum so negativ

von pille62 am 25.11.2020 um 12:26 Uhr

..............ja ich bin ganz bei Ihnen,nur die Hauptherausforderung besteht nicht unser Wissen zu nutzen,uns weiter zu entwickeln, sondern darin, das wenn diese Pandemie überwunden ist, unsere Leistungen bei Politik und Kassen ganz schnell vergessen sein werden.
Insbesondere dann, wenn die wirtschaftlichen Folgen dieser Pandemie sichtbar werden.

echt? in der DAZ?

von Karl Friedrich Müller am 24.11.2020 um 10:08 Uhr

Liebe Daz, dann viel Spaß beim Einmotten Ihrer Homöopathie "Fachliteratur", das große Feindbild vom "DerApotheker",
Mit ist der Mann zu Besserwisserisch und unempathisch. Wenn er sich wirklich so verhält, wie er schreibt, hätte ich Ihn schon am 2. Arbeitstag gekündigt. Auch wenn er in vielem Recht hat. Das ist halt nicht alles.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: echt? in der DAZ

von Eckstein am 24.11.2020 um 11:24 Uhr

Wäre doch wünschenswert, wenn der DAV endlich diese unsägliche Homöopathie-"Fachliteratur" rausschmeißen würde. Die Ärztekammern leben es doch schon vor, indem sie die Fachweiterbildung zur Homöopathie streichen. Sicherlich wirkt die Figur #derApotheker an manchen Stellen unempathisch oder frech, vielleicht auch besserwisserisch, aber muss eine solche Figur nicht polarisieren, um Aufmerksamkeit zu erzeugen? Aufmerksamkeit, die unser Berufsstand heute mehr denn je braucht?

AW: echt? in der DAZ

von Michael Reinhold am 24.11.2020 um 12:35 Uhr

Ich finde es super, dass die DAZ eine Kolumne vom #Der Apotheker bringt. Das ist so erfrischend anders als diese Jammerei über das Leben, das Universum, die ABDA, Herrn Spahn, Herrn Schmidt und den ganzen Rest, die sich hier am Sonntag immer so breitmacht. So geht Apotheke im Jahr 2020.

Der Mann schreibt, was wir alle denken.

Wenn jetzt noch endlich die Apothekerkammern bereit wären, endlich mal einen Vortrag durch Frau Grams, Edzard Ernst oder andere durchführen zu lassen, wäre schon viel gewonnen. Bisher bekommt ja nur die Gegenseite die Gelegenheit, ihren Schwurbel zertifiziert unter das Volk zu bringen.

AW: echt? in der DAZ

von Redaktion DAZ.online am 25.11.2020 um 13:58 Uhr

Lieber Herr Müller,

da wir große Freunde von Meinungspluralität sind, wird sich die Kolumne wunderbar mit unserem Verlagsprogramm vertragen. Und ja, Sie haben recht, er polarisiert bei vielen Themen. Aber ist es nicht das, was das Leben spannend macht? Wie gruselig wäre eine Welt, in der alle einer Meinung sind. Man muss ja nicht seiner Auffassung sein und darf ihm auch gerne, solange die Netiquette eingehalten wird, widersprechen.
Viele Grüße
Ihre Redaktion

Schöner Beitrag

von Eckstein am 24.11.2020 um 9:29 Uhr

Toller Beitrag, so wie man es vom #derApotheker schon seit geraumer Zeit kennt. Er spricht mir - als relativ frisch Approbierten - vollkommen aus der Seele!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.