Gesundheitspolitik

Medikamenten-Apps geben Daten weiter

Infoportal Mobilsicher testet Arzneimittelversender und Arzneimittellieferdienste

cha | Wer in der Vor-Ort-Apotheke seine Medikamente kauft, bleibt anonym. Anders ist es bei Arzneimittelversendern und Lieferdiensten. Wer bei Shop Apotheke, DocMorris oder über Mayd kauft, dessen sensible Gesundheitsdaten werden an zahlreiche Dienstleister weitergegeben – das zeigt ein Test des Infoportals Mobilsicher.

Mobilsicher hat es sich zur Auf­gabe gemacht, Verbraucher über Privatsphäre, Datenschutz und Sicherheit in der Smartphone-Welt zu informieren. Ein Kernanliegen des Infoportals ist der Test von Apps. Dazu wurde ein AppChecker entwickelt, der sich zwischen App und Internet schaltet und aufzeichnet, welche Daten Apps erheben und weitergeben.

Nun hat Mobilsicher sich die Android-Apps der Arzneimittel­versender Shop Apotheke, DocMorris und Medpex sowie der Lieferdienste Cure und Mayd vorgeknöpft. Dazu wurde in jeder App ein Nutzerkonto mit Namen, Anschrift und Telefonnummer oder E-Mail-Adresse angelegt und anschließend wurden zwei verschiedene Medikamente gesucht.

Shop Apotheke liefert Daten an neun Drittfirmen

Das Ergebnis ist vernichtend. Am schlechtesten schnitten Shop Apotheke, DocMorris und Mayd ab. „Die Shop Apotheke gab sämtliche Suchanfragen aus der App zusammen mit dem vollen Namen, der E-Mail-Adresse, dem Wohnort und der Werbe-ID an den US-amerikanischen Marketingdienst Leanplum Inc. weiter“, heißt es bei mobilsicher.de. Insgesamt erhielten neun Drittfirmen Daten, zwei davon die Werbe-ID. Diese dient u. a. dazu, personenbezogene Werbung zu schalten.

Ähnlich sieht es bei DocMorris aus: Sämtliche Suchabfragen gingen an Omikron Data Quality GmbH weiter, ein Unternehmen, das Datenverwaltung und Nutzungsanalyse anbietet. Insgesamt erhielten sechs Drittfirmen Daten aus der App, drei davon die Werbe-ID. Auch der Lieferdienst Mayd zeigt sich großzügig: Das gesamte Datenpaket – Name, Adresse, Kontaktdaten und Suchhistorie – erhielt ein US-amerikanischer Dienst zur Nutzerdatenverwaltung und -analyse, Segment.io. Insgesamt bekamen sechs Drittfirmen Daten von Mayd. Cure gab Daten aus der App an drei andere Unternehmen weiter, allerdings keine Suchbegriffe. Facebook erhielt die Werbe-ID.

Beim Versender Medpex besteht zwar laut Mobilsicher die Möglichkeit, die Analysedienste zu deaktivieren, aber dennoch wurde die Werbe-ID weitergegeben. Das sei keine Absicht, erklärte Medpex gegenüber Mobilsicher, dem Hinweis werde man nachgehen.

Das Fazit: Da die Informationen über eingenommene Medikamente Rückschlüsse auf Erkrankungen zuließen, sei es für Verbraucher nicht wünschenswert, dass die Apps Daten an Dritte übermitteln, stellt Mobilsicher fest. Wirklich verbraucherfreundlich wäre eine Apotheken-App, in der Analysedienste nicht erst abgewählt werden müssen. Die Nutzer sollten davon ausgehen dürfen, dass ihr Verhalten beim Einkaufen von Medikamenten nicht verfolgt wird – „genau wie in der analogen Apotheke“. |

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