Prisma

Wertvoller Müll

Polystyrol-Abfälle können aufgewertet werden

Foto: memorystockphoto/AdobeStock

us | Viele Millionen Tonnen Plastikabfälle werden weltweit pro Jahr produziert. In der Umwelt werden sie kaum abgebaut, sondern reichern sich in Form von Mikro- und Nanoplastikpartikeln in Gewässern und Böden an. Poly­styrol ist einer der meistverwendeten Kunststoffe und wird oft in Einwegverpackungen eingesetzt. Verschiedene Faktoren erschweren effizientes Recycling der Abfälle. Unter anderem sind die bisher bekannten Verfahren ökonomisch nicht sinnvoll. Chemiker der Virginia Tech Universität haben nun ein Verfahren veröffentlicht, mit dem sie Polystyrol-Abfälle kostengünstig in wertvolle Rohstoffe für die chemische Industrie umwandeln wollen. Zunächst bestrahlen sie die Abfälle unter Anwesenheit eines Aluminiumtrichlorid-Katalysators mit UV-Strahlung. Polystyrol wird dabei zu Benzol zersetzt. Im zweiten Schritt wird Dichlormethan zugesetzt, das mit dem Benzol zu Diphenyl­methan reagiert. Bisher testeten die Forschenden das Verfahren im 1-kg-Maßstab, halten aber auch eine industrielle Skalierung für nachhaltig und wirtschaftlich plausibel. Die verwendeten Chemikalien sind günstig und verbreitet. Gleichzeitig lässt sich die Reaktion modifizieren, um andere Produkte wie Diphenylethan oder Benzophenon zu erhalten. Berechnungen der Autoren zufolge beträgt der Marktwert von Diphenylmethan etwa das Zehnfache der Polystyrol-Abfälle. Damit scheint das Verfahren attraktiv zu sein, um Plastikabfälle aufzuwerten, anstatt sie zu vernichten oder zu Monomeren von geringem Wert zu recyceln. Unklar bleibt noch, inwiefern die variablen Verunreinigungen, die Polystyrol-­Abfälle aus verschiedenen Quellen aufweisen können (z. B. Essensreste, Laborabfälle), das Verfahren stören würden. |

Literatur

Xu Z et al. Cascade degradation and upcycling of polystyrene waste to high-value chemicals. Proc Natl Acad Sci USA, 23. August 2022, 119(34):e2203346119

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