Mikronadeln

Grippe-Impfung per Spezialpflaster statt Spritze

Stuttgart - 05.07.2017, 12:45 Uhr

Das Pflaster enthält Mikronadeln mit dem Impfstoff. (Foto: Christopher Moore / Georgia Tech)

Das Pflaster enthält Mikronadeln mit dem Impfstoff. (Foto: Christopher Moore / Georgia Tech)


Eine schmerzlose Impfung mit einem Pflaster, die sich die Menschen selbst verabreichen können: Das könnte bei Grippeimpfungen die Impfraten verbessern, hoffen Wissenschaftler aus dem US-Bundesstaat Georgia. Sie haben hierzu einen wichtigen Meilenstein erreicht.

Forscher vom Georgia Institute of Technology und der Hope Clinic des Emory Vaccine Center an der Emory University in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia haben ein Spezialpflaster entwickelt, mit dem Menschen sich selbst gegen Influenza impfen können. Der Patch ist mit 100 Mikronadeln bestückt und wird auf das Handgelenk gedrückt. Dort muss er zwanzig Minuten einwirken. In dieser Zeit lösen sich die 0,65 mm langen Nadeln auf – und der Impfstoff gelangt in die Haut. 

In einer randomisierten, teilverblindeten, Placebo-kontrollierten Phase-I-Studie haben die Wissenschaftler um Nadine G. Rouphael von der Emory University School of Medicine die Sicherheit, Akzeptanz und Immunogenität des Patches erstmals am Menschen getestet und mit einem herkömmlichen Impfstoff verglichen. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im Fachmagazin „The Lancet“ publiziert.

Foto: Georgia Tech

Testung an 100 Probanden

In der im Jahr 2015 durchgeführten Studie wurden 100 gesunde erwachsene Probanden im Alter von 18 bis 49 Jahren einbezogen. Sie hatten während der Grippesaison 2014-2105 keine Influenza-Impfung erhalten. Die Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip vier Gruppen zugeteilt: In zwei Gruppen applizierte eine medizinische Fachkraft den Patch, der in einer Gruppe mit dem trivalenten Grippe-Impfstoff (A/H1N1, A/H3N2 und B) und in der anderen mit Placebo bestückt war. In einer dritten Gruppe klebten die Probanden das Impfpflaster selbst auf. Hierzu bekamen sie eine Video-Anleitung. Die Probanden der vierten Gruppe erhielten zur Kontrolle eine herkömmliche Spritze mit dem trivalenten Impfstoff in den Oberarm.

Genauso wirksam wie die Spritze

Im Ergebnis erfüllte das Pflaster seinen Zweck ebenso wie die Injektion. Die Antikörper-Titer gegen die in dem Impfstoff enthaltenen Virusstämme waren vier Wochen nach der Impfung in beiden Verum-Pflastergruppen ähnlich hoch wie nach der intramuskulären Injektion, und die Immunantwort hielt auch noch sechs Monate nach der Impfung an. Die Impfung mit dem Spezialpflaster erwies sich außerdem als sicher. Lokale Hautreaktionen – wie schwache Hautrötungen und leichtes Jucken – verschwanden nach zwei bis drei Tagen. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Mehr als 70 Prozent der Probanden mit dem Pflaster gaben laut den Forschern an, dass sie dieser Art der Applikation bei zukünftigen Impfungen gegenüber der Spritze oder der intranasalen Anwendung den Vorzug geben würden.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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