Prisma

Explosives Pinkeln

Zikaden nutzen Urinkatapult

Foto: jwjarrett/AdobeStock

us | Zwergzikaden ernähren sich von Xylem-Saft, mit dem Pflanzen Wasser und Nährstoffe transportieren. Die Flüssigkeit enthält allerdings nur einen niedrigen Nährstoffanteil, was dazu führt, dass Zikaden täglich etwa das 300-Fache ihres eigenen Körpergewichts an Wasser zu sich nehmen, um ihren Nährstoffbedarf über den Saft zu decken. Wer so viel trinkt, muss oft pinkeln. Zikaden der Art Homalodisca vitripennis haben im Verlauf der Evolution eine spezielle Methode entwickelt, die Unmengen an Urin loszuwerden. Statt im Strahl zu pinkeln, verschießen sie Urintröpfchen mit einer katapultartigen Struktur an ihrem Hinterteil. Zunächst bilden sich hier Urintröpfchen. Überschreiten die Tröpfchen eine gewisse Größe, spannt die Zikade ihr kleines Katapult und schleudert den Tropfen von sich. Amerikanische Forscher haben diesen ungewöhnlichen Mechanismus nun genauer untersucht und am Computer modelliert. Ihren Berechnungen zufolge ist es für die Tiere energieeffizienter, die Tröpfchen wegzuschleudern als einen Strahl zu bilden. Damit ist die energiesparende Urinabgabe der Zikade perfekt an ihre extrem nährstoffarme Diät angepasst. Erstaunlich daran ist auch, dass ein solcher Urintropfen aufgrund seiner Elastizität eine deutlich höhere Geschwindigkeit erreicht als die Katapulteinheit. Dieses Phänomen heißt Superpropulsion und wurde hier zum ersten Mal in einem biologischen System beschrieben. Für die Insekten ist es von Vorteil, ihre Körperflüssigkeiten möglichst weit zu schleudern, um die Hygiene an ihrer Fraßstelle aufrechtzuerhalten. Außerdem könnte der Geruch des Urins Fressfeinde anlocken. |

Literatur

Challita EJ et al. Droplet superpropulsion in an energetically constrained insect. Nat Commun, 2023, 14(1):860

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