Wirtschaft

Nur jeder Zweite erwartet Beratung in der Apotheke

Stada Health Report 2022: Deutsche sind mit dem Gesundheitssystem überdurchschnittlich zufrieden

cha | Nur knapp die Hälfte der Bundesbürger ist der Ansicht, dass in einer Apotheke eine pharmazeutische Beratung angeboten werden muss. Das zeigt der aktuelle Stada Health Report.

Dafür wurden in 15 europäischen Ländern im März/April 2022 fast 30.000 ab 18-Jährige online befragt. Hierbei gilt, wie bei (fast) allen Onlinebefragungen, dass von einer gewissen Verzerrung der Ergebnisse zugunsten von Internet-affinen Menschen auszugehen ist.

Grundsätzlich sind mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Deutschen mit ihrer Gesundheitsversorgung sehr oder eher zufrieden – und damit deutlich mehr als der Durchschnitt der 15 teilnehmenden Länder, der bei 64 Prozent liegt. Diese überdurchschnittliche Zufriedenheit spiegelt sich auch in dem Vertrauen wider, das die Deutschen ihren Experten in Gesundheitsfragen schenken. So geben 70 Prozent der Befragten an, ihrem Hausarzt in Gesundheitsfragen zu vertrauen, während es im europäischen Durchschnitt nur 65 sind. Auch beim Vertrauen in die Apotheker liegt Deutschland mit 61 Prozent über dem europäischen Durchschnitt von 57 Prozent.

Besonders spannend ist, welche Erwartungen die deutschen Stu­dienteilnehmer an die Apotheken haben. Dazu wurde für eine ganze Reihe von Leistungen abgefragt, inwieweit diese von einer Apotheke auf jeden Fall angeboten werden müssen, möglicherweise angeboten werden können oder nicht angeboten werden müssen. Dabei ist zu beachten, dass die Antwortvorgabe „Das könnte eine Apo­theke möglicherweise anbieten“ nicht unbedingt bedeutet, dass der Antwortende sich diesen Service von der Apotheke auch wünscht.

Im Einzelnen gab es dazu folgende Ergebnisse: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten erwartet, dass in der Apotheke mit Karte bzw. per App bezahlt werden kann, für weitere 30 Prozent wäre das ein mögliches Angebot.

Bemerkenswert ist, dass nur knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten der Ansicht ist, eine Apotheke müsse eine Beratung zu gesundheitlichen Themen wie Arzneimittelwechselwirkungen oder Einnahmevorschriften anbieten. 36 Prozent sind der Meinung, dass eine Apotheke dies möglicherweise anbieten kann. Ein Ergebnis, das zu denken gibt: Eigentlich sollte das Gros der Bevölkerung ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass man in der Apotheke zu Arzneimitteln beraten wird, doch das ist offenbar bei vielen Menschen immer noch nicht angekommen.

Interessant ist, dass immerhin 39 Prozent der Befragten erwarten, in der Apotheke COVID-19-Tests zu erhalten (mögliches Angebot: 44 Prozent). Dabei wird allerdings nicht danach differenziert, ob die Apotheke selbst den Test durchführt oder ob ein Schnelltest erworben werden kann. Gut möglich, dass die hohe Prozentzahl eher auf das Kaufangebot als auf die Testdurchführung zu beziehen ist.

Nur gut jeder Dritte erwartet einen Botendienst

Gut ein Drittel der Befragten (36 Prozent) geht davon aus, dass eine Apotheke auf jeden Fall einen Botendienst anbieten muss, weitere 47 Prozent sehen dies als mögliches Angebot. Auch das erstaunt, ist doch davon auszugehen, dass die überwiegende Mehrzahl der Apotheken Medikamente ausliefert – aber dies offenbar nicht im großen Stil kommuniziert wird.

Weitere zwingende Erwartungen an die Apotheken sind die „Verschreibung von ausgewählten verschreibungspflichtigen Standardmedikamenten (z. B. bei chronischen Erkrankungen)“, d. h. Wiederholungsrezepte (27 Prozent, mögliches Angebot: 40 Prozent), Online-Bestellungen (26 Prozent, mögliches Angebot: 52 Prozent), medizinische Untersuchungen und Messungen wie z. B. Blut­zuckermessung, Bestimmung des Hauttyps etc. (21 Prozent, mögliches Angebot: 52 Prozent) und die Bestellung per App (15 Prozent, mögliches Angebot: 48 Prozent).

Mehrzahl kann sich impfende Apotheker vorstellen

Zudem äußert gut jeder zehnte Befragte (12 Prozent), dass die Apotheken Impfungen anbieten müssten, knapp die Hälfte (47 Prozent) hält dies für ein mögliches Angebot und ein gutes Drittel (34 Prozent) ist der Ansicht, dass Apotheken dies nicht anbieten müssten.

Wünschenswert wäre, wenn in zukünftigen Befragungen dezidiert danach gefragt würde, was sich die Menschen von den Apotheken wünschen – die Antworten wären deutlich aussagekräftiger als bei der hier gewählten Antwortvor­gabe „Das könnte eine Apotheke möglicherweise anbieten“. |

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