Prisma

Tierversuch ade?

3D-Organoid von Gebärmutterhalskrebs bietet Alternative

Foto: luchschenF/AdobeStock

us | Die medizinische und pharma­kologische Forschung ist auf Tierversuche angewiesen, um die Entstehung von Krankheiten oder die Wirkung neuer Medikamente auf komplexe Organ­systeme zu untersuchen. Diese Versuche sind nicht nur teuer und langwierig, sondern werden von vielen als unethisch betrachtet. Eine Alternative kann die Entwicklung von Organoiden sein, das sind kleinere, aber funktionsfähige Nachbildungen der Organe aus der Zellkultur. Das Zusammenspiel unterschiedlicher Zelltypen lässt sich auf diese Weise simulieren. Ein Team um die Biotechnologin Dr. Cindrilla Chumduri hat an der Universität Würzburg eine Organoid-Version des Gebärmutterhalses vorgestellt. Stammzellen für die Methode entnahmen die Forscher anonymen Spenderinnen und Mäusen. Um daraus Organoide zu formen, versorgten sie die Zellen mit speziellen Kombinationen von Wachstumsfaktoren in einem eigens angepassten Medium. Nach etwa vier bis sechs Wochen waren die Modellorgane „reif“ und ließen sich für etwa ein halbes Jahr aufrechterhalten. Das Modell soll unter anderem dabei helfen, den Entstehungsmechanismus von Gebärmutterhalskrebs aufzuklären. Auch hierfür entwickelten die Wissenschaftler erste Methoden. Für die meisten Krebserkrankungen des Gebärmutterhalses sind Humane ­Papilloma-Viren (HPV) verantwortlich. Die Forscher fügten Onkogene von HP-Viren ins Genom der Stammzellen ein. Außerdem infizierten sie die Organo­ide mit dem Bakterium Chlamydia tracho­matis, um die Auswirkungen einer Koinfektion simulieren zu können. Das Modell ist jedoch kein perfekter Ersatz für Organe aus lebenden Organismen. So fehlen beispielsweise Immunzellen, die auf viele Vorgänge einen entscheidenden Einfluss haben. |

 

Literatur

Gurumurthy RK et al. Patient-derived and mouse endo-ectocervical organoid generation, genetic manipulation and applications to model infection. Nat Protoc 11. Mai 2022

 

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