Aus den Ländern

Stärke gewinnen, Kompetenz zeigen

Würzburger Apotheken im Dialog mit bayerischen CSU-Abgeordneten

„Stärke gewinnen, Kompetenz zeigen.“ – Unter diesem Motto hat der gesundheits- und pflegepoli­tischer Ausschuss (GPA) der CSU in Würzburg Stadt- und Land-Apothekerinnen und -Apotheker in die Würzburger PTA-Schule eingeladen, um mit bayerischen Landtagsabgeordneten über brennende Sorgen im Rahmen der Offizinpharmazie zu sprechen.

Der Vorsitzende des GPA Apotheker Dr. Dr. Thomas Richter konnte die ehemalige Staatsministerin und Abgeordnete Carolina Trautner zu dem Expertengespräch begrüßen. Trautner ist approbierte Apothekerin und freute sich sehr, an ihren alten Studienort Würzburg zurückzukehren, den sie trotz des damals wie heute sehr anspruchsvollen Studiums in guter Erinnerung hat. Gefolgt war der Einladung ebenfalls der für den Landkreis Würzburg ins bayerische Maximilianeum entsandte Abgeordnete Manfred Ländner. Anwesend waren Experten aus ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern der Offizinpharmazie in Würzburg, die zu einem fruchtbaren Austausch mit politischen Mandatsträgern beitrugen.

Foto: Stephan Dölle

Pharmazierat Heiko Zimny, Dr. Andreas Heinze, MdL Manfred Ländner, Dr. Dr. Thomas Richter, Staatsministerin a. D. MdL Carolina Trautner, Dr. Helmut Strohmeier (v. l.)

Dank für Pandemieeinsatz

In ihrem Eingangsstatement dankte Staatsministerin a. D. Carolina Trautner den Kolleginnen und Kollegen in Bayern für ihren Einsatz in der Apotheke gerade in Zeiten der Pandemie. Obwohl sie persönlich einen anderen Weg eingeschlagen hat, weiß die ehemalige Ministerin aus den Zeiten ihrer Tätigkeit als angestellte Apothekerin sehr wohl, was es bedeutet, in der Offizin zu stehen und auch Nacht- und Notdienste zu verrichten. Die Verordnung zu den KITA-Gutscheinen, welche die bayerische Staatsregierung ins Leben gerufen hat, um in Coronazeiten Erziehungsberechtigte von Krippen- und Kindergartenkindern mit kostenlosen Schnelltests zu versorgen, bezeich­nete sie als eine Erfolgsstory.

Pharmazeutische Fachkräfte und Rabattverträge

Als künftige Projekte fasste Carolina Trautner – als Mitglied im Landesverband des GPA mit Zuständigkeit für die Apotheken – zwei Themen ins Auge: zum einen versprach sie, sich bei der Gestaltung der Rabattverträge dafür einzusetzen, dass pro Wirkstoffgruppe mindestens drei Präpa­rate zugelassen werden. Auf diese Weise sollen Lieferengpässe verhindert werden und die Versorgungs­sicherheit steigen. Zum anderen sollen von politischer Seite verstärkt Anreize geschaffen werden, um die Attraktivität des PTA-Berufes zu steigern. Dazu gehören Motivationshilfen, um in Realschulen, aber auch Gymnasien für pharmazeutische Berufe zu werben.

Magna carta des Apotheken­wesens

In seinem Referat ging der für die Stadt Würzburg zuständige Pharmazierat Heiko Zimny auf die „Magna Carta“ des Apothekenwesens in Deutschland ein. Diese ist im Apothekengesetz geregelt und umschreibt den im „öffentlichen Interesse“ gebotenen Sicherstellungsauftrag der Apotheken. Dieses Credo wird zwar in politischen Diskussionen immer wieder zitiert, jedoch oftmals nicht zu Ende gedacht. Denn letztendlich ist eben auch der Staat in der Pflicht, eine Apothekenversorgung an Orten ins Leben zu rufen, wenn eine Notlage entsteht. Dieser Anspruch könnte, so Pharmazierat Heiko Zimny, der in den Landkreisen Bad Kissingen und Schweinfurt zwei Apotheken betreibt, durchaus von kommunalpolitischer Seite durchgesetzt werden. Im Hinblick auf die sinkenden Apothekenzahlen in Bayern, aber nicht nur dort, könnten Bürgermeister oder auch Landräte den Bund auf dem Klageweg dazu zwingen, Notapotheken einzurichten. Ob ein Urteil sich freilich als praxistauglich erweisen würde, bleibt offen. Zimny betonte, dass gerade der § 1 des Apothekengesetzes eine enorme Sprengkraft entfalten könnte und sich für die Verantwortungsträger im Bund als Bumerang erweisen könnte.

BAFöG für PTA-Auszubildende

Dr. Andreas Heinze, Leiter der Würzburg PTA-Schule, freute sich, die politische Prominenz in den Räumen der Schule begrüßen zu dürfen, die eine der ältesten in Deutschland ist und seit 1968 besteht. Das Einzugsgebiet erstreckt sich auf große Teile Unterfrankens, erreicht aber auch den Main-Tauber-Kreis. Die etwa 70 Schülerinnen und Schüler, die zum kommenden Schuljahr in die erste Klasse eintreten, werden nicht annähernd ausreichen, so Heinze, um den Bedarf an Fachkräften zu decken. Jeden Tag bekommt er aus ganz Deutschland Anfragen zu Praktikumsstellen mit dem Ziel, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Neben einer angemessenen Vergütung, einer Imagepflege von pharmazeutischen Berufen durch die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, empfahl Dr. Heinze der Politik, eine Ausweitung von Zuwendungen nach dem BAFöG auch für PTA-Auszubildende, um die finanzielle Durststrecke während der Ausbildung erträglicher zu gestalten.

Konstruktiver Austausch mit der Politik

Die sich an die Referate anschließende Diskussion mit den politischen Mandatsträgern eröffnete diesen zum Teil ganz neue Erkenntnisse. Der in der Würzburger Innenstadt tätige Kollege Dr. Helmut Strohmeier zeigte den Abgeordneten auf, unter welchem Kostendruck öffentliche Apotheken stehen. Da das personelle Angebot knapp ist, sei man gezwungen über­tarifliche Gehälter zu zahlen. Durch die steigenden Energiekosten, die durchgeführten Kürzungen an Boni und Skonti durch den pharmazeutischen Großhandel sowie die vom SPD-Gesundheitsminister geplante Erhöhung des Zwangsrabattes an die gesetzlichen Krankenkassen droht den Apotheken ein unangenehmer Winter, der zu einer weiteren Schwächung des Berufsstandes führen wird. Überrascht zeigten sich die Abgeordneten von den im Vergleich zu anderen Berufsgruppen niedrigen Tarif­gehältern für approbierte Mitarbeiter, welche sich eklatant von anderen akademischen Berufsgruppen unterscheiden. Erschwerend kommt, so der Abgeordnete Manfred Ländner hinzu, dass soziale Berufe, bei denen man mit Menschen zu tun hat, immer weniger Anklang finden. Die Mandatsträger versprachen, die Impulse dieses Informationsnachmittages in ihre politische Arbeit einfließen zu lassen. Es überrascht schon sehr, dass die Standesvertretungen diese Themen nicht schon intensiver in den politischen Diskurs eingebracht haben. Denn die beiden Abgeordneten gaben zu, dass ihnen an diesem Nachmittag neue Erkenntnisse vermittelt wurden. Andererseits gibt es durchaus Kollegen, die sich in den sozialen Netzwerken gerne an den Standes­vertretern abarbeiten, in der Praxis aber in großer Passivität verharren. Es bleibt also noch viel zu tun, um unsere Sorgen und Nöte im politischen Raum besser zu kommunizieren. Nur so können sinnvolle Lösungen gefunden werden. |

Dr. Dr. Thomas Richter, Würzburg

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