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Lavendel

Stuttgart - 29.10.2019, 07:00 Uhr

Lavendelblüten, Lavandulae flos

Lavendelblüten, Lavandulae flos


Lavendelarten gibt es eine ganze Reihe, pharmazeutisch relevant ist jedoch Lavandula angustifolia. Die Volksmedizin kennt Lavendel bereits seit dem 16. Jahrhundert. Zahlreiche pharmakologische Effekte werden ihm zugeschrieben. Die angstlösende und schlafverbessernde Wirkung konnte zumindest für ein bestimmtes Lavendelöl sogar in randomisierten doppelblinden Studien gezeigt werden. Lesen und hören Sie hier alles, was es über Lavendel zu wissen gibt.

Steckbrief

  • Synonyme 
    Flores spicae, Lavender (engl.), Fleur de lavande (franz.)
     
  • Wissenschaftlicher Name 
    Lavandula angustifolia MILL
     
  • Familie
    Lamiaceae (Lippenblütler)
     
  • Heimat 
    Mittelmeerraum
     
  • Inhaltsstoffe 
    Ätherisches Öl, davon 
    30-50 % R-(-)-Linalylavcetat und 
    20-45 % R-(-)-Linalool,
    außerdem Monoterpene und Lamiaceen-Gerbstoffe

Heimat

Der Wärme liebende Lavendel ist im Mittelmeergebiet heimisch; dort wird die Pflanze auch in größerem Umfang kultiviert; Einfuhren der Drogen kommen aus Frankreich, Spanien und Osteuropa.

Inhaltsstoffe

1-3 Prozent ätherisches Öl in den Drüsenschuppen des Kelches und der Kronröhre. Hauptkomponenten sind R-(-)-Linalylavcetat (30-50 Prozent) und R-(-)-Linalool (20-45 Prozent). Außerdem finden sich Monoterpene und Lamiaceen-Gerbstoffe.

Beschreibung

Der angenehm duftende Lavendel ist ein Halbstrauch mit einer Höhe von 30 bis 60 Zentimetern. Er trägt graugrüne Blätter, die etwa 5 cm lang sind. Die Blüten sitzen in Scheinquirlen am Ende eines langen Stängels. Sie bilden dort eine Scheinähre.

In der Droge überwiegen die röhrenförmig-ovalen blaugrauen Kelche, denn die Blumenkronblätter fallen beim Trocknen leicht ab. Die Droge riecht intensiv und charakteristisch nach Lavendel (Linalylacetat, Linalool).

Wissenswertes zur Parfüm-Fabrik der Natur

Der Hauptinhaltsstoff von Lavendel, Linalool, kann in zwei Stereoisomere vorliegen, da er ein chirales C-Atom besitzt. Stereoisomere besitzen häufig unterschiedliche physiologische Wirkungen. Auch im Geruch können sie sich unterscheiden. Während (R)-Linalool nach Lavendel riecht, duftet (S)-Linalool nach Koriander. Pflanzen können einzelne Enantiomere selektiv produzieren oder anreichern, diese Fähigkeit ist genetisch festgelegt.

Stellt man Linalool chemisch her, so entsteht immer ein Racemat. So lassen sich Fälschungen aufdecken. Denn Lavendelöl, das mit synthetisch hergestellten Ölen gestreckt wird, hat in der Regel ein unnatürliches Verhältnis der R- und S- Enantiomere.

Wirkungen

Lavendel wirkt antibakteriell, spasmolytisch, antiphlogistisch und auch antikonvulsiv. Außerdem wirkt Lavendel sedativ mit einer Hemmung der motorischen Aktivität, einer Verkürzung der Einschlafzeit und einer Verlängerung der Schlafdauer. Interessant ist, dass Lavendel auch die Wirkung von Narkotika steigert.

Bei geriatrischen Patienten wurde die Schlafzeit in einer Lavendelöl-Atmosphäre in gleicher Größenordnung verlängert wie unter Benzodiazepinen.

Anwendungsgebiete

Die Volksmedizin kennt Lavendel bereits seit dem 16. Jahrhundert. Er wird hier als beruhigendes und krampflösendes Mittel verwendet.

Heute wird die Pflanze in der Volksmedizin als Karminativum, Spasmolytikum, Stomachikum, Diuretikum und zur Verbesserung der Wundheilung eingesetzt. Als Droge ist sie in Beruhigungsbädern und Kräuterkissen gegen Schlafstörungen enthalten.

Traditionell werden Lavendelblüten und Lavendelöl verwendet, um leichte Stress- und Erschöpfungssymptome zu behandeln sowie als Einschlafhilfe. Lavendelöl ist auch ein gutes Repellent. Dazu wird es beispielsweise auf poröse Tonscherben aufgebracht, so dass es leicht und schnell verdunsten kann.

Vom BfArM hält Lavendel die Zulassung zur Behandlung von Unruhezuständen bei ängstlicher Verstimmung.

Die Kommission E nennt folgende Anwendungsgebiete für Lavendel: Befindlichkeitsstörungen wie Unruhezustände, Einschlafstörungen, funktionelle Oberbauchbeschwerden, äußerlich in Form von Bädern zur Behandlung von funktionellen Kreislaufstörungen.

Nebenwirkungen

Bei der innerlichen Anwendung von Lavendelöl können Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Äußerlich kann es zu Hautreizungen kommen.

Gegenanzeigen

Ätherische Öle – so auch Lavendelöl – nie bei Säuglingen oder Kleinkindern verwenden, weder innerlich noch äußerlich. Zudem sollte das Öl nie im Bereich der Augen aufgetragen werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Für die Anwendung von Lavendelblüten in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine Erfahrungswerte vor.

Lavendel-Spezialextrakt Silexan gegen Angststörungen und Unruhezustände

In randomisierten doppelblinden Studien zeigte sich ein Lavendelöl (Silexan®) gegenüber Plazebo überlegen in Bezug auf die angstlösende und schlafverbessernde Wirkung.

Gegenüber Lorazepam war es gleich wirksam. Unter Silexan® konnten keine Sedierung und keine Absetzeffekte beobachtet werden. Als Nebenwirkungen wurden leichte gastrointestinale Beschwerden beobachtet.

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Eva-Maria Hierl, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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