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Europa-kritische Unterschriftenaktion
CDU und SPD kritisieren ABDA-Kampagne
In der kommenden Woche startet in allen Apotheken die Unterschriftenaktion der ABDA. In der Politik kommt die Kampagne schon vor ihrem Start überhaupt nicht gut an. Sowohl die SPD-Apothekenexpertin Sabine Dittmar als auch Michael Hennrich (CDU) kritisieren die Aktion dafür, dass sie Angst schüre. Dabei sind beide Politiker enorm wichtig für die ABDA.
Die ABDA hatte in dieser Woche bekanntgegeben, wie ihre Unterschriftenaktion gegen das EuGH-Urteil zur Preisbindung und die damit verbundenen Rx-Boni von EU-Versandapotheken in den Apotheken ablaufen soll. Neben den Unterschriftenlisten und weiteren Materialien, wie etwa Plakaten, liefert die ABDA den Pharmazeuten auch Informations-Flyer. Darauf wird vor „Gefahren von außen“ hingewiesen und darauf, dass „aktuelle EU-Entscheidungen“ die Apotheke vor Ort bedrohten.
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Auf den Sachverhalt des EuGH-Urteils zur Rx-Preisbindung sowie auf den neuen Konkurrenzdruck aus dem EU-Ausland geht die ABDA auf dem Flyer nicht ein. Vielmehr weist sie die Kunden darauf hin, dass im schlimmsten Falle beispielsweise Rezepturen für kranke Kinder, notwendige Beratungen für Schwangere und Chroniker sowie Apotheken-Dienste in Notfallsituationen wegfallen könnten.
Sabine Dittmar (SPD) hat kein Verständnis für dieses Vorgehen. Die in der SPD-Bundestagsfraktion für das Thema Apotheken zuständige Gesundheitspolitikerin sagte gegenüber DAZ.online: „Die Apothekerschaft hat aus meiner Sicht bessere Argumente als diese populistische Unterschriftenaktion, die in keiner Weise den Sachverhalt wiedergibt, um ihren Stellenwert im Gesundheitssystem deutlich zu machen. Anstatt Ängste zu schüren und antieuropäische Stimmung zu verbreiten, erwarte ich von einer Standesvertretung wie der ABDA, dass sie eine faktenbasierte Debatte führt.“
Dittmar ist im Bundestag einer der wichtigsten Kontakte der Apotheker. Die SPD ist die einzige Fraktion, die sich eine gesonderte Berichterstatterin für das Thema Apotheken leistet. Die Ärztin aus Bayern hatte sich in den vergangenen Monaten beispielsweise sehr dafür eingesetzt, dass die Pharmazeuten für die Rezepturherstellung und die Abgabe von Betäubungsmitteln mehr Geld bekommen. Mehrere Male hatte sie bei Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgesprochen und dafür geworben. Jetzt stehen die Honoraranpassungen im Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz (AM-VSG).
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Auch nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung hatte Dittmar, beispielsweise in einem Interview mit DAZ.online, immer wieder darauf hingewiesen, dass die Apotheke vor Ort geschützt werden müsse. Zwar sprach sie sich gegen ein schnelles Rx-Versandverbot aus. Allerdings wies sie darauf hin, dass man Regelungen finden müsse, beispielsweise im Bereich der Apothekervergütung, die die Apotheken stärken. Kürzlich gab Dittmar ein Interview in der Lokalzeitung „Main Post“, in der sie sich erneut dafür aussprach, insbesondere Apotheken auf dem Land zu schützen.
In diesem Interview schlug die SPD-Politikerin vor, einen Fonds für Landapotheken zu bilden, ähnlich wie es ihn beispielsweise in Dänemark gibt. Gegenüber DAZ.online erklärt Dittmar dazu: „Zu überlegen wäre, ob man eine Art Präsenzfonds für versorgungsrelevante Offizinapotheken in strukturschwachen Regionen einrichtet, die aufgrund der örtlichen Strukturen nicht so viele Packungen abgeben können wie beispielsweise Apotheken in attraktiven, zentralen Lagen. Der Fonds könnte ähnlich wie der Fonds für den Nacht- und Notdienst über eine rezeptgebundene allgemeine Abgabe konzipiert werden.“
Auch bei Dittmars Koalitionspartner der CDU kommt die neue ABDA-Kampagne nicht allzu gut an. Der für Arzneimittel und Apotheken zuständige CDU-Experte Michael Hennrich sagte gegenüber DAZ.online: „Ich teile die Sorge vieler niedergelassenen Apotheken, dass nach dem EuGH-Urteil Rabatte beim Rx-Versandhandel die flächendeckende Arzneimittelversorgung mit hochwertiger und individueller Beratung gefährdet ist. Ich rate allerdings davon ab, daraus eine pauschale Europa-Kritik abzuleiten. Vielmehr geht es darum, die SPD – auch mit diesen Unterschriften – davon zu überzeugen, ein europarechtskonformes Rx-Versandhandelsverbot mit durchzusetzen.“
Auch Hennrich ist einer der wichtigsten Kontakte der ABDA im Bundestag. Der CDU-Gesundheitspolitiker sprach sich noch am Tag des EuGH-Urteils für ein schnelles Rx-Versandverbot aus.
10 Kommentare
Doping
von Elena am 10.12.2016 um 17:44 Uhr
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Angst schüren
von Anna Pioda am 09.12.2016 um 20:49 Uhr
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Wir sollen die Suppe auslöffeln ?
von gabriela aures am 09.12.2016 um 19:45 Uhr
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Angst schüren
von Christian Lindinger am 09.12.2016 um 19:10 Uhr
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Achillesferse getroffen!
von Uwe Hansmann am 09.12.2016 um 18:41 Uhr
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Geduld kennt Grenzen. Offene Grenzen haben wir ja schon.
von Christian Timme am 09.12.2016 um 16:39 Uhr
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ABDA Kampagne ?
von Heiko Barz am 09.12.2016 um 11:52 Uhr
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Angst schüren?
von Frank Ebert am 09.12.2016 um 11:46 Uhr
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"Angst" schüren?
von Karl Friedrich Müller am 09.12.2016 um 11:10 Uhr
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AW: "Angst" schüren
von Peter Hardy Kahr am 09.12.2016 um 18:54 Uhr
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