Rote-Hand-Brief

Aortenaneurysmen unter Fluorchinolonen

Stuttgart - 26.10.2018, 12:45 Uhr

Laut einer Studie erhöht Ciprofloxacin bei Mäusen die Anfälligkeit für Aortendissektionen und -rupturen, man geht aber von einem Gruppeneffekt aus. (m / Foto: imago)

Laut einer Studie erhöht Ciprofloxacin bei Mäusen die Anfälligkeit für Aortendissektionen und -rupturen, man geht aber von einem Gruppeneffekt aus. (m / Foto: imago)


Wann sollen Fluorchinolone nicht mehr verwendet werden?

Weiter bitten die Zulassungsinhaber Angehörige von Gesundheitsberufen, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung sei von großer Wichtigkeit, heißt es. Sie ermögliche eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Meldungen können an die Firmen selbst, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder die Arzneimittelkommission der Apotheker (AMK) erfolgen.

Erst vor kurzem hatte der Pharmakovigilanzausschuss der EMA (PRAC) empfohlen, die Anwendung von Fluorchinolon-Antibiotika zu beschränken. Vorausgegangen war ein Review zu Nebenwirkungen, die möglicherweise zu dauerhaften Behinderungen führen können.

PRAC will Anwendung beschränken

So sollen Fluorchinolone, geht es nach dem PRAC, nicht mehr eingesetzt werden 

  • bei Infektionen, die möglicherweise selbstlimitierend oder nicht schwerwiegend sind, wie Halsinfektionen;
  • zur Vorbeugung von Reisedurchfall oder wiederkehrender Blasenentzündungen;
  • bei Patienten, die bereits Nebenwirkungen unter einer Fluorchinolon-Therapie hatten;
  • zur Behandlung leichter oder mittelschwerer Infekte – außer in Fällen, in denen die üblicherweise empfohlenen Antibiotika nicht angewendet werden können.

Besondere Vorsicht sollte nach Ansicht des PRAC geboten sein, wenn Ältere, Patienten mit Nierenproblemen, Patienten nach Organtransplantationen oder unter Corticoidtherapie mit Fluorchinolonen behandelt werden. Das Risiko für Sehnenverletzungen, bedingt durch diese Antibiotika, sei bei diesen Patienten höher, so der PRAC.

Die verwandte Gruppe der Chinolone, die in Deutschland nicht mehr erhältlich sind, soll ganz vom Markt verschwinden, findet der PRAC. Sie seien ohnehin nur für Indikationen zugelassen, die mit dieser Wirkstoffklasse nicht mehr behandelt werden sollen, begründet der Ausschuss seine Empfehlung.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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