Oliver Kaczmarek

SPD-Abgeordneter will keine Schieflage nach EuGH-Urteil

Kamen - 18.11.2016, 12:33 Uhr


 
  
  Der SPD-Politiker Oliver Kaczmarek in der Kaiserau-Apotheke in Kamen – mit Inhaberin Margarete Tautges (Mitte) und PTA Jennifer Aus der Wieschen. (Foto: AKWL / Sokolowski)

Der SPD-Politiker Oliver Kaczmarek in der Kaiserau-Apotheke in Kamen – mit Inhaberin Margarete Tautges (Mitte) und PTA Jennifer Aus der Wieschen. (Foto: AKWL / Sokolowski)


Anlässlich des EuGH-Urteils besuchte der SPD-Politiker Oliver Kaczmarek eine Apotheke im nordrhein-westfälischen Kamen. Er forderte, dass die Entscheidung die flächendeckende Arzneimittel-Versorgung nicht gefährden dürfe: Die Politik müsse nun handeln.

Wie geht es weiter nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Rx-Boni? SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach poltert gegen ein geplantes Rx-Versandverbot, andere SPD-Bundestagsabgeordnete schließen dieses noch nicht völlig aus. Bei einem Besuch bei der Kaiserau-Apotheke im nordöstlich von Dortmund gelegenen Kamen versprach der SPD-Politiker Oliver Kaczmarek Unterstützung für stationäre Apotheken.

„Die flächendeckende Versorgung der Patienten durch die Apotheke vor Ort muss weiterhin gesichert bleiben“, betonte er laut einer Presseerklärung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Dieses Urteil darf nicht dazu führen, ebendiese flächendeckende Versorgung im Quartier zu gefährden. Hier sind wir jetzt als Politiker gefordert, um dieser Schieflage zu begegnen.“

Kaczmarek wurde von Margarete Tautges, ehemaliges Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) und Inhaberin der Kaiserau-Apotheke, und AKWL-Ehrenpräsident Hans-Günter Friese begleitet. Beide äußerten im Gespräch ihre Befürchtung, dass das EuGH-Urteil das Solidarprinzip der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zerstören könne. „Es führt in der Konsequenz dazu, dass zuzahlungsbefreite Patienten für ihre Medikamente sogar noch einen geldwerten Vorteil erhalten“, erklärte Friese.

Tautges forderte gegenüber Kaczmarek das Rx-Versandverbot. „Der beste Ausweg aus dieser Schieflage ist ein bereits vom EuGH als europarechtskonform bezeichnetes Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel“, erklärte er. Laut AKWL waren sich die Gesprächspartner darin einig, dass bestehende heilberufliche Versorgungsstrukturen durch öffentliche Apotheken vor Ort nicht durch „ungezügelte Marktkräfte“ in Form von wenigen ausländischen Wirtschaftsteilnehmern aufs Spiel gesetzt werden dürften. Doch der eingeladene SPD-Bundestagsabgeordnete ließ sich offenbar durch den Besuch noch nicht davon überzeugen, selber ein Rx-Versandverbot zu fordern.

Die Inhaberin nutzte die Führung in der Apotheke, um dem Politiker zu zeigen, welche heilberuflichen Dienstleistungen Pharmazeuten übernehmen. Pharmazie begänne vor Ort häufig da, wo die Industrie aufhört – so werden in der Rezeptur täglich viele Arzneimittel „maßgeschneidert“, beispielsweise für Kinder, erklärte Tautges. Sie verdeutlichte dem Politiker, wie wichtig die apothekerliche Beratung bei der Abgabe der „Pille danach“ ist, wie auch den Aufwand bei der Versorgung von Patienten mit Rabattarzneimitteln und Hilfsmitteln. „Die Apotheke ist mehr als eine Abgabestelle für Arzneimittel, sie ist als Problemlöser unverzichtbar“, erklärte auch AKWL-Ehrenpräsident Friese.


hfd / DAZ.online
redaktion@daz.online


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