Arzneimittel und Therapie

Syphilis und Co. mit Doxycyclin vorbeugen

Postexpositionsprophylaxe ist wirksam, aber hinsichtlich Resistenzen bedenklich

dm/dab | Der Begriff Postexpositionsprophylaxe (PEP) fällt meist im Zusammenhang mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV). Wünschenswert wäre auch eine medikamentöse Prophylaxe, die vor bakteriellen sexuell übertragbaren In­fektionen schützen kann. Eine US-amerikanische Studie zeigt, dass eine PEP mit dem Antibiotikum Doxy­cyclin wirksam Syphilis, Gonorrhöen oder Chlamydien-Infektionen vorbeugen kann. Dennoch ist der Einsatz aufgrund von Resistenzen kritisch zu betrachten.

Betroffen von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) sind vor allem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) [2]. Hier knüpft die aktuelle Studie an – eingeschlossen wurden darin MSM und Transgender-Frauen, die im vergangenen Jahr bereits Gonorrhö, Syphilis oder eine Chlamydien-Infektion durchgemacht hatten. Die Probanden erhielten im Verhältnis 2 : 1 randomisiert entweder 200 mg Doxycyclin innerhalb von 72 Stunden nach Sex ohne Kondom (Doxycyclin-Postexpositionsprophylaxe) oder eine Standardbehandlung. Tests auf sexuell übertragbare Erkrankungen wurden vierteljährlich durchgeführt. Unter der PEP mit Doxycyclin lag die Inzidenz für Gonorrhöen, Chlamydien-­Infektionen und Syphilis um zwei Drittel niedriger als unter der Standardbehandlung. Laut der Studien­autoren unterstützt dieses Ergebnis den Einsatz einer Doxycyclin-PEP bei MSM, die kürzlich eine bakterielle sexuell übertragbare Infektion hatten.

Andere Resistenzlage in den USA

Im Median kam die Doxycyclin-PEP viermal pro Monat zum Einsatz, wobei 25% der Probanden sogar zehn Dosen oder mehr von dem Antibiotikum einnahmen. Sicherheitsbedenken oder Akzeptanzprobleme gab es laut den Studienautoren keine. Zu diesem Antibiotika-Gebrauch erläuterte Prof. Dr. Georg Stary vom Institut für Dermatologie der Medizinischen Universität Wien gegenüber dem Science Media Center: „Auch bei regelmäßiger Anwendung von durchschnittlich vier Dosen pro Monat haben die Patientinnen und Patienten, die Doxycyclin als Prophylaxe verwendet haben, insgesamt nicht mehr Antibiotika eingenommen als die Kontrollgruppe. Denn eine akute Infektion mit STI wird teilweise auch über mehrere Tage anti­biotisch behandelt“ [3]. Dennoch sieht Stary die Doxycyclin-PEP problematisch: „Besorgniserregend ist allerdings, dass es in dieser Patientengruppe zu vermehrten Resistenzen bei Gonokokken kam.“ Der Vorsitzende der Deutschen STI-Gesellschaft, Prof. Dr. Norbert Brockmeyer, merkte in einem Statement zur Studie an, dass man die Daten nicht 1:1 auf Europa übertragen kann: „Bedeutsam ist, dass die Resistenzraten für Gonokokken in den USA bezüglich Doxycyclin mit etwa 25% deutlich geringer sind als in Europa mit etwa 60 bis 70% und in Deutschland mit nahezu 80%.“ Daher könne man in der EU durch eine Doxycyclin-PEP nur noch mit einer Verringerung der Infektionen bei Chlamydien und Syphilis rechnen. |

Literatur

[1] Luetkemeyer AF et al. Postexposure Doxycycline to Prevent Bacterial Sexually Transmitted Infections. N Engl J Med 2023;388:1296-1306, doi: 10.1056/NEJMoa2211934

[2] Jansen K et al. STI in times of PrEP: high prevalence of chlamydia, gonorrhea, and mycoplasma at different anatomic sites in men who have sex with men in Germany. BMC Infect Dis 2020;20(1):110, doi: 10.1186/s12879-020-4831-4

[3] Pille danach für sexuell übertragbare Krankheiten – Research in Context. Informationen des Science Media Centers, 5. April 2023

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