Prisma

Da sprühen die Funken

Insektenschwärme erzeugen elektrische Felder

Foto: Hunting ER et al. University of Bristol/University of Reading

jr | Dass Insekten zuweilen elektrische Felder nutzen, um sich zu orientieren, ist nichts Neues. Neu ist, was ein englisches Forscherteam herausgefunden hat: Insektenschwärme können selbst eine elektrische Ladung tragen und damit den Potenzialgradienten ihrer Umgebung beeinflussen.

Die Erdatmosphäre ist immer gering elektrifiziert. Diese Ladung spielt eine Rolle bei Wetterphänomenen, aber auch bei atmosphärischen Transportprozessen und der Orientierung von Organismen. Um die Insekten-­vermittelte elektrische Variabilität der ­Umgebungsluft zu detektieren, haben Forscher aus Bristol und Langford Messgeräte für elektrische Felder so positioniert, dass ein Honigbienenschwarm darüber hinwegflog. ­Außerdem brachten sie Kameras an. Im ­Moment der größten Schwarm­dichte stieg der Potenzialgradient auf bis zu 1000 Volt pro Meter an. Frühere Forschungsergebnisse legten einen ­lokalen Anstieg von wenigen Pico­coulomb bis Nanocoulomb nahe. Die Forscher resümieren: Je dichter der Bienenschwarm war, desto stärker ­waren die erzeugten elektrischen ­Felder. Mittels eines mathematischen Modells kalkulierten die Wissenschaftler, dass ein großer Heu­schreckenschwarm Ladungsdichten erreichen könnte, die über Stürme und Wolken hinausgehen. Ob auch ­Ansammlungen von Bakterien oder Vögel die Luft elektrisieren können, gilt es abzuklären. Von Organismen erzeugte elektrische Felder könnten Einfluss auf die Verteilung von Pollen, Aerosolen oder Feinstaub haben. Bei den dynamischen Wechsel­wirkungen von Physik und Biologie in der Atmosphäre gebe es noch einiges zu erforschen, so das englische ­Forscherteam. |

Literatur

Hunting ER et al. Observed electric charge of insect swarms and their contribution to atmospheric electricity. iScience 2022, doi:/10.1016/j.isci.2022.105241

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