Arzneimittel und Therapie

Schneller fit mit Zink?

Was das Spurenelement zur Vorbeugung und Therapie von Erkältungen beitragen kann

In der Erkältungssaison fragen viele Kunden in der Apotheke nach Zink-Präparaten zur Prophylaxe und Therapie viraler Atemwegs­infekte. Die Wirksamkeit wird nach wie vor kontrovers diskutiert – eine aktuelle Metaanalyse liefert neue Erkenntnisse.

In der kalten Jahreszeit nehmen virale Erkältungskrankheiten zu – bleibt abzuwarten, wie sich die aktuellen Abstands- und Hygieneregeln auf das Infektionsgeschehen auswirken. Viele Menschen möchten sich jedoch schon im Vorfeld wappnen und greifen prophylaktisch auf Zink als Nahrungsergänzungsmittel zurück. Hat es sie trotz allem erwischt, versuchen sie, durch die Einnahme die Symptome zu mildern und die Krankheitsdauer zu verkürzen. Doch hilft das wirklich?

Foto: Monstar Studio/AdobeStock

Ein australisches Forscherteam hat im Rahmen einer Metaanalyse versucht herauszufinden, welchen Nutzen Zink-Präparate sowohl zur Prophylaxe als auch zur Therapie viraler Atemwegsinfekte haben. Dazu werteten sie 28 randomisierte, placebokontrollierte klinische Studien aus den USA, Europa, China und Australien mit insgesamt 5446 Teilnehmern aus. Am häufigsten erhielten die Studienteilnehmer Zinkacetat oder -gluconat in Form von Lutschtabletten gefolgt von Nasensprays und Nasengelen. Dabei schwankten die Dosis und die Dauer der Therapie erheblich zwischen den Studien. Die tägliche Dosis bei oraler Einnahme lag zwischen 15 und 45 mg, bei sublingualer Gabe zwischen 45 und 300 mg und bei nasaler Gabe zwischen 0,9 und 2,6 mg.

Zink zur Vorbeugung

Es konnte festgestellt werden, dass die vorbeugende Einnahme von Zink im Vergleich zu Placebo das Risiko, an einem viralen Atemwegsinfekt zu erkranken, reduzierte: So konnten im Schnitt fünf Erkrankungen pro 100 Personen im Monat verhindert werden (95%-Konfidenzintervall [KI]: 1 bis 8; Number Needed to Treat [NNT] = 20). Insbesondere das Risiko für moderate bis schwere Symptome wie Fieber oder grippeähnliche Symptome konnte durch die prophylaktische Einnahme deutlich gesenkt werden (87%; IRR 0,13; 95%-KI: 0,04 bis 0,38). Das Auftreten milder Symptome konnte um 28% reduziert werden (IRR 0,72; 95%-KI: 0,61 bis 0,85). Diese positiven Ergebnisse zeigten sich jedoch nur bei Infektionen, die sich die Studienteilnehmer auf natürlichem Weg zugezogen hatten. In Studien, in denen die Probanden gezielt humanen Rhino­viren ausgesetzt wurden, konnte kein statistisch signifikanter Effekt von Zink im Vergleich zu Placebo gezeigt werden.

Krankheitsschwere lindern und Symptomdauer verkürzen

In der Auswertung konnte festgestellt werden, dass die therapeutische Einnahme von Zink in Form von Lutsch­tabletten oder Nasensprays versus Placebo die Schwere der Symptome ab dem dritten Tag reduzieren kann (MD -1,21; 95%-KI: -1,74 bis -0,66). Auf die durchschnittliche tägliche Schwere der Symptome hatte die Einnahme von Zink hingegen keinen Effekt.

Die Einnahme von Zink beeinflusste positiv die Dauer der Erkrankung – so konnte im Vergleich zu Placebo die Krankheitsdauer um zwei Tage verkürzt werden (HR 1,83; 95%-KI 1,07 bis 3,13).

Verträglichkeit

Auch die Verträglichkeit der Zink-Einnahme wurde untersucht. Schwere unerwünschte Ereignisse traten im Vergleich zu Placebo nicht auf. Dennoch führte die Anwendung von Zink häufiger zu leichten Nebenwirkungen wie Übelkeit oder gastrointestinalen Beschwerden und Irritationen im Mundraum – insbesondere bei sub­lingualer Gabe.

Fazit

Die Ergebnisse der Metaanalyse sind insgesamt positiv – sollten jedoch nicht überbewertet werden. So weisen die Studien eine sehr hohe Heterogenität auf. Zudem waren die einzelnen Datenpools klein – eine eindeutige Empfehlung zur Einnahme von Zink sowohl zur Prophylaxe als auch zur Therapie viraler Atemwegsinfekte kann derzeit nicht ausgesprochen werden. |

Literatur

Hunter J et al. Zinc for the prevention or treatment of acute viral respiratory tract infections in adults: a rapid systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ Open 2021; 11:e047474. Doi:10.1136/bmjopen-2020-047474

Apothekerin Dr. Martina Wegener

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