Coronavirus

Westfalen-Lippe: Sechs Apotheken temporär geschlossen, Versorgung gesichert

Berlin - 25.03.2020, 15:00 Uhr

Die Apotheken gehören zu den wenigen Geschäften, die derzeit noch geöffnet sind. Aufgrund von Quarantänefällen gibt es in Westfalen-Lippe nun erste vorübergehende Schließungen. Die Versorgung ist aber gesichert. (t/Foto: Imago images / Hübner)

Die Apotheken gehören zu den wenigen Geschäften, die derzeit noch geöffnet sind. Aufgrund von Quarantänefällen gibt es in Westfalen-Lippe nun erste vorübergehende Schließungen. Die Versorgung ist aber gesichert. (t/Foto: Imago images / Hübner)


Während die meisten Läden derzeit nicht mehr öffnen, arbeiten die Apotheken unter Hochdruck. Sie bügeln Lieferengpässe aus, stellen Desinfektionsmittel her und haben aus Gründen des Infektionsschutzes ihre Betriebsräume umgebaut. Trotzdem kommt es wegen des Coronavirus bereits zu einzelnen und vorübergehenden Ausfällen und Schließungen. Die Kammer Westfalen-Lippe hat nun als erste bekanntgegeben, dass es aufgrund von Quarantänefällen sechs Schließungen gab. 99,7 Prozent der Apotheken seien allerdings unverändert am Netz.

Ende 2019 gab es in Deutschland 19.075 Apotheken in Deutschland. In einer Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten /-innen der Bundesländer zur Eindämmung des Coronavirus vom 16. März heißt es: „Ausdrücklich NICHT geschlossen wird der Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und der Großhandel.“ Auch diese Regelung wurde inzwischen durch schärfere Maßnahmen abgelöst – Frisöre dürfen derzeit beispielsweise nicht mehr geöffnet haben.

Mit voranschreitender Ausbreitung des Virus sind allerdings auch Apotheken immer häufiger direkt oder indirekt betroffen. Zwar haben viele Apotheker inzwischen (Umbau-)Maßnahmen ergriffen und zum Beispiel Plexiglasscheiben auf den HV-Tischen installiert. Allerdings gibt es inzwischen viele Apotheken, in denen einzelne Teammitglieder unter Quarantäne sind. Als erste Apothekerkammer hat nun die Kammer Westfalen-Lippe (AKWL) Auskunft darüber gegeben, wie viele Apotheken in ihrem Gebiet von temporären Schließungen betroffen sind.

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Demnach sind aktuell 99,7 Prozent aller Apotheken in Westfalen-Lippe am Netz. Dr. Andreas Walter, Hauptgeschäftsführer der AKWL, erklärte in einer Pressemitteilung: „Aufgrund von erkrankten Mitarbeitern, Mitarbeitern in Quarantäne oder Personalengpässen sind derzeit lediglich sechs von 1869 Apotheken in unserem Landesteil geschlossen“. In allen Fällen handelt es sich um Apotheken in Filialverbünden, in denen eine weitere Apotheke in unmittelbarer Nähe die Versorgung sicherstellt.

AKWL: Lage normalisiert sich

Ein AKWL-Sprecher ergänzte, dass die Zahl von sechs temporären Schließungen auch zu „normalen“ Zeiten in der Kammerregion durchaus nicht ungewöhnlich sei: „Wir haben beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen immer mal wieder eine Handvoll von Apotheken, die vorübergehend nicht öffnen kann.“ Auch vor diesem Hintergrund sei die Versorgung in keiner Weise eingeschränkt. 

So wie viele andere Kammern hat auch die AKWL den Apotheken in der Region die Möglichkeit eingeräumt, ihre Öffnungszeiten flexibler zu handhaben (beispielsweise durch Verlängerung von Mittagspausen), um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Zugleich dürfen alle Apotheken auch sonntags öffnen.

Kammergeschäftsführer Walter zufolge hat sich die Lage in den Apotheken „nach einem regelrechten Ansturm der Patienten in der vergangenen Woche“ inzwischen aber wieder etwas normalisiert. „In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt, dass die Menschen in Westfalen-Lippe sich auf die Apothekenteams verlassen können. Unser großer Dank gilt den fast 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in schwierigen Zeiten Tag und Nacht großartige Arbeit leisten. In der Krise zeigt sich ganz besonders deutlich, wie unverzichtbar die wohnortnahe und niederschwellige Versorgung mit Arzneimitteln ist.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Woran liegt´s, wenn´s vor die Wand fährt?

von Wolfgang Müller am 25.03.2020 um 16:33 Uhr

Um hier gezielt gegenzusteuern, muss sauber analysiert werde: WELCHE Apotheken machen WARUM zu? Das gleiche gilt exakt auch bei den niedergelassenen Hausärzten, wo es ganz schnell sogar noch kritischer werden kann. Die Fälle sind da, und sie werden sich („exponentiell“?) häufen. Sollen die dann mit der Maschinenpistole zur Arbeit getrieben werden, gerade auch die „Alten“?

Nur wenn ich weiß, WAS da WIRKLICH passiert, kann ich als "Große Politik" und als Verband/Kammer da gegensteuern. Seriöse, Analyse ohne die üblichen Standes-Tabus und dann entschiedenes Handeln ist gefragt, nicht das übliche pflichtgemäße ABDA blabliblub .... "kein Mangelberuf, nur problematische Verteilung" ..... "Versorgung absolut gesichert" ....etc pp ad libitum.

Also, mir fallen 3 Varianten ein, die jeweils anders zu adressieren sind, liebe Berufs- und große Politik (wie gesagt, Hausärzte immer gleich mitdenken, bitte):

- vorübergehende Schließung wegen Quarantäne, (darüber ist als einzige Ausnahme bereits fast alles gesagt),
- vollkommene momentane Überforderung, defizitäres Arbeiten, Personalmangel, sowieso kurz vor dem Scheitern, und JETZT REICHTS ENDGÜLTIG, Privatinsolvenz kann auch eine Art von Freiheit sein,
- Schäfchen längst mehr als im Trockenen, Restlaufzeit des Mietvertrags locker aus dem Vermögen zu zahlen, einen Käufer/Nachfolger für den Betrieb wird's wegen der seit mindestens 2012 brutal schlechten standes- und sonstigen politischen Entwicklung sowieso nicht mehr geben: "Warum soll ich mir diesen Scheiß unter diesen gnadenlos und demütigend bleibenden Bedingungen JETZT noch weiter antun, wo ich sogar noch meine Gesundheit riskiere?".

Genau genommen fühlen sich doch sowieso sowohl Hausärzte als auch "Regel-Apotheker im Gestern" vor Allem als "von oben" (leider auch Berufs-intern) misstrauisch und argwöhnisch betrachtete, entsprechend unbändig drangsalierte und gegängelte, irgendwie doch in der derzeitigen, freiberuflichen, so befremdlich kleinteiligen Struktur lästige KOSTENFAKTOREN.

Schluss jetzt, jeder halbwegs Verständige muss doch sehen, worauf das hinausläuft. Und erkennen, wie er den 3 genannten Problemgruppen (noch einmal: HAUSÄRZTE und APOTHEKER vollkommen gleichermaßen) WIRKLICH Hilfe zukommen lassen könnte, und Sinn zum Weitermachen stiften könnte.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Woran liegt´s, wenn´s vor die Wand fä

von Wolfgang Müller am 25.03.2020 um 17:30 Uhr

PS Ich vergaß zu bemerken: Zumindest was die Apotheken betrifft (die Hausärzte: wohl kaum), gibt es leider leider ja die Variante, dass es sowohl im Beruf selber als auch in der großen Politik einigen "Entscheidern" sowieso sehr recht ist, wenn es jetzt "wegen Corona" zu einer noch schnelleren Radikal-Dezimierung kommen könnte. "Der Krieg ist der Vater aller Dinge", schließlich. So blöd bin ich nicht, das nicht immer mitzudenken .... wir werden in den nächsten Wochen sehen. Spannend ist aktuell immer die makabre Verfolgung der Versandapotheken-Aktien, da sieht man, ob die Investoren eher denken, dass es "wegen Corona" mit uns oder "Dem Versand" abwärts geht.

Apothekenquarantäne

von Roland Mückschel am 25.03.2020 um 15:17 Uhr

Wenns noch mehr werden und die Versorgung schwierig wird
dann ruft in Berlin an. Die helfen gerne zusätzlich aus.
Ansonsten kommt es halt so wie es kommen muss.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Apothekenquarantäne

von AnitaD am 25.03.2020 um 18:14 Uhr

...ich würde mal bei DOC Morris & CO anrufen-vielleicht können die auch was Anderes außer BILLIG!.Das könnte ja auch Herr Spahn machen, der hat da ja gute Kontakte...

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