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- AZ 51-52/2023
- Liebes Christkind
Gesundheitspolitik
Liebes Christkind,
keine Frage, natürlich steht auf meinem kleinen Wunschzettel an dich der Wunsch nach Frieden auf Erden an erster Stelle. Aber ich bin mir sicher, dass du auch einen Blick auf kleinere Wünsche wirfst. Zum Beispiel die Wünsche, die dich aus den Apotheken erreichen – werden ja alle Jahre weniger, die Apotheken, nicht die Wünsche. Wie du daran schon ablesen kannst: Wir brauchen dringend himmlische Unterstützung, die irdischen Anstrengungen laufen ins Leere – das Ministerium schätzt unsere Arbeit immer weniger. Du brauchst Beweise? Bitte schön:
Karl – mehr sozialistisch als sozial – redet schon lange nicht mehr mit uns. Über die Zeitung und das Fernsehen lässt er uns wissen, dass er Light-Apotheken will – und kapiert nicht, dass er unser Apothekensystem zerstört. Außerdem: Seit zehn, nein, eigentlich schon seit 20 Jahren wurde unser Honorar nicht mehr angepasst. Wo gibt’s denn sowas? Nur bei uns! Wertschätzung sieht anders aus. Wir Apothekers sind so eine superliebe Herde, devot, angepasst und universaldilettantisch – wir glauben, (fast) alles machen zu können, was man von uns verlangt. Und wenn vom Karl ein Nein zur Honorarerhöhung oder zum Engpass-Honorar (50 Cent!) kommt, dann gibt’s von uns nur ein kleines Mäh und Tätärätä und wir machen es trotzdem. Und allenfalls einen putzigen Protest, supersozial und allgemeinverträglich nur am Mittwoch, an dem eh schon so einige Apotheken geschlossen sind. Und bitte keinen Streik bundesweit, sondern nur jeweils in einer Ecke Deutschlands. Mein liebes Christkind, so sind wir – du verstehst, warum wir deine Hilfe brauchen. Und wenn es unsere Oberapothekers in Berlin doch mal schaffen, dass wir ein paar Cent mehr erhalten, dann bekommen wir die nur für Mehrarbeit (pDL!). Und aus Dankbarkeit, dass wir mehr schuften dürfen, fallen wir noch auf die Knie. Ich könnte dir noch eine Menge anderer Baustellen aufzählen, die wir vermutlich nur mit deiner Engelsgeduld und deinen Engelsbeziehungen jemals geregelt bekommen, z. B. mehr Personal, das einen attraktiven und gut bezahlten Arbeitsplatz mit wenig Bürokratie in der Apotheke schätzt (vermutlich ist dir aufgefallen, dass in diesem Satz vier bis fünf Wünsche stecken!). Und ich versichere dir: Diesen Wunschzettel hat keine KI mal eben so runtergeschrieben.
Noch ein Memo für dich: Nächstes Jahr gibt’s keine gedruckte AZ mehr. Nach 37 Jahren ist Schluss. Aber wir machen einen Neuanfang mit einem montäglichen DAZ-Update, digital als E-Mail. Wenn du magst, liebes Christkind, melde dich gleich an, dann verpasst du keinen Hilferuf von uns. Frohe Weihnachten,
Dein Apothekerlein Peter
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