Prisma

Gut zuhören!

Pflanzen knistern – und verraten uns damit viel

Foto: olgakudryashova/AdobeStock

mp | Wenn wir wissen wollen, was unseren Mitmenschen fehlt, müssen wir oft einfach nur zuhören. Pflanzen hören wir seltener zu. Dabei geben auch sie ständig Laute von sich, wenn auch im Ultraschallbereich. Forscher aus Tel Aviv und Harvard fanden nun heraus, dass es gute Gründe gibt, besser auf unsere grünen Freunde zu hören.

Die Geräusche der Pflanzen entstehen wahrscheinlich, weil winzige Gasbläschen im wasserleitenden Xylem der Pflanzen platzen, auch Kavitation genannt. Sie klingen ein bisschen wie das Knistern eines Lagerfeuers, wenn sie auf eine für uns hörbare Frequenz übertragen werden. Für uns Menschen sind sie nicht wahrnehmbar, für Mäuse oder Motten aber schon, und das sogar schon auf bis zu fünf Meter. Auch ist nicht auszuschließen, dass Pflanzen selbst die Signale untereinander wahrnehmen. Die Forscher, die ihre Ergebnisse im März im Journal „Cell“ vorstellten, hörten Tabak- und Tomatenpflanzen ab. In einer schalldichten Box stellten sie zwei Mikrofone vor die Pflanzen und zeichneten die typischen Klickgeräusche auf. Die Pflanzen sendeten regelrechte Konzerte, wenn sie etwa dehydriert waren oder ein Versuchsleiter die Sprossachse anschnitt, um einen Insektenbefall zu imitieren.

Die Studienautoren merkten schnell: Die Geräusche, mit denen sich die Pflanzen äußerten, waren spezifisch für den Stress, unter dem sie litten. Um die Erkenntnisse besser auswerten zu können, schrieben die Autoren einen Algorithmus, der mit maschinellem Lernen arbeitet. Innerhalb kurzer Zeit konnte dieser präzise voraussagen, ob eine Pflanze dehydriert oder verletzt ist – allein durch das Auswerten der Klänge. Den Wasserbedarf schien das „Abhören“ deutlich präziser vorhersagen zu können als mit bisherigen Mitteln möglich ist. Die Forscher hoffen, dass nach den Pflanzen nun auch sie erhört werden, damit ihre Entdeckung bald für Monitoring-Techniken in der Agrikultur genutzt wird. |

Literatur

Khait I et al. Sounds emitted by plants under stress are airborne and informative. Cell, 2023, https://doi.org/10.1016/j.cell.2023.03.009

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