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Verhältnis Beiträge-Leistung
Kammer Nordrhein lehnt ABDA-Haushaltsentwurf ab
Der Haushaltsentwurf der ABDA ist erst seit wenigen Tagen bekannt. Trotzdem hat er bei der heutigen Versammlung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) für Ärger gesorgt: Die Delegierten beschlossen spontan, dass die Kammer Nordrhein dem Entwurf nicht zustimmen wird. Nach Informationen von DAZ.online sind die Apotheker unzufrieden mit der „Leistung“ der ABDA. Aber auch abseits des Haushalts führte die AKNR am heutigen Mittwoch wichtige Diskussion und kam zu wichtigen Beschlüssen.
Es ist was los im Apothekenmarkt: In Baden-Württemberg könnten schon bald die ersten E-Rezepte verschickt werden, die Umsetzung des Rx-Versandverbotes ist nach wie vor ungewiss, während die EU-Versender ihre Rx-Umsätze steigern, und der Unmut bei einigen Apothekern gegenüber der Standesvertretung wächst. Und so war auch die Versammlung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) am heutigen Mittwoch besonders spannend. Sitzungsteilnehmer berichten, dass man sich zu wichtigen, aktuellen Themen im Apothekenmarkt ausgetauscht, wichtige Beschlüsse gefasst und einige DAT-Anträge beschlossen hat.
Wie schon bei der letzten Ausgabe der AKNR-Versammlung diskutierte Kammerpräsident Lutz Engelen auch am heutigen Mittwoch mit mehreren Nachwuchsapothekern auf dem Podium. Gemeinsam sprachen Engelen und die jungen Kollegen fünf Themengebiete an. In jedem einzelnen Themengebiet wurde zudem ein fachbezogener Gast in die Diskussion eingebunden, der die Fragen der Apotheker kompetent beantworten sollte.
Doch bevor dieser Programmpunkt starten konnte, sprach Engelen den Haushaltsentwurf der ABDA für das Jahr 2019 an, der in den vergangenen Tagen bei den 34 Mitgliedsorganisationen angekommen war. Die Standesvertretung der Apotheker will ihren Etat im kommenden Jahr erneut steigern und erwartet von den Kammern und Verbänden ein Beitragsplus von knapp 3,5 Prozent. Die Steigerung ist prozentual gesehen etwas kleiner als im Vorjahr, allerdings haben sich die Beiträge aus den Mitgliedsorganisationen (im Falle eines Beschlusses des 2019er-Haushaltes) seit 2014 um knapp 23 Prozent erhöht.
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Grund genug für die AKNR, dem Entwurf zu widersprechen: Adhoc wurde aus der Versammlung heraus ein Antrag gestellt, demzufolge die AKNR-Vertreter dem Haushalt bei der Mitgliederversammlung der ABDA nicht zustimmen sollen. Der Antrag fand eine überwiegende Mehrheit. Sitzungsteilnehmer berichten, dass es in der Diskussion nicht um die eigentlichen Gründe der Etat-Aufstockung ging. Zur Erklärung: Die ABDA begründet die Erhöhung insbesondere durch eine Personalaufstockung im Bereich der AMK. Vielmehr sei es den AKNR-Delegierten um das „Verhältnis Beiträge-Leistung“ gegangen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die AKNR-Versammlung gegen einen ABDA-Haushaltsentwurf ausspricht. Beim letzten Mal hatte die ABDA dem Vernehmen nach aber nachgebessert, woraufhin die AKNR-Vertreter dann doch zustimmten.
Sicherstellungsauftrag für die Kammern, Sitz im G-BA
Es folgten die oben angesprochenen Diskussionen in den Themenbereichen Freier Heilberuf, Verhältnis zur Ärzteschaft, Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung, Digitalisierung und Wirtschaftlichkeit. Im ersten Themenfeld diskutierten die Jungapotheker und Engelen mit einem Vertreter des Verbandes Freier Berufe in Nordrhein-Westfalen. Im Anschluss stellten die Delegierten eine Resolution auf die Beine, in der sie sich gegen die Industrialisierung und Ökonomisierung bei den freien Heilberufen aussprechen. Zweiter Diskussionspunkt: Die Zusammenarbeit mit den Ärzten. Als Gast war hier ein Vertreter der Ärztekammer Nordrhein geladen – gemeinsam sprach man darüber, wie man etwa im Bereich Fort- und Weiterbildung die interprofessionelle Zusammenarbeit stärken könnte. Die Delegierten verabschiedeten zudem einen Antrag zum Deutschen Apothekertag (DAT), der dieses Thema ansprechen soll.
Sicherstellungsauftrag: Apotheker bestimmen in der Arzneimittelversorgung
Drittens ging es um das Thema „Flächendeckende Versorgung“. Geladen war hier ein Landrat aus Euskirchen, der laut Teilnehmern darüber berichtete, welchen Stellenwert die Apotheke vor Ort und die Ärzte im Alltag der Landbevölkerung haben. Auch an dieser Stelle beschloss die Kammer einen weitreichenden DAT-Antrag: Die AKNR wird sich beim DAT dafür aussprechen, dass den Apothekerkammern ein gesetzlicher Sicherstellungsauftrag zukommt. Das würde bedeuten, dass die Kammern (ähnlich wie die Kassenärztlichen Vereinigungen) dafür verantwortlich sind, wer zur Versorgung zugelassen wird und wie die Versorgung gestaltet wird. AKNR-Präsident Engelen wirbt seit Monaten für einen solchen Vorschlag als Reaktion auf das EuGH-Urteil zur Preisbindung.
Digitalisierung: Neue AG soll gebildet werden
Und auch beim vierten Diskussionspunkt, der Digitalisierung, gab es einen wichtigen Beschluss der AKNR: Die Delegierten legten fest, dass es in der AKNR künftig eine eigene Arbeitsgemeinschaft zum Thema Digitalisierung geben wird. Bislang gab es eine solche AG nur im Landesapothekerverband Baden-Württemberg. Zudem erstellten die Kammerdelegierten einen DAT-Antrag, der vorsieht, dass die ABDATA-Arzneimitteldatenbank zum Modell anderer Datenbanken wird. Die Apotheker wollen vermeiden, dass im Markt verschiedene Datenbanken mit verschiedenen Informationsständen angeboten werden.
Festen Apotheker-Sitz im G-BA
Letztlich besprachen die Apotheker das Thema „Wirtschaftlichkeit“. Sie einigten sich gleich auf mehrere DAT-Anträge, in denen es unter anderem um die Bedeutung des Fixhonorars geht, weil es für Planbarkeit sorge. In einem anderen Antrag fordert die Kammer zudem, dass im SGB V endlich die Rechtsgrundlage für die Durchführung pharmazeutischer Dienstleistungen geschaffen wird. Bislang sieht das SGB V diese Leistungen nicht vor, weswegen einige Kassenbehörden der Vergütung der Leistungen widersprechen. Schließlich einigten sich die Delegierten auf einen Antrag, der schon mehrfach beim DAT diskutiert wurde, aber nie zu Konsequenzen führte: Die AKNR will, dass die Apotheker einen ständigen Sitz im Gemeinsamen Bundesausschuss erhalten, um die Versorgung und die Vergütung der Apotheker an entscheidender Stelle mitzugestalten.
5 Kommentare
Haushalt 2019 ?
von Heiko Barz am 15.06.2018 um 12:12 Uhr
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Gesetzlicher Sicherstellungsauftrag
von Gunnar Müller, Detmold am 14.06.2018 um 13:28 Uhr
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Kammerversammlung Nordrhein
von Veit Eck am 13.06.2018 um 21:10 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Kammerversammlung Nordrhein
von gerd reitler am 13.06.2018 um 21:49 Uhr
AW: Kammerversammlung Nordrhein
von Wolfgang Müller am 14.06.2018 um 10:51 Uhr
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