Praxis

Optimal vorbereitet für die Apothekenleitung

Pharmazeutische und betriebswirtschaftliche Aspekte sind wichtig

Wer Eigentümer einer Apotheke werden oder eine Filiale als Filialleitung führen möchte, hat einiges vor. Die Anforderungen an das betriebswirtschaftliche und pharmazeutische Wissen sind hoch. Doch wie können sich Interessierte optimal vorbereiten?

Wie in zahlreichen anderen beruflichen Feldern heutzutage wachsen das Wissen und die Anforderungen im Apothekenumfeld stetig – das gilt auch und insbesondere für die leitenden Positionen, bei denen zusätzlich zu den pharmazeutischen Aspekten das Management der Apotheke und weitere betriebswirtschaftliche Faktoren hinzukommen. Dies erfordert spezielle Kenntnisse, die im Studium nicht oder nur unzureichend vermittelt werden und ebenso im allgemeinen Apothekenalltag schwer zu erlangen und vermitteln sind. Um hierbei auf den richtigen Stand zu kommen, sind Fort- und Weiterbildungen oder weiterführende Studiengänge eine gute Option. Sowohl für das Management als auch die pharmazeutischen Bereiche kann entweder bereits bestehendes Wissen aufgefrischt oder neues Wissen erlangt werden, das Inhabern und leitenden Apothekern und Apothekerinnen Hilfestellung beim Tagesgeschäft einer Apotheke mit all seinen Facetten geben kann.

Foto: contrastwerkstatt/AdobeStock

Studiengang Apothekenbetriebswirt / Apothekenbetriebswirtin

Relativ bekannt ist der weiterbildende Studiengang Apothekenbetriebswirt/Apothekenbetriebswirtin (FH), der von der Hochschule Schmalkalden angeboten wird. Er richtet sich an selbstständige Apotheker und Apothekerinnen und (angehende) Filialleitende sowie leitende Pharmazieingenieure und fortgeschrittene Pharmaziestudierende. Ziel ist es, diejenigen betriebswirtschaftlichen und apothekenrechtlichen Kompetenzen aufzubauen und Entscheidungskompetenzen und Umsetzungsstärken auszubauen, die im Pharmaziestudium und der täglichen Apothekenpraxis nicht ausreichend vermittelt werden. Die Studierenden sollen dabei in die Lage versetzt werden, individuelle Lösungsstrategien für die eigene Apotheke erarbeiten zu können. Das Studium soll den erfolgreichen Absolventen dazu befähigen, den steigenden betriebswirtschaftlichen Anforderungen einer Apotheke gerecht zu werden, ihn mit der Betriebswirtschaftslehre vertraut machen und nicht zuletzt befähigen, unternehmerische Chancen und Risiken zu beurteilen und zu erkennen, um schlussendlich seinen Betrieb erfolgreich zu managen.

Das Studium, das eine Dauer von zwei Semestern umfasst und bei erfolgreichem Bestehen mit einem Hochschulzertifikat abgeschlossen wird, findet berufsbegleitend statt. So wechselt sich ein Selbststudium mit der Anwesenheit am Studienort Schmalkalden ab. Eine Berufstätigkeit ist darum während der gesamten Studiendauer weiterhin möglich.

Weiterbildung zum Fachapotheker

Apotheker haben zudem die Option sich zum Fachapotheker in einem bestimmten Weiterbildungsgebiet weiterzubilden. Die Dauer beträgt drei Jahre und umfasst 120 Seminarstunden. Voraussetzung ist die Tätigkeit an einer zugelassenen Weiterbildungsstätte samt Betreuung durch einen Weiterbildungsermächtigten, sprich: die Arbeit in bestimmten öffentlichen Apotheken, zusammen mit einem ermächtigen Apotheker. Zu den Auswahlmöglichkeiten gehören folgende Gebiete: Allgemeinpharmazie, klinische Pharmazie, pharmazeutische Analytik und Technologie, Arzneimittelinformation, Toxikologie und Ökologie, theoretische und praktische Ausbildung sowie öffentliches Gesundheitswesen, wobei die beiden letztgenannten nicht in allen Apothekerkammern möglich sind.

Ausgehend von den Interessens- und Anforderungsgebieten eines Inhabers oder Filialleiters betrachtet, kommt hierbei im Grunde vorrangig die Weiterbildung zum Fachapotheker für Allgemeinpharmazie infrage.

Die Weiterbildung „Allgemeinpharmazie“ soll den angehenden Fachapotheker für Allgemeinpharmazie zum Experten für die öffentliche Apotheke machen. Sie vermittelt sowohl fachlich-pharmazeutische als auch kommunikative Kompetenzen, die ein Offizin-Apotheker als Arzneimittelexperte benötigt, um Kunden und gerade besondere Patientengruppen, wie Schwangere, Kinder und geriatrische Personen optimal beraten und betreuen zu können. Zukünftige Fachapotheker lernen ihr Wissen zielgruppengerecht weiterzugeben und als kompetente Ansprechpartner in Gesundheitsfragen zu agieren. Hinzu kommt das Erlernen und die richtige Nutzung wichtiger Tools, wie der Medikationsanalyse und dem individuellen Interaktionsmanagement. Die Arzneimitteltherapie soll so optimiert und sicherer gemacht werden. Außerdem werden während der Weiterbildung Managementkenntnisse vermittelt, etwa für die Betriebs- und Mitarbeiterführung sowie das Qualitätsmanagement und Marketing. Insgesamt bereitet die Weiterbildung optimal auf die Leitung einer Apotheke oder einer Filiale vor.

Unterschied zwischen Fort- und Weiter­bildung

Die ABDA unterscheidet zwischen Fortbildung und Weiterbildung für Apotheker. Dabei stellt die Fortbildung eine Auffrischung und Aktualisierung des Wissens dar, das in der Ausbildung erlangt worden ist. Wobei die Fortbildung an die Entwicklung der pharmazeutischen Wissenschaften angepasst ist.

Eine Weiterbildung stellt hingegen eine praxisbezogene Spezialisierung in einem bestimmten pharmazeutischen Bereich oder Gebiet dar.

Bereichsweiterbildung: pharmazeutische Kompetenz erweitern

Neben der Möglichkeit sich zum Fachapotheker auf einem bestimmten Gebiet weiterzubilden, gibt es auch noch die Chance eine sogenannte Bereichsweiterbildung zu absolvieren. Eine solche ist im Gegensatz zu der drei­jährigen Dauer der Fachapothekerweiterbildung kürzer und somit ist ein Abschluss bereits nach nur einem Jahr möglich. Als Abschlusstitel darf vom Absolventen die jeweilige Bereichs­bezeichnung geführt werden. Hierbei sind ebenfalls Seminarstunden zu belegen, statt der 120 für den Fach­apotheker sind es bei der Bereichs­weiterbildung etwas weniger, nämlich 100 Seminarstunden.

Interessenten an dieser Art der Weiterbildung melden sich bei der zuständigen Apothekerkammer an. Voraussetzung dafür ist nur, dass der Apothekerberuf ausgeübt wird. Darum ist diese Art der Weiterbildung leichter zugänglich als die Weiterbildung zum Fachapotheker, die nur bei einer Anstellung in denjenigenöffentlichen Apotheken durchgeführt werden kann, die auch als zugelas­sene Weiterbildungsstätte mit ermächtigtem Apotheker fungieren.

Einige Bereiche sind für Inhaber und Filialleiter weniger interessant, aber je nach dem in welchem Umfeld die Apotheke angesiedelt ist und welchen Kundenkreis sie bedient, kann es Sinn ergeben, sich in einem bestimmten Bereich weiterzubilden, um die eigenen pharmazeutischen Kompetenzen zu erweitern. Angebotene Bereiche, die dabei sinnvoll sein können, umfassen folgende Themengebiete: Geriatrische Pharmazie, Ernährungsberatung, Prävention und Gesundheitsförderung, Naturheilverfahren und Homöopathie, onkologische Pharmazie. Wobei die letztgenannte nicht in allen Apothekerkammern möglich ist.

So erweitert man, beispielsweise beim Absolvieren der Weiterbildung im Bereich „Geriatrische Pharmazie“, sein Wissen über das Medikations­management bei multimorbiden älteren Patienten. Bei dieser Patientengruppe treten häufig arzneimittel­bezogene Probleme auf. Mit dem gewonnenen Wissen aus der Weiterbildung trägt der Apotheker dazu bei, dass die Versorgung dieser Gruppe von Patienten verbessert wird und arzneimittelbezogene Krankenhauseinweisungen reduziert werden.

Der Bereich Ernährungsberatung befasst sich mit geeigneter Ernährung oder bestimmten diätetischen Maßnahmen, die zahlreiche ernährungsabhängige Erkrankungen verhindern oder günstig beeinflussen können. Apotheker sind mit der Weiterbildung in der Lage, bestimmte Dienstleistungen zur Ernährungsberatung anzu­bieten, die sich sowohl an gesunde Personen als auch an Patienten mit ernährungsbedingten Störungen richten können. Diese beiden Themen­gebiete sind an dieser Stelle jedoch nur als zwei Beispiele für alle Bereiche zu sehen.

Literaturtipp

Die erfolgreiche Filialapotheke

Dieses Buch beleuchtet praxisnah alle wichtigen Bereiche rund um die Filialapothekenleitung:

  • Welche Kompetenzen, Rechte und Pflichten hat die Filialleitung, welche Apotheken­inhaber?
  • Welche Stolperfallen birgt der Arbeitsvertrag?
  • Welche Möglichkeiten einer leistungsgerechten Vergütung gibt es?

Neu: In der 3. Auflage werden nun auch Themen wie Geheimnis- und Datenschutz, Besonderheiten der Ausschlussfristen und weiteres arbeitsrechtliches Know-how erläutert.

Der aktualisierte Anhang enthält für die Filiale relevante Musterformulare, wichtige Merkblätter und Orientierungshilfen.

Wer beabsichtigt eine Filiale zu gründen, zu leiten oder bereits in eine Filialisierung eingebunden ist, erhält von den Autorinnen umfassende Hilfen, Antworten und wertvolle Tipps.

Iris Borrmann, Elfriede Hoffmann

Filialapothekenleitung

Rechtsfragen, Arbeit­s­verträge, Praxistipps

gebunden, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, XII, 147 Seiten, 17,0 × 24,0 cm, 46, 00 Euro, ISBN: 978-3-7692-7609-1

Deutscher Apotheker Verlag 2021

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Zahlreiche Möglichkeiten für Weiterbildungsmaßnahmen

Die Liste der Beispiele für geeignete Wissensgebiete für Apothekeninhaberinnen und Filialleitungen lässt sich noch um einige Punkte weiterführen. Neben der speziell auf Apotheker­bedürfnisse abgestimmten betriebswirtschaftlichen Weiter­bildung, wie dem Apothekenbetriebswirt, ist es denkbar, dass sich wirtschaftlich besonders Interessierte für eine erfolgreiche Unternehmensführung ihrer Apotheke für allgemeine Weiter­bildungen und Studiengänge im betriebswirtschaftlichen Bereich, wie einen MBA (Master of Business Administration) oder einen Master im Healthcare Management entscheiden.

Auch kann ein Inhaber oder Filial­leiter Seminare und Ausbildungen zum Beauftragten für das Qualitätsmanagement der Apotheke belegen und nicht zuletzt profitieren Führungskraft und Team von Weiter­bildungsmaßnahmen in Personal­führung und Kommunikation. (Angehende) Führungskräfte lernen dabei, wie Teammanagement und Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden optimal funktionieren. Anbieter von Seminaren und Schulungen, sowohl in Präsenzform als auch Online, für Kommunikationstrainings und Per­sonalführung gibt es zahlreiche, wie etwa bestimmte Bildungseinrichtungen, spezialisierte Einzel-Coaches oder Unternehmensberatungen. Sie müssen dabei zum Vermitteln allgemeiner Prinzipien nicht unbedingt auf das Apothekenumfeld abgestimmt sein.

Die Qual der Wahl

Bei der Auswahl des individuell geeigneten Bereichs ist es ratsam darauf zu achten, dass dieser sowohl auf die persönlichen Interessen des Teilnehmers, als auch auf die Bedürfnisse des Apothekenbetriebs abgestimmt ist. Diesen Grundsatz gilt es allgemein für die optimale Wahl einer Fort- oder Weiterbildung sowie eines weiter­führenden Studiums zu beherzigen: Die gewählte Bildungsmaßnahme soll zu den indi­viduellen und beruflichen Zielen und Bedürfnissen des Interessenten passen und im besten Fall zur Tätigkeit im Betrieb, damit beide – das Unternehmen und der jeweilige Apotheker persönlich – davon profitieren. Lässt sich zudem das neu gewonnene oder aufgefrischte Wissen direkt im Apotheken- und Leitungsalltag anwenden und integrieren, gibt das vermutlich noch einen besonderen Ansporn, sich für eine bestimmte Maßnahme zu entscheiden. |

Literatur

Fort- und Weiterbildung. Informationen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., www.abda.de/fuer-apotheker/fortweiterbildung/

Studienbroschüre Apothekenbetriebswirt. Informationen der Hochschule Schmalkalden, www.hsm-fernstudium.de/fileadmin/Downloads/zertifikat_studiengang/Apothekenbetriebswirt/Studienbroschuere_Zertifikat-Fernstudium_Apothekenbetriebswirt.pdf

Spezialisierungsgebiete. Informationen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., www.abda.de/fuer-apotheker/fort-und-weiterbildung/weiterbildung/spezialisierungsrichtungen/spezialisierungsbereiche/

Spezialisierungsbereiche; Informationen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., www.abda.de/fuer-apotheker/fort-und-weiterbildung/weiterbildung/spezialisierungsrichtungen/spezialisierungsbereiche/

Michaela Theresia Schwarz, PTA, Apothekerin

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