Apothekenzahl

Nur noch 20.093

Berlin - 07.11.2016, 16:30 Uhr

156 weniger: Wie die ABDA mitteilte, ist die Apothekenzahl seit Beginn des Jahres weiter gesunken. 2017 könnte die Apothekenzahl unter 20.000 fallen. (Foto: dpa)

156 weniger: Wie die ABDA mitteilte, ist die Apothekenzahl seit Beginn des Jahres weiter gesunken. 2017 könnte die Apothekenzahl unter 20.000 fallen. (Foto: dpa)


Die Apothekenzahl ist weiter rückläufig. Seit nunmehr acht Jahren sinkt die Anzahl der Betriebsstätten ohne Unterlass. Nach den ersten drei Quartalen im Jahr 2016 gibt es laut ABDA derzeit 20.093 Apotheken, also 156 weniger als zum Jahresende 2015 (20.249).

Seit der EuGH-Entscheidung zur Rx-Preisbindung malt die ABDA ein schwarzes Bild: Sollte die Rx-Preisbindung komplett fallen, werde sich die Apothekenzahl noch drastischer als ohnehin schon reduzieren. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sprach am Wochenende von einem möglichen Rückgang von 20 Prozent. Im Moment gibt es die Preisbindung noch – die Zahl der Apotheken ist auch mit ihr weiter gesunken.

Nach Informationen der ABDA hat sich der Rückgang im Vergleich zum Vergleichszeitraum im Vorjahr sogar leicht beschleunigt, in dem 145 Betriebsstätten die Türen schlossen. Die ABDA erwartet, dass im Jahr 2017 die Apothekenzahl voraussichtlich unter 20.000 sinken wird. In einer Mitteilung teilte die ABDA mit: „Schon jetzt ist der niedrigste Stand seit dem Wiedervereinigungsjahr 1990 (19.898 Apotheken) erreicht, als gerade in Ostdeutschland noch ein erheblicher Nachholbedarf in der zuvor staatlichen Versorgung mit relativ geringer Apothekendichte bestand.“

Schmidt sagte dazu: „Jede Apotheke, die aufgeben muss, hat Patienten, die sie vermissen werden. Dieser Verlust ist nicht nur pharmazeutisch spürbar, sondern meist geht ein persönlicher Kontakt für die kleinen Sorgen des Alltags verloren.“ Der ABDA-Präsident erklärte weiterhin, dass es für kleine und ländliche Apotheken schon heute einen sehr harten Verdrängungswettbewerb gebe. „Ein destruktiver Preiswettbewerb durch Versandapotheken würde schnell ihre Existenz bedrohen. Wenn der Trend zu Schließungen zunimmt, wird das absehbar für die wohnortnahe Versorgung ein Problem.“

Mit etwa 25 Apotheken auf 100.000 Einwohner liegt Deutschland, was die Apothekendichte betrifft, allerdings nur knapp unter EU-Durchschnitt (31). Am geringsten ist die Apothekendichte in Dänemark, wo nur sechs Apotheken auf 100.000 Einwohner kommen.


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5 Kommentare

Welche Apotheken werden schließen?

von Andreas Grünebaum am 07.11.2016 um 20:17 Uhr

Für die Beurteilung der Konsequenzen aus den Apothekenschließungen für die Versorgung ist zunächst die Frage zu klären, welche Apotheken denn schließen:
1. Stadteilapotheken in gut versorgten Regionen
2. Kleinstadtapotheken ohne nennenswerte Arztpraxen und wenig Laufkundschaft.
3. Stadtapotheken, welche im Wettbewerb mit den Platzhirschen - 50m und weniger Lauflage - nicht konkurrieren können, weil z.B. keine Parkplätze, kein Behindertengerechter Zugang, zu kleine Fläche, Investitionsstau, zu hohe Mieten, zu geringe Lieferbereitschaft. Diese werden in eine Spirale gelangen, die nur in der Schließung enden kann.

Wenn einer dieser Apotheken schließt, übernehmen aber die nahe gelegenen Apotheken die Versorgung.

Problematischer wäre eher die Schließung auf dem Lande. Allerdings fahren diese "Monopolisten" - meist ist es dann doch eher eine Duo- oder Oligopol - häufig immer noch einen überdurchschnittliche hohen Ertrag ein.

Probleme in der Versorgung mag es daher zur Zeit eher in sehr abgelegenen und Strukturschwachen Gegenden geben. Allerdings: wer sich nicht ins Auto setzen oder seine Erledigung durch Verwandte oder Pflegedienst machen lassen kann, wird dort früher verhungern, als an einer Unterversorgung mit Arzneimitteln sterben.

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Apothekenzahl

von Alexander Zeitler am 07.11.2016 um 19:05 Uhr

Habe das selbst erlebt. War gezwungen zum 31.03.15 einfach zu schliessen.
Wieso vermissen die Kunden/Patienten ihre Vorort-Apotheke erst dann?
Vorher geht man in Center-Apotheken oder ins Internet.
Mein Bedauern für die verlassenen Kunden hält sich in Grenzen. Die Verbraucher hätten es in der Hand. Geht ja nicht nur uns so, sondern auch dem anderen Einzelhandel.

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"Knapp"

von Benjamin Rohrer am 07.11.2016 um 17:41 Uhr

Sehr geehrter Herr Saar,

mit Blick auf die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichen Zahlen zur Apothekendichte in Europa ist die Bezeichnung "knapp" aus meiner Sicht zutreffend. Wenn Sie die Statistik kennen, wissen Sie, dass es in Griechenland 100 Apotheken pro 100.000 Einwohner gibt. In Dänemark gibt es hingegen nur 6 Betriebsstätten auf 100.000 Bürger. Vor dem Hintergrund dieser doch gewaltigen Unterschiede kann eine Abweichung von sechs Apotheken zum EU-Durchschnitt aus meiner Sicht als "knapp" bezeichnet werden. Ihre Empfehlung bezüglich meiner Gehaltskürzung habe ich nun aber meiner Chefin weitergegeben, die sich intensiv damit auseinandersetzen will.
Viele Grüße ins Saarland.
Benjamin Rohrer

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AW: Relativ "Knapp"

von Andreas P. Schenkel am 07.11.2016 um 20:07 Uhr

Gute Replik. "Knapp" ist eben manchmal durchaus relativ zu sehen, und bei manchem Zeitgenossen ist, wie man unten sieht, auch die Gelassenheit ein knappes Gut. Vermutlich gibt es auch so manche Thekers, die mit schreckgeweiteten Augen über der Plausi-Prüfung hängenbleiben, weil der Onkel Doktor tollkühnerweise die Normkonzentration von 0,1% eines Stoffs um knapp 0,03% (von 0,1%) sich zu überschreiten erfrechte.

Apothekendurchschnitt

von saar manfred am 07.11.2016 um 16:46 Uhr

Wenn 25 Apotheken auf 100000 nur "knapp" unter 31 von 100000 liegen, dann kann man ja dem obigen Schreiber auch 20% seines Honorares kürzen (tut sich ja nix-oder?), liegt ja nur knapp drunter!

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

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