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PDE-5-Hemmer haben die Therapie der
erektilen Dysfunktion revolutioniert. Denn vor dem Launch von Pfizers Viagra
war die
Selbstinjektion von vasoaktiven Substanzen in den Schwellkörper die gebräuchlichste Methode zur Behandlung. Und auch in anderen Indikationen spielen sie mittlerweile eine wichtige Rolle. Lesen Sie hier alles, was es über diese Wirkstoffgruppe zu wissen gibt.
Kurzinfo
Phosphodiesterase(PDE)-5-Inhibitoren sind eine Gruppe von gefäßerweiternden Medikamenten, unter anderem zur Behandlung von Erektionsstörungen beim Mann. Zu ihnen gehören die Wirkstoffe Sildenafil (als erster Vertreter dieser Substanzklasse), Tadalafil oder Vardenafil. Sie sind strukturell mit dem natürlichen Substrat der Phosphodiesterase-5, nämlich cGMP (cyclisches Guanosinmonophosphat), verwandt und wirken gefäßerweiternd und blutdrucksenkend. Alle PDE-5-Inhibitoren unterliegen in Deutschland der Verschreibungspflicht.
PDE-5-Hemmer – der bekannteste Vertreter ist wohl Sildenafil – haben vor mehr als 20 Jahren die Therapie der erektilen Dysfunktion revolutioniert. Allerdings sind sie nicht für jeden Patienten geeignet, es gibt zahlreiche Kontraindikationen und Wechselwirkungen, die es zu beachten gilt<br>Mehr dazu in unserem Podcast:
Indikationen
PDE-5-Inhibitoren werden zur Behandlung der erektilen Dysfunktion von erwachsenen Männern angewendet.
Tadalafil und Sildenafil sind darüber hinaus auch zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie zugelassen, Tadalafil zudem zur Therapie des benignen Prostatasyndroms.
Wirkmechanismus
Das Ausmaß und die Dauer einer Erektion hängen sowohl vom Blutzufluss als auch vom Blutabfluss aus den Schwellkörpern des Penis ab.
Bei sexueller Erregung wird der Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) in den glatten Muskelzellen des Corpus cavernosum (Schwellkörper) im Penis freigesetzt. NO aktiviert die Guanylatcyclase, in der Folge wird cyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP) synthetisiert. Dieser Anstieg des cGMP-Spiegels lässt die glatte Muskulatur erschlaffen. Dadurch kann mehr Blut in den Penis einströmen, und es kommt zur Erektion. Gleichzeitig wird der venöse Ausstrom verringert.
Phosphodiesterase-5–Inhibitoren erhöhen die Spiegel von cGMP. Sie hemmen den Abbau von cGMP durch PDE-5, die wichtigste Phosphodiesterase im Corpus cavernosum des Penis. Dabei wirken PDE-5-Inhibitoren als Gegenspieler (kompetitive Antagonisten) von cGMP an der Bindungsstelle des Enzyms.
Sie verstärken somit den Effekt von endogenem NO, welches infolge einer sexuellen Stimulation ausgeschüttet wird. Dadurch wird auch klar, dass PDE-5-Inhibitoren ohne vorliegende sexuelle Stimulation nicht wirken können.
Dosierung
Die Dosierung beträgt für Sildenafil zwischen 25 und 100 mg, für Vardenafil und Tadalafil 5 bis 20 mg. Sie werden je nach Wirkstoff 30 bis 60 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr oral eingenommen.
Pharmakokinetik
Sildenafil und Vardenafil wirken über vier bis fünf Stunden. Tadalafil besitzt aufgrund seiner Halbwertszeit von rund 17,5 Stunden eine entsprechend längere Wirkdauer von mehr als 24 Stunden.
Werden Sildenafil oder Vardenafil mit einer Mahlzeit eingenommen, so verzögert sich der Wirkeintritt, bei Tadalafil hat Essen keinen Einfluss auf die Resorption.
PDE-5-Inhibitoren werden durch CYP3A4 verstoffwechselt. Die gleichzeitige Gabe von CYP3A4-Inhibitoren (beispielsweise Ketokonazol, Itraconazol, Ritonavir, Clarithromycin, Grapefruitsaft) können die Plasmaspiegel von PDE-5-Inhibitoren erhöhen und zu mehr Interaktionen und einer höheren Rate von Nebenwirkungen führen.
CYP3A4-Induktoren wie Phenytoin, Carbamazepin oder Phenobarbital verringern die Plasmakonzentration von PDE-5-Inhibitoren.
Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über die Faeces, zum geringeren Teil über die Nieren.
Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen und Flush sowie gelegentlich Verdauungsstörungen. Auch Sehstörungen, verstopfte Nase und Schwindel werden beobachtet.
Gegenanzeigen
Bei Patienten, die Nitrate oder andere NO-Donatoren einnehmen, sind PDE-5-Inhibitoren streng kontraindiziert. Grund ist die Gefahr erheblicher, mitunter tödlicher Nebenwirkungen, die durch den gehemmten Abbau von cGMP und der deshalb verstärkten NO-Wirkung auftreten.
Zudem sind sie kontraindiziert bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und hepatischen Erkrankungen, ebenso bei Patienten mit kürzlich erlittenem Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Auch wissenswert
Sildenafil gilt als derjenige Wirkstoff, der als erster dazu beigetragen hat, den internationalen Artenschutz zu verbessern: Vor allem in asiatischen Ländern werden traditionell Aphrodisiaka verwendet, die mitunter von seltenen Tieren gewonnen werden. Seitdem Sildenafil weltweit verfügbar ist, ist die Jagd auf bedrohte Tierarten zum Zweck der Potenzmittel-Gewinnung zurückgegangen.
1 Kommentar
Alle über........?
von Dr. Dietmar Roth, Rottenburg am 19.06.2019 um 10:54 Uhr
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