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Pelargonie

Stuttgart - 06.12.2019, 08:59 Uhr

Die Pelargonie, Pelargonium sidoides DC.

Die Pelargonie, Pelargonium sidoides DC.


Die Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) ist eine spezielle, in Südafrika beheimatete Geranienart. Medizinisch verwendet werden ihre Wurzeln, und das bereits von ethnischen Bevölkerungsgruppen im südlichen Afrika. In Europa ist die Heilpflanze seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Hier wurde sie eingehend erforscht und ihre positive Wirkung gegen Atemwegserkrankungen untersucht. Erfahren Sie in unserem Heilpflanzen-Lexikon alles, was es über Pelargonium sidoides zu wissen gibt.

Die Kapland-Pelargonie ist eine krautige, bis zu 50 Zentimeter hoch wachsende Pflanze. Die massiven Wurzelstücke sind bis zu 15 Zentimeter lang und von dunkelbrauner Farbe. Sie fungieren als Überdauerungs-Organ, mit dem die Pflanze lange Dürrezeiten und sogar Brände überstehen und überleben kann. Ihre auf langen Stielen sitzenden, herzförmigen Blätter sind drüsig behaart. Die violett-roten Blüten stehen in Scheindolden. Der Geschmack ist leicht bitter und adstringierend.

Steckbrief

  • Synonyme 
    Umckaloabo, Südafrikanische Geranie, Kapgeranie
     
  • Wissenschaftlicher Name 
    Pelargonium sidoides DC.
     
  • Familie
    Geraniaceae (Storchschnabelgewächse)
     
  • Heimat 
    Südafrika, bevorzugt in Höhenlagen bis 2.300 Meter. Zum Artenschutz (Ausrottungsgefahr durch Wildsammlungen!) stammt das Drogenmaterial für Phytopharmaka zunehmend aus Kulturanbau aus Südafrika. 
     
  • Inhaltsstoffe 
    Gerbstoffe (etwa 9 Prozent), Cumarine (darunter Umckalin, das als Leitstruktur für Pelargonium sidoides gelten kann).

Umckaloabo – ein außergewöhnlicher Name

„Umckaloabo“ setzt sich aus zwei Bezeichnungen der Zulu-Sprache zusammen: ‚umKhulkane’ heißt so viel wie „Beschwerden/Erkrankung der Lunge“, ‚uUhlabo’ bedeutet „Schmerzen im Brustbereich“. Daran lässt sich der traditionelle Gebrauch der Wurzel erkennen.

Schon lange traditionell angewendet

Traditionell setzen ethnische Bevölkerungsgruppen im südlichen Afrika verschiedene Pelargonium-Arten gegen eine Reihe von Beschwerden ein. Sie verwenden hierzu meist die Wurzeln, gelegentlich auch die Blätter. Beide werden vor allem zur Behandlung von Durchfallerkrankungen wie bakterieller Enteritis und ähnlichen gastrointestinalen Störungen angewendet. Außerdem ist dokumentiert, dass Nutztiere die Dekokte von Pelargonium-Arten verabreicht wurden, wenn sie von Parasiten befallen waren.

Wie und wann kam die Pelargonie vom Kap nach Europa?

Bereits ab 1650 finden sich Aufzeichnungen von europäischen Forschern, die während ihrer Reisen zum südlichen Kap des afrikanischen Kontinentes Pelargonium-Arten beschreiben. Zu lesen ist von arzneilich und als Nahrungsmittel genutzten Pflanzen mit knolligen, roten Wurzeln und adstringierender Wirkung.

Im Jahre 1897 reiste der junge englische Major Stevens nach Südafrika. Sein Arzt hatte ihm geraten, seine Lungentuberkulose im dortigen günstigen Heilklima zu kurieren. Tuberkulose („Schwindsucht“) war damals eine weitverbreitete Krankheit, gegen die es kein wirksames Medikament gab. Vor Ort suchte Stevens einen Zulu-Medizinmann auf. Dieser verabreichte dem Briten drei Monate lang ein rätselhaftes Wurzeldekokt, woraufhin Stevens nach seiner Rückkehr in England von seinem Arzt als geheilt erklärt wurde.

Stevens war so angetan, dass er ab 1904 die Droge mit Hilfe des Medizinmannes nach England importierte. Dort war sie bis Mitte der Fünfziger Jahre unter dem Namen „Stevens´ Consumption Cure“ als Heilmittel gegen Tuberkulose erhältlich (Consumption: englisch für Tuberkulose).

Die Kap-Pelargonie wurde also jahrzehntelang als Medikament gegen Tuberkulose verwendet.

Verwendung

Medizinisch angewendet wird die Pelargonium-sidoides-Wurzel dreijähriger Pflanzen. Die daraus gewonnenen alkoholische Auszüge werden als Tropfen eingenommen oder zu Saft oder Tabeltten weiterverarbeitet. Die Einstellung auf einen bestimmten Wirkstoffgehalt ist notwendig, da dieser stark vom Standort und seinen Umweltbedingungen abhängt.

Umckalin

Der Pelargonium-sidoides-Extrakt hat antibakterielle und antimykotische Eigenschaften, besitzt zytoprotektive Aktivität und ist ein Stimulator für die TNF-α-Produktion. Außerdem kann der Extrakt beispielsweise auch die Interferon- und Interleukin-Bildung modulieren. Wie so oft im Bereich der Phytotherapie lassen sich diese Effekte auch beim Pelargonienwurzel- Extrakt keiner chemisch definierten Substanz eindeutig zuordnen.

Interessant ist die Beobachtung, dass der Extrakt eine wichtige mechanische Abwehrfunktion positiv beeinflusst: Er steigert die Zilienschlag-Frequenz an menschlichen nasalen Flimmerzellkulturen.

Anwendungsgebiete

Traditionell erfolgt die Anwendung zur symptomatischen Behandlung banaler Erkältungen. Eine Zulassung durch das BfArM liegt für die Anwendung bei akuter Bronchitis vor.

Nebenwirkungen

Gelegentlich treten Magen-Darm-Beschwerden, selten leichtes Zahnfleisch- oder Nasenbluten auf oder auch Überempfindlichkeitsreaktionen. Sehr selten werden schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit Gesichtsschwellung , Atemnot und Blutdruckabfall beobachtet.

Bei schweren Lebererkrankungen sollen Extrakte aus Pelargonium sidoides nicht eingenommen werden, da diesbezüglich keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen.

Wechselwirkungen

Da die Beeinflussung von Gerinnungsparametern möglich ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass etwa Phenprocoumon oder Warfarin stärker wirken.

Gegenanzeigen

Zu den Gegenanzeigen gehören eine höhte Blutungsneigung, die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente sowie schwere Leber- und Nierenerkrankungen.

Schwangerschaft und Stillzeit

Wegen der unzureichenden Datenlage ist Pelargoniumwurzel-Extrakt in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.

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Phytofakten


Eva-Maria Hierl, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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