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Salben, Zäpfchen, Sitzbäder
Hämorrhoiden bei Schwangeren – was ist erlaubt?
Für Hämorrhoiden muss man sich nicht schämen, dennoch ist das Thema vielen Patienten peinlich. Insbesondere Schwangere sind prädestiniert während der Schwangerschaft oder nach der Geburt ein Hämorrhoidalleiden zu entwickeln. Die Apotheke bietet Salben, Sitzbäder und Zäpfchen, die bei Hämorrhoiden helfen – und die auch Schwangere anwenden dürfen. Welche sind das? DAZ.online hat Hamärroihdensalben, -zäpfchen und Sitzbäder in zwei Tabellen dargestellt.
Durchstöbert man einschlägige Internet-Foren werdender Mütter, stolpert man bei der Stichwort-Suche „Schwangerschaft Hämorrhoiden“ nicht selten über lange Diskussionen der Schwangeren untereinander zur möglichen Behandlung. Und über Aussagen, dass die Schwangeren einen Arzt wegen dieses Leidens nicht fragen möchten, da ihnen das Thema peinlich sei. In der Tat lässt sich das nachempfinden, keiner hat wohl gern Hämorrhoiden und genauso wenigen fällt es leicht, über sie zu sprechen. Dabei sind Hämorrhoidalleiden insbesondere während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung recht verbreitet. Rund die Hälfte aller Schwangeren kämpft mit ihnen. Das Positive: Es gibt gute Arzneimittel aus der Apotheke, die auch Schwangere verwenden dürfen und die gegen Hämorrhoiden helfen.
Warum leiden Schwangere unter Hämorrhoiden?
Rund die Hälfte aller Schwangeren leidet unter Hämorrhoiden, entweder bereits während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung. Gründe hierfür sind die hormonelle Umstellung, Wassereinlagerungen und das zunehmende Gewicht der Schwangeren sowie die wachsende Gebärmutter während der Schwangerschaft. Doch auch starkes Pressen beim Geburtsvorgang kann Hämorrhoiden „auslösen“. Wobei das Problem meist nicht völlig neu ist. Die Gefäßerweiterungen bestanden auch bereits zuvor, nur erweitern sich diese durch den Einfluss der Schwangerschaft oder den Pressdruck bei der Entbindung.
Basistherapie bei Hämorrhoiden – ballaststoffreiche Ernährung, Bewegung, Analhygiene
Wie für alle anderen Patienten auch, die unter Hämorrhoiden leiden, sollten Schwangere, so sie mit dem Problem kämpfen, zunächst mit der „Basistherapie“ beginnen. Was gehört hier dazu? Ernährung, Bewegung und Analhygiene. Tipps, die Apotheker den Schwangeren hierzu geben können, zielen auf die Vermeidung einer Obstipation. Schwangere sollten auf eine ballaststoffreiche Kost achten – Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte – und auf eine ausreichende Trinkmenge. So gut es geht – je nach Stadium der Schwangerschaft und Dicke des Bauches – fördert auch Bewegung die Darmtätigkeit und beugt Verstopfung vor.
Falls – trotz faserreicher Ernährung, ausreichender Trinkmenge und Bewegung – dennoch eine behandlungsbedürftige Obstipation persistiert, kann die Apotheke der Schwangeren zusätzlich Macrogol-haltige Arzneimittel empfehlen. Movicol® dürfen sowohl Schwangere als auch Stillende anwenden.
Sitzbäder für eine gute Analhygiene
Wie sieht nun eine gute Analhygiene aus? Eine gute Analhygiene fördert zum einen das Abheilen von Hämorrhoiden und hilft zum anderen, neuen Beschwerden vorzubeugen. Sitzbäder haben hier einen hohen Stellenwert und zweierlei Effekt: Sie lindern zum einen akute Beschwerden (Sitzbäder mit entzündungshemmenden Wirkstoffen, beispielsweise Kamillosan® Wund- und Heilbad), zum anderen säubern sie die Analregion. Sie können vor allem bei akuten Beschwerden mehrmals täglich praktiziert werden. Ansonsten ist für eine gute Analhygiene feuchtes Toilettenpapier hilfreich – ohne reizende Zusätze wie Duftstoffe (Feuchtpflegetücher von Hametum®, Faktuclean®) – oder auch einfach warmes Wasser. Auch bei „normalem“ Toilettenpapier sollten die Schwangeren auf ein „weiches“ achten, das ebenfalls frei von Duft- oder Farbstoffen sein sollte.
Welche Hämorrhoidensalben dürfen Schwangere anwenden?
Bei vielen Arzneimitteln, ob zur Einnahme oder zur äußerlichen Anwendung, geben die Hersteller keine konkreten Empfehlungen für die Schwangerschaft. Studien an schwangeren Frauen verbietet die Ethik, häufig fehlen Daten. So heißt es auch bei den Hamamelis-haltigen Arzneimitteln Faktu® lind Salbe, Faktu® lind Zäpfchen, Haenal® fact hamamelis Zäpfchen, Hametum® Hämorrhoidensalbe Hametum® Hämorrhoidenzäpfchen und Posterisan® Salbe und Posterisan® Zäpfchen: „Nur nach Rücksprache mit dem Arzt“. Auch bei den Zubereitungen mit lokalanästhetischen Wirkstoffen wie Lidocain in Posterisan® akut und Quinisocain in Haenal® akut gilt laut Packungsbeilage eine strenge Indikationsstellung. Bei Embryotox findet sich dazu folgende Information: Die Anwendung von Lidocain als Lokalanästhetikum ist in der Schwangerschaft möglich. Zu Quinisocain finden sich in der Datenbank des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin keine Angaben.
Wirkstoff | Handelsname | Darreichungsform | Dosierung |
Kamillenblütenextrakt | Kamillosan® Salbe | Salbe | Mehrmals täglich |
Fichtennadelöl, Latschenkieferöl, Thymol, Arnikatinktur | Retterspitz® Wund- und Heilsalbe | Salbe | Nach jedem Stuhlgang |
Jojobawachs, gelbes Bienenwachs, Cetylstearylisononanoat | Posterisan® protect | Salbe / Zäpfchen | Mehrmals täglich, vor und nach dem Stuhlgang |
Zinkoxid | Retterspitz® Zinksalbe | Mehrmals täglich | |
Zinkoxid, Harnstoff, Lebertran | Mirfulan® | Mehrmals tägl |
Posterisan protect und Kamillosan Salbe: auch in der Schwangerschaft
Doch das Erfreuliche: Es gibt auch zahlreiche Salben, weniger Zäpfchen, die auch Schwangere mit Hämorrhoidalbeschwerden anwenden dürfen. Als wirksame Bestandteile enthalten sie unter anderem Zinkoxid. Von Zinkoxid profitieren insbesondere Hämorrhoiden-Patienten mit nässenden Wunden. Salben, die PTA und Apotheker werdenden Müttern mitgeben können, sind: Retterspitz® Zinksalbe oder Zinksalbe® Lichtenstein beispielsweise, eine Kombination aus Zinkoxid, Harnstoff und Lebertran enthält Mirfulan®.
Auf ätherische Öle setzt Retterspitz® Wund- und Heilsalbe, was von einigen Patienten als angenehm empfunden wird, da ätherische Öle auch vermögen, unangenehme Gerüche zu überdecken. Auch beide Posterisan®-protect-Präparate, Salbe und Zäpfchen, sind in der Schwangerschaft möglich. Wer es pflanzlich mag, für den ist Kamillosan® Salbe eine Alternative zur entzündungshemmenden Behandlung von Hämorrhoiden.
In aller Regel erfolgt die Applikation der Salben nach dem Stuhlgang, Posterisan® protect empfiehlt jedoch die Anwendung zusätzlich davor: Die Salbe fettet den Analkanal und erleichtert den Stuhlgang. Im Anschluss aufgetragen schützt das Wachs die gereizte Haut- und Schleimhaut.
Welche Sitzbäder eignen sich für Schwangere?
Auch Sitzbäder dürfen Schwangere machen. Sie reinigen und wirken entzündungshemmend. Gerbstoffe haben einen adstringierenden und auch blutungsstillenden Effekt. Tannolact®, Tannosynt® und Delagil® enthalten einen synthetischen Gerbstoff, Tamol PP (Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat als sulfoniertes Natriumsalz). Dieser ist sowohl als pulverförmiger Badezusatz (Tannolact®, Delagil®) als auch als flüssiger (Tanosynt®) im Handel.
Wie auch in Salben wirkt Kamillenblütenextrakt in Bädern entzündungshemmend. Kamillosan® Wund und Heilbad dürfen Schwangere anwenden, bei Kamillin® extern Robugen ist die Anwendung möglich, jedoch ärztliche Rücksprache empfohlen.
Wirkstoff | Handelsname | Darreichungsform | Dosierung |
Kamillenblütenextrakt | Kamillosan® Wund- und Heilbad | Bad | 30 ml in 1 Liter Waser |
Kamillenblütenextrakt | Kamillin® extern Robugen | Lösung | 15 ml in 1 Liter Wasser |
Tamol PP (Gerbstoff) | Tannolact® | Badezusatz (Pulver) | Etwa 10 g in 25 Liter Wasser |
Tamol PP (Gerbstoff) | Tanosynt® | Badezusatz (flüssig) | 5 ml in 5 Liter Wasser |
Tamol PP (Gerbstoff) | Delagil® | Badezusatz (Pulver) | Etwa 10 g in 25 Liter Wasser |
1 Kommentar
Hämorrhoiden bei Schwangeren - Zusatztipp spez. Beckenbodenübung
von Timo am 14.10.2019 um 13:53 Uhr
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