Phytofakten – das Heilpflanzen-Lexikon

Pfefferminze

Stuttgart - 21.11.2019, 11:29 Uhr

Die Pfefferminze, Mentha piperita 

Die Pfefferminze, Mentha piperita 


Vielen ist der einzigartige Geruch und Geschmack der Pfefferminze noch aus Kindertagen in Erinnerung. Sie kommt zusammen mit Erdbeeren in die Sommerbowle und gibt Salaten ihre Frische. Und schließlich kommt kein Mojito ohne Minze auf den Thresen – ein karibischer Drink, den Ernest Hemingway zur Legende machte.

Die Pfefferminze ist ganz leicht und eindeutig an ihrem würzigen Duft zu erkennen, sobald man die Blätter etwas zwischen den Fingern verreibt. Sie besitzt ovale bis längliche gezähnte, dunkelgrüne Blätter. 

Steckbrief

  • Synonyme 
    Aderminze, Edelminze, Englische Minze, Gartenminze, Teeminze
     
  • Wissenschaftlicher Name 
    Mentha piperita L.
     
  • Familie
    Lamiaceae (Lippenblütengewächse)
     
  • Heimat 
    Ursprungsland unklar; weite Verbreitung in Europa und Nordamerika.
     
  • Inhaltsstoffe 
    Ätherisches Öl, davon bis zu 60 Prozent Menthol, Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe.

Die Stängel der Pfefferminze werden etwa 80 cm hoch und tragen von Juli bis September rosarote Blüten in dichten, länglichen, endständigen Blütenständen. Da sich die Pfefferminze durch Ausläufer vermehrt, gelingt es ihr leicht, sich großflächig auszubreiten. Gartenliebhaber setzen sie daher gerne in einen Topf und verhindern so ihr ausuferndes Wachstum. Die Pfefferminze gedeiht insbesondere an halbschattigen oder schattigen, feuchten Standorten.

Mentha piperita, die Pfefferminze, ist genau betrachtet eine Laune der Natur. Sie wurde Ende des 17. Jahrhunderts auf einem Feld entdeckt, auf dem die Minz-Arten Mentha spicata (Grüne Minze) und Mentha aquatica (Wasserminze) kultiviert wurden. Dort war sie als zufällige Kreuzung zwischen den beiden Arten entstanden und wurde fortan weiter vermehrt. 2004 wurde der Pfefferminze die Ehre „Arzneipflanze des Jahres“ zuteil, verliehen vom Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ der Universität Würzburg.

Inhaltsstoffe

Inhaltsstoffe der Pfefferminze sind ätherisches Öl (Gehalt 0,5 bis 4 Prozent), das überwiegend aus Monoterpenderivaten zusammensetzt ist. Hauptkomponenten sind Menthol (35 bis 45 Prozent), Menthon (15 bis 20 Prozent), Menthylacetat (3 bis 5 Prozent), 1,8-Cineol (6 bis 8 Prozent), Menthofuran (2 bis 7 Prozent) und  Neomenthol (2,5 bis 3,5 Prozent).

Strukturformel Menthol

Daneben enthält Mentha piperita noch viele weitere Monoterpene und kleine Mengen an Sesquiterpenen. Weitere Bestandteile sind Glykoside der Komponenten des ätherischen Öls, reichlich Gerbstoffe („Labiatengerbstoffe“), zahlreiche Flavonoide (vor allem freie Flavone sowie deren Glykoside) und zahlreiche weitere Inhaltsstoffe.

Verwendung

Medizinisch verwendet werden das aus den blühenden oberirdischen Teilen durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Öl, das Pfefferminzöl (Menthae piperitae aetheroleum). Auch die frischen oder getrockneten Blätter (Menthae piperitae folium) werden heilkundlich angewendet. Pfefferminzöl wirkt im Verdauungstrakt krampflösend, galleflussfördernd und blähungstreibend.

Das Pfefferminzöl enthält Ether, freie Alkohole und Ketone. Es hat wie die Blätter eine verdauungsfördernde Wirkung. Zusätzlich wirkt das Öl antibakteriell, schleimlösend und kühlend. Das Öl findet auch Verwendung gegen Katarrhe der oberen Atemwege (cave Säuglinge und Kleinkinder!). Durch die antiseptische Wirkung eignen sich Auszüge aus Mentha piperita in Spülungen und Gele gegen Entzündungen der Mundschleimhaut. Auch in Zahncremes ist Pfefferminze häufig zu finden, denn Pfefferminzöl wirkt besonders erfrischend und geruchsneutralisierend. Es hilft als Externum (bei intakter Haut) zudem bei Gelenkschmerzen und – an Schläfen und im Nacken aufgetragen – auch gegen Spannungskopfschmerzen.

Wissenswertes

Der Artname „piperita“ beschreibt sehr treffend den pfeffrig scharfen Geschmack der Pfefferminze. Mentha hingegen geht vermutlich auf Minthe zurück. Minthe war eine Nymphe, die es Hades, dem Gott der Unterwelt in der griechischen Mythologie, angetan hatte. Dessen Gemahlin Persephone fand jedoch keinen Gefallen an dieser Liaison. Sie verwandelte Minthe kurz entschlossen in eine Pflanze, nämlich in die Pfefferminze.

Die englischen Seefahren nutzten wohl die konservierende Wirkung, denn sie hielten bei längeren Reisen ihr Trinkwasser durch Minzeblätter länger frisch. So soll sich übrigens auch die Wasserqualität von Schnittblumen verbessern lassen.

Nebenwirkungen

Zu den Nebenwirkungen zählen vor allem allergische Reaktionen sowie Übelkeit und Magenbeschwerden bei Dauergebrauch von Pfefferminztee.

Gegenanzeigen

Bei Gallensteinen, Gallenleiden und Leberschäden darf die Anwendung nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist Pfefferminzöl grundsätzlich nicht geeignet, insbesondere nicht im Bereich von Mund und Nase, da es zu Atemnot und Verkrampfungen des Kehlkopfs kommen kann.

Pfefferminzöl darf auch nicht im Bereich der Augen aufgetragen werden.

Spezialextrakt Menthacarin kombiniert Pfefferminze mit Kümmel     

Pfefferminzöl ist zusammen mit Kümmelöl der Wirkstoff eines Spezialextraktes (Menthacarin®), der als zugelassenes pflanzliches Arzneimittel gegen funktionelle Magen-Darm-Beschwerden angewendet wird. Hier ergänzen sich die beiden Heilpflanzen in ihren positiven Wirkungen auf Blähungen und Völlegefühl. Das Zusammenspiel der beiden Heilpflanzen wird auch gegen Magen-Darm-Krämpfe verwendet.

Heilpflanzenlexikon

Phytofakten


Eva-Maria Hierl, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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