Unzufrieden mit Standesvertretung

Brandenburg kürzt ABDA-Beiträge um die Hälfte

Potsdam - 29.06.2016, 18:20 Uhr

Harte Linie: Die Landesapothekerkammer Brandenburg ist unzufrieden mit der ABDA und wird nur noch die Hälfte der Mitgliedsbeiträge zahlen und den Haushalt ablehnen. (Foto: DAZ.online)

Harte Linie: Die Landesapothekerkammer Brandenburg ist unzufrieden mit der ABDA und wird nur noch die Hälfte der Mitgliedsbeiträge zahlen und den Haushalt ablehnen. (Foto: DAZ.online)


Rebellion in Brandenburg: Die Landesapothekerkammer Brandenburg hat beschlossen, ihren ABDA-Beitrag vorerst um die Hälfte zu kürzen. Der Grund: Sie sieht die Interessen der Basis-Apotheker nicht ausreichend vertreten. Die Kammer hofft, dass andere Länder folgen. Dem Haushaltsentwurf der ABDA will Brandenburg nicht zustimmen.

Es gibt nichts Gutes zu berichten aus Berlin

Der Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, Jens Dobbert, ist keiner, der die Arbeit der ABDA widerspruchslos abnickt – schon gar nicht, wenn er überzeugt ist, dass sie die Interessen der Apotheker nicht ausreichend vertritt. In seinem Bericht anlässlich der Kammerversammlung am 29. Juni in Potsdam nahm daher die Berufspolitik auf Bundesebene breiten Raum ein. „Es gibt nicht viel Gutes aus Berlin zu berichten“, so Dobbert. 

Für die versammelten Apotheker listet Dobbert einige Beispiele auf, wo die Berliner Standesvertretung aus seiner Sicht versagt: etwa die Stellungnahme eines ABDA-Sprechers gegenüber DAZ.online zur Barrierefreiheit. Dass diese für die allermeisten Apotheken noch nie ein Problem gewesen sei, sieht man in Brandenburg anders.

Oder: Die PharmCHF-Studie, in die 3,6 Millionen Euro aus den Apotheker-Kassen flossen. Diese habe von vorherein keine sinnvolle Zielsetzung gehabt. Für Dobbert eine ebensolche Geldverschwendung, wie die zwei Millionen, die der ABDA-Haushaltsentwurf für das kommende Jahr für die Cyrano-Imagekampagne vorsieht. Höchst unzufrieden ist der Kammerpräsident auch mit dem Umgang der ABDA mit dem Thema Lieferengpässe. Die ABDA verwiese stets auf Äußerungen des Bundesgesundheitsministeriums und werde selbst nicht aktiv.

Brandenburg zahlt nur noch die Hälfte, Haushalt abgelehnt

Angesichts dieser und weiterer von Dobbert aufgeführter Beispiele will die LAK Brandenburg nun ein deutliches Signal nach Berlin senden: Sie beschloss, „den ABDA-Beitrag vorerst um die Hälfte zu kürzen, um eine Interessenvertretung für die Mehrheit der berufstätigen Apotheker zu erreichen“. Vier Gegenstimmen und drei Enthaltungen gab es – doch die breite Mehrheit stand klar hinter ihrem Präsidenten und dem Vorstand, der sich die Formulierung des Beschlusses zuvor nicht leicht gemacht hatte, wie Mitglieder betonten.

Fraglich ist, wie die ABDA auf die Beitragskürzung reagieren wird. Auch darüber hat man in der Kammer schon nachgedacht. Angst vor einem Ausschluss hat Brandenburg nicht. Ihr beratender Rechtsanwalt Berndt Keßler wies darauf hin, dass die Satzung der ABDA den Ausschluss eines Mitgliedes nicht regelt – damit hebt sie sich von den allermeisten anderen Vereinen ab. Unter welchen Voraussetzungen ein Ausschluss erfolgen kann und in welchem Verfahren – all dies ist bei der ABDA gänzlich unklar. Wollte sie die Brandenburger Kammer tatsächlich ausschließen, müsste dies sicherlich ein Gericht prüfen. Will die ABDA zu einer so drastischen Maßnahme nicht greifen, kann sie versuchen über ein Mahnverfahren die ausstehenden Beiträge einzutreiben. Konsequenzen, die die Kammer offensichtlich nicht fürchtet. Ohnehin sei man nur ein vergleichsweise kleiner Beitragszahler in der ABDA, hieß es auf der Versammlung.

Ebenso wichtig dürfte sein, dass die LAK Brandenburg am morgigen Donnerstag in Berlin gegen den Haushaltsentwurf der ABDA stimmen will. Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass es für die meisten der 34 Mitgliedsorganisationen auch im kommenden Jahr wieder eine Beitragserhöhung gibt. Die ABDA plant zudem, einen eigenen Nachrichtenkanal einzurichten, um über Entwicklungen im Apothekenwesen zu berichten. Auch die Kammer Nordrhein hatte schon angekündigt, unter diesen Voraussetzungen dem ABDA-Haushalt nicht zustimmen zu können.

Dobbert betonte aber auch: „Wir wollen keine Schwächung der ABDA, sondern eine von allen Mitgliedsorganisationen getragene Vertretung auf Bundesebene und eine effektive Verwendung der Beiträge unserer Mitglieder“. Auch eine Abschaffung der ABDA ist für Dobbert kein Thema – wenngleich er sich eine Stärkung der Bundesapothekerkammer wünscht. Er betonte nochmals das Anliegen, das er mit dem Beschluss verfolge: Es solle ein Zeichen gesetzt werden, dass auf Bundesebene einiges zu überdenken ist. Und: Er hoffe, dass andere Mitgliedsorganisationen die Unzufriedenheit ihrer Kollegen aufgreifen. „So kann unser Beruf wieder erstrebenswert und pharmazeutisch werden.“, so Dobbert.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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14 Kommentare

In Berlin wurde der Haushalt befürwortet ...

von Kerstin Kemmritz am 29.06.2016 um 21:24 Uhr

Die Delegiertenversammlung der Kammer Berlin hat den Haushalt mit wenigen Gegenstimmen befürwortet. Immerhin wurde drüber abgestimmt ...

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AW: In Bayern ...

von gabriela aures am 29.06.2016 um 22:13 Uhr

..war zwar 3 Tage vor der Meldung "Wir wollen mehr Kohle!" die Kammerversammlung, aber nachdem öffentlich nichts bekannt war, gab es auch keine Notwendigkeit der Diskussion.

Die MV des Verbandes ist passenderweise am 6. Juli - also nach der Abstimmung.

Nachdem unsere Landesfürsten den Posten des BAK-Vizes bzw. des DAV-Vizes bekleiden, wußten sie sicher, worüber in Berlin abgestimmt werden soll.
Da stören Diskussionen im Vorfeld nur die Harmonie.

AW: Informationsmissbrauch

von dr.christoph klotz am 30.06.2016 um 6:58 Uhr

Tja, zunächst einmal ist es schön, dass der Stachel der BasisApotheker in NRW mittlerweile in Brandenburg wirkt.
Aber ärgerlich ist, dass es anscheinend immer noch Kammergebiete wie Bayern und WL gibt, wo die Damen und Herren Regierenden der Meinung sind, dass eine Diskussion des ABDA-Haushaltes und gar ein Votum darüber, weil ja nicht beeinflussbar, den Mittgliedern der Kammerversammlung nicht zusteht. Ganz zu schweigen von der berufspolitischen Beinfreit. die sie meinen zu haben, um in Berlin tun und lassen zu können, was immer sie meinen.

Richtig so!

von Lisa Schrader am 29.06.2016 um 20:53 Uhr

Endlich mal ne gute Idee, wenn ich auch beweifle, dass die Warmluftproduzierer in Berlin das verstehen bzw Konsequenzen daraus ziehen. Aber vielleicht finden ja noch ein paar andere Kammervorstände den Mumm Herrn Dobberts gutem Vorbild zu folgen. Nieder mit den Nichtsnutzen!

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Yeah !

von gabriela aures am 29.06.2016 um 20:01 Uhr

Dobbert is back !

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Wann, wenn nicht jetzt?

von Ulrich Ströh am 29.06.2016 um 19:37 Uhr

Endlich kommt eine längst überfällige Diskussion in Gang.
Es bedarf nur eines Mutigen.

Ich bin gespannt. , wie z.B der Vorstand und die Kammerversammlung in Schleswig -Hostein,der ich 36 Jahre angehören durfte ,sich äußern werden.

Aber bitte vor der Sommerpause...
Die Zeiten ändern sich...

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Chapeau und Applaus !

von Stephan Gruber am 29.06.2016 um 16:50 Uhr

Endlich wird gegen diesen nichtsnutzigen Saftladen mal standesgerecht aufbegehrt !

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Ein Schritt weiter...

von Andreas Flöter am 29.06.2016 um 15:47 Uhr

.... in die Richtung, die schon die Kammer Nordrhein eingeschlagen hat .
Die Phanlanx der ausgeklüngelten Aussitzer und Augenwischer bröckelt.
Aufmüpfige vor!
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/06/08/kammer-nordrhein-lehnt-abda-haushalt-ab?utm_campaign=sondernewsletter&utm_source=20160629&utm_medium=newsletter&utm_keyword=article

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AW: NR

von Dieter Dosquet am 29.06.2016 um 15:54 Uhr

Dann soll Nordrhein nicht nur drohen, sondern endlich ein, wenn auch zweites Zeichen setzen. Drohungen nicht umsetzen, da kann sie der ABDA eh nichts vormachen, da ist dieser Berliner "Verein" ungeschlagen. Soviel ausgeschlagene Zähne hat kein Mensch um so zahnlos zu agieren und zu reagieren wie diese Selbstberäucherer.

AW: Häh?

von Wolfgang Müller am 29.06.2016 um 19:40 Uhr

Habe ich da was falsch verstanden? Die in meinen Augen eher seltsame Kammerversammlung da in Nordrhein wollte doch den ABDA-Haushalt wohl bloß nicht billigen, weil er ZUVIEL ABDA- (und damit NR-Kammer-)Gelder für die Interessen selbständiger Apotheker vorsah (Pressearbeit etc.). Das ist doch genau das GEGENTEIL von Brandenburg/Dobbert.

Mal sehen, wer Alles die aktuelle Brandenburger Initiative wieder großkotzig und kackbratzig als "... doch nur lästig" abmeiern wird, wie bei Kollegen Dobberts erstem Versuch.

Und: Klar kann man ein Vereinsmitglied ausschließen, das nicht satzungsgemäß zahlt. Na denn mal los, Kollegen! Mal sehen, wer weiter nur Wattebäuschchen über den Tisch blasen will.

Brandenburg

von Wolfgang Steffan am 29.06.2016 um 15:44 Uhr

Endlich, endlich ein Mann, der die größenwahnsinnigen Berliner in die Schranken weist.
Jens Dobbert sollte ein Beispiel für die übrigen Landesfürsten
sein !
Zieht endlich dem Berliner Wasserkopf den Stecker ´raus -
nichts leisten aber die Hand aufhalten. So geht es doch nicht
weiter !

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Brexit?

von Rainer Witz am 29.06.2016 um 14:26 Uhr

Brandenburg + ABDA-Exit = Brexit
Ob die Drohung zu einem Umdenken führt?

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Ich ziehe meinen Hut

von Christiane Patzelt am 29.06.2016 um 14:04 Uhr

vor Ihnen, werter Herr Dobbert! Ein klares Zeichen, Balsam für meine "geschundene" Inhaberseele!
Endlich!! Endlich mal ein Standesvertreter, der klar benennt,
dass es so nicht weitergeht!
Endlich ein Herr Dobbert, der klar sagt: " das könnt ihr mit uns so nicht machen, das funktioniert so nicht"!!
Ein Licht am Ende des Tunnels für mich, für heute, für den Moment!
Bitte werte Standesvertreter anderer Landkreise, Sie sehen, wie die kleine Apotheke immer mehr zerbröselt wird,
unterstützt diesen einen Dobbert aus Brandenburg!!
Für Hasenfüße ist einfach keine Zeit mehr! Die Einschläge werden immer heftiger, das Säbelrasseln der Großkonzerne, die die Ketten einführen werden, wird immer lauter..heute ist es der Skonto, der gekürzt wird (wieder weniger kaufmännische Freiheit), demnächst steht CETA auf dem Plan..TTIP ist nicht mehr weit und vom EUGh haben wir vielleicht auch eine katastrophale Entscheidung zu erwarten!

Da braucht es berufspolitisch wirklich klare Ansagen, einen klaren Plan, wohin die Reise mit uns gehen soll!! Ich will keine Walnußschale mehr im Ozean der Entscheidungen anderer sein - das macht mich irre!!

Jens Dobbert! Danke Ihnen!
C. Patzelt
und das Team der Land-Apotheke Leegebruch

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AW: Dem ist nichts hinzuzufügen...

von Thorsten Dunckel am 29.06.2016 um 14:59 Uhr

... außer vieleicht noch diese ABDA-Weicheier in Berlin endlich in die Pampa zu jagen!

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