Online-Spezial zum Thema Erkältung

„Warum immer ich?“ - Das Immunsystem stärken

Hamburg - 01.12.2017, 09:00 Uhr

(Foto: Jürgen Fälchle / stock.adobe.com)
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Manche Kunden stehen – zumindest gefühlt – überproportional häufig mit verschnupfter Nase und bellendem Husten vor dem HV-Tisch. Verständlich, dass einige von ihnen neben der Symptomlinderung bzw. bei den ersten Anzeichen oder nach einer überstandenen Erkältung „etwas für das Immunsystem“ haben möchten.

Vor einer Erkältung kann sich niemand absolut schützen. Aber mit einem starken Immunsystem lässt sich der Erkältung etwas entgegensetzen oder der Virusangriff sogar im Keim ersticken. Um die körpereigene Abwehr zu unterstützen, kommen im Bereich der Selbstmedikation im Wesentlichen Nahrungsergänzungsmittel sowie pflanzliche, homöopathische und anthroposophische Präparate infrage. Bevor zu entsprechenden Mitteln gegriffen wird, gilt es, die Grenzen der Selbstmedikation auszuloten.

Wann zum Arzt?

Leidet der Kunde mit dem Wunsch nach Immunstärkung unter einer Autoimmunerkrankung wie z.B. multiple Sklerose, oder unter fortschreitenden Systemerkrankungen wie Tuberkulose, Leukämie oder unter einer HIV-Infektion, sollte er an einen Arzt verwiesen werden. Gleiches gilt, wenn akute Infektionen mit schweren Symptomen einhergehen. Auch wenn es sich um häufige oder anhaltende behandlungsbedürftige Infektionskrankheiten z.B. der Atemwege handelt, ist ein Arztbesuch angezeigt. Schließlich können sich dahinter auch zehrende Krankheiten, Erkrankungen des Immunsystems oder unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen (z.B. von Cortison) verbergen. 

Auf gesunde Ernährung achten 

Voraussetzung für eine intakte Immunabwehr ist eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Hierfür ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse von großer Bedeutung. Das schafft allerdings längst nicht jeder. In solchen Fällen ist eine Nahrungsergänzung durchaus gerechtfertigt, um eventuelle Defizite auszugleichen. Auch für Personen, die aufgrund einer Erkrankung und/oder einer Arzneimitteltherapie ein Mikronährstoffdefizit aufweisen, ist eine gezielte Substitution wichtig. Grundsätzlich ist eine erhöhte Infektanfälligkeit ein deutliches Zeichen dafür, dass gegengesteuert werden sollte.

Wichtig fürs Immunsystem: Vitamine und Mineralstoffe

Für die Immunkompetenz wichtige Mikronährstoffe sind insbesondere die Vitamine B1, B6, B12, C, D, Folsäure und Niacin sowie die Mineralstoffe Zink, Selen und Eisen. Nahrungsergänzungsmittel bzw. diätetische Lebensmittel, die sich an die Stärkung der Immunabwehr richten bzw. für Personen mit erhöhter Infektanfälligkeit beworben werden, enthalten daher in der Regel Kombinationen aus einem Teil oder auch allen dieser Mikronährstoffe. Neben reinen Vitamin- und Mineralstoffpräparaten gibt es zudem Nahrungsergänzungsmittel, die mit sekundären Pflanzenstoffen kombiniert sind. Letzteren wird ebenfalls eine unterstützende Wirkung auf das Immunsystem zugeschrieben. Die in einigen Produkten enthaltenen Beta-Glucane sollen das Immunsystem u.a. durch Aktivierung von Makrophagen unterstützen. Bei der Darreichungsform hat man die Wahl zwischen Kapseln, Tabletten, Granulat oder fertigen Trinkampullen – und vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen (siehe Tabelle 1).

Tab. 1: Nahrungsergänzungsmittel und Co für das Immunsystem (Beispiele)

Präparat Inhaltsstoffe (Auswahl) Darreichungsform, Verzehrsempfehlung
Vitamin- und Mineralstoff-Kombinationen
Cebion® immun 2 Vitamin C, Zink Kapseln, tgl. 1
Cetebe® Abwehr plus Vitamin C, Vitamin D3, Zink Kapseln, tgl. 1
Xenofit® Heisses C Vitamin C Granulat zur Herstellung eines Heißgetränks
Xenofit® Zink plus Kautabs Vitamin C, Zink Kautabletten mit Johannisbeergeschmack, tgl. 1-2
Vitamine und Mineralstoffe in Kombination mit weiteren Komponenten für das Immunsystem
Aminoplus® immun Multivitamin-Multimineralstoffkomplex, verschiedene Aminosäuren Granulat zur Herstellung einer Lösung, tgl. 1
Aspecton® Immun Vitamin C, Vitamin E, Vitamin D, Zink, Selen, Molybdän, Extrakte aus Tomate, Weintraube, Cistus Trinkampullen, tgl. 1
immun-boost® Orthoexpert Multivitamin- Multimineralstoffkomplex Direktgranulat, tgl. 1-2
Citrus-Bioflavonoide, Gemischte Carotinoide, Cranberry-Konzentrat Trinkgranulat in der Geschmacksrichtung Cassis, tgl. 1;
Trinkampullen, tgl. 1
ImmunLoges® Vitamin C, Vitamin D, Zink, Selen, patentierter Extrakt aus der Alge Arthrospira platensis, Beta-Glucane aus Hiratake-Pilzen, Spezialextrakt aus Weintriebspitzen Kapseln, tgl. 2
orthomol® immun Multivitamin- Multimineralstoffkomplex Direktgranulat in den Geschmacksrichtungen Orange und Himbeer/Menthol, tgl. 1
Citrus-Bioflavonoide, Gemischte Carotinoide (enthalten Beta-Carotin, Lutein und Lycopin) Granulat zur Herstellung einer Lösung, tgl. 1;
Trinkfläschchen, tgl. 1
Unizink® Immun Plus Vitamin C, Vitamin E, Zink, Selen, Beta-Glucan, Citrus-Bioflavonoide, Lycopin Kapseln, tgl. 1
Wobenzym® immun Vitamin C, Vitamin E, Vitamin D, Bioflavonoide, Beta-Glucan aus Bierhefe, Bromelain, Papain Tabletten, tgl. 3x2

Unterstützung durch Phytopharmaka

Als pflanzliches Immunstimulanz zur Prävention bzw. bei den ersten Anzeichen einer Erkältung findet der rote Sonnenhut (Echinacea purpurea) Anwendung. Für die Arzneipflanze sind stimulierende Effekte auf immunkompetente Zellen nachgewiesen. Neben verschiedenen Monopräparaten findet sich der Pflanzenextrakt auch in Kombination mit anderen Heilpflanzen auf dem Markt (z.B. in Esberitox® Tabletten, siehe Tabelle 2). Zur Stärkung der körpereigenen Abwehr kann bei den ersten Zeichen einer Erkältung auch Imupret® N empfohlen werden. Das Mittel soll immunmodulierend, antimikrobiell und antientzündlich wirken. Angocin® Anti Infekt N wird als pflanzliches Mittel zur Infektabwehr beworben und kombiniert Kapuzinerkresse und Meerrettich. Den darin enthaltenen verschiedenen Senfölen wird eine antimikrobielle Wirkung zugeschrieben.

Extrakte aus der Wurzel der südafrikanischen Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides, in Umckaloabo®) weisen neben schleimlösenden auch immunstimulierende und antimikrobielle Effekte auf.

Tab. 2: Phytopharmaka für das Immunsystem (Beispiele)

Präparat  Inhaltsstoffe Darreichungsform Indikation/Hinweise (Auswahl)
Echinacea ratiopharm® Purpursonnenhutkraut Tabletten / Liquid alkoholfrei / Liquidum unterstützende Behandlung rezidivierender Infekte im Bereich der Atemwege
Liquidum enthält 22 Vol.-% Alk.
Echinacin® Purpursonnenhutkraut Tabletten / Saft / Liquidum unterstützende Behandlung rezidivierender Infekte im Bereich der Atemwege
Liquidum enthält 22 Vol.-% Alk.
Esberitox® mono Purpursonnenhutkraut Tropfen zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten
enthält 22 Vol.-% Alk
Esberitox® Färberhülsenwurzelstock,
Purpursonnenhutwurzel,
Echinacea pallida-Wurzel,
Lebensbaumspitzen und -blätter
Tabletten zur unterstützenden Therapie viraler Erkältungskrankheiten
Imupret® N Kamillenblüten,
Eibischwurzel,
Schachtelhalmkraut,
Schafgarbenkraut,
Wallnussblätter,
Löwenzahnkraut,
Eichenrinde
Dragees / Tropfen bei den ersten Anzeichen einer Erkältung
Tropfen enthalten 19 Vol.-% Alk.
Angocin® Anti Infekt N Kapuzinerkressenkraut,
Meerettichwurzel
Filmtabletten u.a. bei akuten entzündlichen Erkrankungen der Bronchien und Nebenhöhlen
Umckaloabo® Pelargonium sidoides-Wurzel-Extrakt Filmtabletten / Tropfen / Saft für Kinder akute Bronchitis
Tropfen enthalten 12 Vol.-% Alk.


Hinweise zu pflanzlichen Immunstimulanzien

Pflanzliche Immunstimulanzien sind in der Regel gut verträglich. Trotzdem gibt es im Rahmen der Selbstmedikation einige Grenzen und Hinweise zu beachten, von denen hier einige exemplarisch genannt werden. Wichtig ist, dass die ununterbrochene Anwendung Echinacea-haltiger Präparate auf maximal zwei Wochen begrenzt wird. Andernfalls könnte eine Überstimulation des Immunsystems drohen. Bei Präparaten mit Sonnenhut-Extrakten ist außerdem daran zu denken, dass es sich dabei um einen Korbblütler handelt und daher mögliche Allergien zu berücksichtigen sind. Auch in Imupret® N findet sich ein entsprechender Hinweis. Für Personen, die an fortschreitenden chronischen Systemerkrankungen wie Leukämie, Tuberkulose oder chronischen Viruserkrankungen leiden, sind pflanzliche Immunstimulanzien mit Echinacea, Eleutherokokkwurzel oder Thuja-Kraut nicht geeignet. Gleiches gilt für Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie multiple Sklerose oder solchen, die mit Immunsuppressiva behandelt werden. 

Vorbeugen mit Abwehrsprays

Wenn die Erkältungswelle rollt und das Umfeld hustet und schnieft, ist es oftmals nur eine Frage der Zeit, bis man selbst flachliegt. Bei Ansteckungsgefahr bzw. bei den ersten Anzeichen einer Erkältung, können spezielle Sprays angewendet werden. Sie bekämpfen die eindringenden Erkältungsviren, bevor sie die Schleimhäute in nennenswertem Umfang angreifen und sich breit machen.

Zu den verfügbaren Produkten gehören das Wick® Erste Abwehr Mikrogel Spray – ein Spray zur nasalen Anwendung auf Basis von Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) – und das ViruProtect® Erkältungsspray, welches für Mund und Hals vorgesehen ist und Glycerin sowie das Enzym Trypsin enthält. Ersteres ist sinnvoll in den ersten zwei Tagen einer Erkältung, letzteres bei Ansteckungsgefahr und den ersten Erkältungssymptomen. Während in Algovir® Effekt Erkältungsspray Carragelose mit Kappa-Carrageen kombiniert ist, enthält die Kinderversion (Algovir® Kinder Erkältungsspray, ab 1 Jahr) nur Carragelose. Beide Mittel werden in die Nase eingesprüht und sollen nicht nur vorbeugend bei den ersten Erkältungsanzeichen hilfreich sein, sondern auch bei einer bereits ausgebrochenen Erkältung.

Homöopathische und anthroposophische Hilfe

Es gibt verschiedene homöopathische Mittel, die sich allgemein an das Krankheitsbild Erkältung richten, aber auch der Unterstützung des Immunsystems dienen. Häufig werden sie in Form von fixen Kombinationen im Rahmen einer Erkältung angeboten. Derartige Komplexhomöopathika sind z.B. Contramutan® und Metavirulent® (Tabelle 3). Beide Präparate sollen das Immunsystem stärken und die verschiedenen Symptome einer Erkältung lindern können. Die in Metavirulent® enthaltene Influencinum-Nosode wird aus verschiedenen Grippe-Virusstämmen hergestellt und soll gezielt das körpereigene Immunsystem unterstützen. Meditonsin® eignet sich dem Hersteller zufolge für alle Phasen der Erkältung. Wird es bei den ersten Symptomen eingenommen, soll es die Abwehrkräfte stärken und der beginnenden Entzündung entgegenwirken.

Ein Beispiel für ein anthroposophisches Kombinationspräparat ist Infludo®: Bei den ersten Anzeichen einer Erkältung eingenommen, soll das Mittel den Krankheitsausbruch teilweise verhindern können. In Form von Globuli gibt es neben Infludoron® außerdem Meteoreisen Globuli velati®. Letztere eignen sich für Patienten mit grippalen Infekten, verzögerter Rekonvaleszenz und allgemeiner Erschöpfung.

Tab. 3: Homöopathische und anthroposophische Unterstützung
für das Immunsystem (Beispiele)

Präparat  Inhaltsstoffe Darreichungsform Indikation / Hinweise (Auswahl)
homöopatisch
Contramutan® Echinacea angustifolia Ø

Aconitum napellus Ø

Atropa belladonna Ø

Eupatorium perfoliatum Ø
Tabletten / Tropfen

Erkältungskrankheiten
Tropfen enthalten 33,4 Vol.-% Alk.
nicht bei fortschreitenden Systemerkrankungen wie z.B. Autoimmunerkrankungen oder chronischen Viruserkrankungen

Contramutan® Echinacea angustifolia Ø

Eupatorium perfoliatum Ø

Aconitum napellus D4

Atropa belladonna D4
Saft / Junior Sirup 

Erkältungskrankheiten
Saft enthält 3,6 Vol.-% Alk.
Sirup enthält 3,7 Vol.-% Alk.
nicht bei fortschreitenden Systemerkrankungen wie z.B. Autoimmunerkrankungen oder chronischen Viruserkrankungen

Metavirulent® Acidum sacolacticum D15

Aconitum napellus D4

Ferrum phosphoricum D8

Gelsemium sempervirens D4

Gentiana lutea Ø

Influencinum-Nosode D30

Luffa operculata D12

Veratrum album D4
Tropfen

grippale Infekte

enthält 37 Vol.-% Alk.

Metaglobiflu® Drosera D3

Aconitum napellus D3

Atropa Belladonna D6

Cinchona pubescens Ø

Echinacea Ø

Phosporus D1
Globuli Erkältungskrankheiten
Meditonsin® Aconitinum D5

Atropinum sulfuricum D5

Mercurius cyanatus D8
Tropfen / Globuli Akute Entzündungen des Hals-, Nasen- und Rachenraums
Tropfen enthalten 37 Vol.-% Alk.
anthroposophisch
Infludo®

Phosphorus D4

Aconitum napellus D3

Bryonia D2

Eucalyptus globulus D2

Eupatorium perfoliatum D2

Schoenocaulon officinale D3

Tropfen

grippale Infekte, fieberhafte Erkältungskrankheiten

enthält 65 Vol.-% Alk.

Infludoron® Aconitum napellus D1

Bryonia D1

Eucalyptus globulus Ø

Eupatorium perfoliatum D1

Ferrum phosphoricum D6

Schoenocaulon officinale Ø
Streukügelchen grippale Infekte, fieberhafte Erkältungskrankheiten
Meteoreisen Globuli velati® Ferrum sidereum aquosum D11

Quarz aquosum D11

Phosphorus D5
Streukügelchen grippale Infekte, verzögerte Rekonvaleszenz, allgemeine Erschöpfung

Zum Weiterlesen

Buchtipp

2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2015 Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 17 Karten, 12,80 Euro ISBN 978-3-8047-3314-5

Mikronährstoffe im Überblick

Nicht nur bei Erkältungen sind bestimmte Mikronährstoffe besonders wichtig. Die mindCards „Mikronährstoffe“ behandeln die wichtigsten Erkrankungen und zeigen, welche Mikronährstoffe in bestimmten Fällen besonders wichtig sind, warum sie die Therapie unterstützen und wie Laborparameter den Bedarf anzeigen.


Zeitschriftentipp

Teamschulung - „Starkes Immunsystem“

In der kalten Jahreszeit hat das Immunsystem gut zu tun. Was die Schutztruppe bei ihrer täglichen Arbeit leistet und wie man es unterstützen kann, erklärt das Fortbildungsheft Teamschulung in seiner Ausgabe zum Thema „Starkes Immunsystem“, erschienen im Jahr 2014. In verschiedenen Artikeln werden Mikronährstoffe, Probiotika und pflanzliche Immunstimulanzien unter die Lupe genommen, die das Immunsystem unterstützen können. Eine übersichtliche Tabelle zu Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Co sorgt für einen guten Überblick. Darüber hinaus werden auch ganzheitliche Ansätze vorgestellt, um die Immunbalance wiederzufinden. Wer die Ausgabe verpasst hat, kann sie bestellen: Einfach eine E-Mail an service@deutscher-apotheker-verlag.de schreiben oder den Abo-Service anrufen (Tel.: 0711 25 82 353). 

Quellen: SM Kitteltasche, Thema 4/17 Erkältung, Thema 4/16 Schnupfen und Co, TS Immunsystem 4/15, Lauer Taxe


Annette Lüdecke (lue), Apothekerin, Autorin DAZ.online
teamschulung@deutscher-apotheker-verlag.de


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