Das Sprinter-Gen

In einer früheren Veröffentlichung wiesen die Autoren um Ryo Nakamichi nach: Eine Genvariante, die PIEZO1 codiert, schützt Träger in gewissem Maße vor Malaria und verändert den Eisen-Metabolismus. Das erklärte für die Forscher, weshalb in Mal­aria-Risiko­gebieten mehr Menschen die Genvariante tragen. In West-Afrika sind es 18% der Bevölkerung, in Europa nur 3%. Nun fanden die Autoren, dass die PIEZO1-Variante nicht nur auf diese Weise Trägern zum Vorteil gereicht. Sie züchteten Mäuse mit derselben Gen-Mutation. Und siehe da: Die Sehnen der Mäuse konnten mehr elastische Energie speichern. Die gentechnisch veränderten Nager konnten dadurch schneller laufen und höher springen als andere Vertreter ihrer Gattung.

Die Forscher überprüften im Anschluss 91 professionelle Sprinter aus Jamaika auf das Gen. Als Kontrollgruppe dienten 100 Jamaikaner, die bei keinem internationalen Sprint-Wett­bewerb teilgenommen hatten. Und tatsächlich lag bei Sprintern häufiger die günstige PIEZO1-Genvariante zugrunde als bei ihren Mitmenschen. Die Forscher leiten daraus ab, dass PIEZO1 bei Säugetieren massiv zu athle­tischen Leistungen beiträgt. Ihre Erkenntnisse sollen nicht nur den Sportwissenschaften helfen, schreiben die Autoren in der Diskussion. Sie könnten auch nützlich sein, um medizinische Anwendungen bei Erkrankungen des Bewegungs­apparates zu finden. |