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Onkologie

Brustkrebs frühzeitig ­erkennen

Es tut sich was in der Brustkrebs-Vorsorge. Bislang haben Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren alle zwei Jahre einen Anspruch auf Teilnahme am Mammografie-Screening. Kürzlich hat der Gemeinsame Bundesausschuss damit begonnen zu prüfen, ob diese Früherkennungs-Untersuchung auch auf Frauen im Alter zwischen 45 und 49 sowie zwischen 70 und 74 Jahren ausgedehnt werden kann. Außerdem gibt es Bestrebungen vonseiten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (DEGUM), die Sonografie in der Brustkrebs-Vorsorge zu etablieren. Abgesehen davon bleiben die Selbstuntersuchung sowie regelmäßige Kontrollen beim Frauenarzt wesentlicher Bestandteil der Brustkrebs-Früherkennung. | Von Claudia Bruhn

Mammografie-Screening: Erweiterte Altersgrenzen und alternative Methoden im Gespräch

Nach einem Beschluss des Deutschen Bundestages von 2002 war das Mammografie-Screening-Programm im Jahr 2009 in Deutschland flächendeckend etabliert und wird heute von Praxen und Zentren an rund 400 Standorten angeboten. Derzeit besteht für die Altersgruppe zwischen 50 und 69 – das sind in Deutschland rund zwölf Millionen Frauen – ein Anspruch auf eine zweijährliche Untersuchung [1].

Europäische Leitlinie empfiehlt Einbindung ­weiterer Altersgruppen

Die kürzlich aktualisierte europäische Brustkrebs-Leitlinie enthält die Empfehlung, auch Frauen jenseits dieser Altersgrenzen eine Mammografie anzubieten. Konkret empfiehlt die europäische Leitlinie das Mammografie-Screening auf freiwilliger Basis für Frauen, die keine Brustkrebs-Symptome aufweisen und kein familiär bedingtes Hochrisiko für ein Mammakarzinom besitzen

  • im Alter zwischen 45 und 49 Jahren alle zwei oder drei Jahre,
  • im Alter zwischen 50 und 69 Jahren wie bisher alle zwei Jahre,
  • zwischen 70 und 74 Jahren alle drei Jahre [2].

Diese Empfehlung bietet die rechtliche Grundlage dafür, dass die erweiterten Früherkennungsuntersuchungen in das Sozialgesetzbuch aufgenommen und damit von der Krankenversicherung erstattet werden können. Im März diesen Jahres hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) mit Beratungen über eine Anpassung der Altersgrenzen im Mammografie-Screening-Programm begonnen. Der G-BA wird das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragen, Studien zu dieser Fragestellung zu recherchieren und auszuwerten. Mit dem Beginn eines Stellungnahmeverfahrens wird in der zweiten Jahreshälfte 2022 gerechnet [3].

Nutzen der Mammografie

Die Mammografie ist eine röntgenologische Untersuchungsmethode, bei der die weibliche Brust in zwei Ebenen beurteilt wird. Sie wird dazu zwischen zwei Platten positioniert. Diese Prozedur ist für die Brust nicht schädlich. Sie wird jedoch von vielen Frauen als unangenehm, in seltenen Fällen auch als schmerzhaft empfunden. Nutzen und Risiko müssen, wie bei jeder Röntgenuntersuchung, gegeneinander abgewogen werden. Moderne, digitale Mammografiegeräte arbeiten mit einer minimalen Strahlenbelastung. Je flacher die Brust zwischen den Platten liegt, umso weniger Röntgenstrahlung wird benötigt und umso aussagekräftiger ist die Aufnahme. Die Mammografie ist bisher das einzige bildgebende Verfahren, bei dem eine Reduktion der Brustkrebs-Sterblichkeit nachgewiesen werden konnte. Studien haben gezeigt, dass bei regelmäßiger Teilnahme am Mammografie-Screening bei 1000 Frauen in sechs bis sieben Fällen eine Brustkrebs-Erkrankung erkannt wird, die sonst unentdeckt geblieben wäre.

Vorgehen nach auffälligem Befund

Etwa 970 von 1000 Frauen erhalten nach der Mammografie die Mitteilung, dass keine Auffälligkeiten festgestellt wurden. Wenn die Mammografie einen auffälligen Befund ergeben hat, bedeutet das nicht automatisch, dass ein Tumor vorliegt. Auffällige Befunde werden in der Screeningkonferenz gemeinsam beurteilt (s. Abb.). Außerdem erhält die betroffene Frau eine Einladung zu einer weiteren Untersuchung, bei der je nach Befund erneut geröntgt oder sonografiert wird. Bei etwa 24 der etwa 30 von 1000 Frauen mit auffälligem Befund stellt sich nach weiteren Untersuchungen heraus, dass sie keinen Brustkrebs haben. Bei den sechs von 1000 Frauen, die die Diagnose Brustkrebs erhalten, wird diese minimalinvasiv mittels einer Nadelbiopsie in lokaler Betäubung histologisch gesichert [1, 4]. Bei fünf von sechs Frauen mit Brustkrebs-Diagnose wird ein invasiver Tumor festgestellt. Brustkrebs-Erkrankungen, die nach einem unauffälligen Screeningbefund im Zeitraum zwischen zwei Mammografie-Terminen entdeckt werden, bezeichnet man als Intervallkarzinome. Dabei kann es sich um einen Tumor handeln, der erst nach der letzten Untersuchung herangewachsen ist. Es kann aber auch ein Krebs sein, der aufgrund eines falsch-negativen Befundes übersehen wurde, wofür es mehrere Gründe geben kann (s. Kasten „Grenzen der traditionellen Mammografie“) [1].

Abb.: Die derzeit einzige Früherkennungsmethode für Brustkrebs ist die Mammografie, die Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr alle zwei Jahre in Anspruch nehmen können. Dafür erhalten sie in diesen Zeitabständen Einladungen und Terminvorschläge für die Untersuchung in einer wohnortnahen Praxis oder einem Mammografie-Zentrum.

Falsch-positive Befunde und Überdiagnosen

Jede Früherkennungsuntersuchung ist auch mit Risiken verbunden. Dazu zählen beim Mammografie-Screening vor allem falsch-positive Befunde und Überdiagnosen. Ein falsch-positiver Befund führt bei der betroffenen Frau wegen der damit verbundenen Unsicherheit bis zur endgültigen Abklärung mit letztendlich negativem Befund häufig zu einer großen psychischen Belastung.

Als Überdiagnosen bezeichnet man tatsächliche Brustkrebserkrankungen, deren Diagnosen durch die Mammografie um Monate bis Jahre vorgezogen werden. Es handelt sich dabei meistens um In-situ-Karzinome, die sehr langsam oder überhaupt nicht wachsen. Ohne Screening würden diese Vorstufen einer Brustkrebserkrankung nicht entdeckt. Sie verursachen, abhängig vom Lebensalter der Patientin, ihren Risikofaktoren und der Tumorbiologie, keine lebensbedrohliche Erkrankung, und die Frauen versterben an anderen Todesursachen. Überdiagnosen führen zu unnötigen Behandlungen. Die Entfernung des Tumors sollte dennoch durchgeführt werden, da eine Voraussage darüber, wie er sich weiter entwickeln wird und wann daraus eine lebensbedrohliche Krebserkrankung entsteht, nicht möglich ist.

Grenzen der traditionellen ­Mammografie

Etwa 5 bis 8% der Frauen über 50 Jahren besitzen ein sehr dichtes, das heißt äußerst drüsenreiches, Brustgewebe. Bei ihnen kann es bei der herkömmlichen zweidimensionalen Mammografie zu Überlappungen kommen, sodass Tumoren übersehen werden könnten. Eine alternative Methode wäre die 3D-Mammografie (digitale Brust-Tomosynthese, DBT). Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Tomosynthese die Sensitivität des Brustkrebs-Screenings bei dichter Brust erhöhen kann, allerdings sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Aktuell wird die Brust-Tomosynthese im Mammografie-Screening-Programm in der ToSyMa-Studie an 80.000 anspruchsberechtigten Frauen untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie werden viele Fragen zur digitalen Brust-Tomosynthese beantworten können [4-6].

Sonografie der Brust – nur Alternative oder ­zukünftig erste Wahl?

Zu einer der wichtigsten ergänzenden Methoden bei der Abklärung von Brustkrebs hat sich in den letzten Jahren der Ultraschall (Sonografie) entwickelt. Er kommt bei hoher mammografischer Dichte bzw. eingeschränkter mammografischer Beurteilbarkeit zum Einsatz. Als alleinige Methode zur Brustkrebs-Früherkennung wird der systematische Einsatz von Sonografie derzeit nicht empfohlen. Ein Grund ist, dass in Studien bei der Sonografie im Vergleich mit der Mammografie eine höhere Rate an ­Biopsien notwendig war. Auch eine Senkung der Brustkrebssterblichkeit durch Sonografie konnte noch nicht belegt werden. Wenn eine Frau zusätzlich zum Mammografie-Screening eine höhere Sicherheit wünscht, kann sie in der gynäkologischen Praxis eine Sonografie als individuelle Gesundheitsleistung (IGEL) durchführen lassen [5, 6] (s. Interview S. 45).

Genetische Untersuchung bei Hochrisiko-Gruppen

Bei rund 30% aller Frauen, die in Deutschland an einem Mammakarzinom erkranken, besteht eine familiäre Belastung, bei circa 10% liegt eine genetische Veränderung vor. Diesen Frauen sollte unabhängig vom Mammografie-­Screening-Programm eine intensivierte Früherkennung mit genetischer Abklärung angeboten werden. Das betrifft folgende verwandtschaftliche Konstellationen:

In einer Linie der Familie

  • sind mindestens drei Frauen an Brustkrebs erkrankt
  • sind mindestens zwei Frauen an Brustkrebs erkrankt, davon eine vor dem 51. Lebensjahr
  • sind mindestens eine Frau an Brustkrebs und eine Frau an Eierstockkrebs erkrankt
  • sind mindestens zwei Frauen an Eierstockkrebs erkrankt
  • ist mindestens eine Frau an Brust- und Eierstockkrebs erkrankt
  • ist mindestens eine Frau mit 35 Jahren oder jünger an Brustkrebs erkrankt
  • ist mindestens eine Frau mit 50 Jahren oder jünger an bilateralem Brustkrebs erkrankt
  • sind mindestens eine Frau an Brustkrebs und eine Frau an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt [4]

Bei rund 25% dieser Frauen ist eine Keimbahnmutation in einem der bekannten prädisponierenden Hochrisikogene BRCA1 oder BRCA2 nachweisbar. Frauen mit einer dieser Mutationen erkranken rund 20 Jahre früher als Frauen ohne familiäres Risiko an Brustkrebs. Sie tragen ein Lebenszeitrisiko zwischen 60 und 80% an Brustkrebs zu erkranken sowie ein lebenslanges Risiko zwischen 16 und 55% für ein Ovarialkarzinom [7]. Ziel muss es sein, bei diesen Frauen den Brust- und Eierstockkrebs durch Entfernung des Risikogewebes zu verhindern, bevor er entsteht. Für diese Operationen gibt es hochspezialisierte Brustzentren, die zum einen das Gewebe maximal entfernen und zum anderen die Lebensqualität durch rekonstruktive Maßnahmen, zum Beispiel durch Implantat- oder Transplantat-Operationen, erhalten können [8]. Wenn aber dennoch bei einer Frau mit einer Mutation in den Genen BRCA1 oder BRCA2 in einer Brust ein Tumor entdeckt wird, erfolgt die Behandlung ähnlich wie bei einem sporadisch aufgetretenen Mammakarzinom. Um zu verhindern, dass sich auch in der anderen Brust ein Tumor entwickelt, kann diesen Frauen eine Mastektomie angeboten werden [4].

Kurze Pause wegen COVID-19

Am 20. März 2020 hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschlossen, das Einladungswesen im Mammografie-Screening bis zum 30. April 2020 auszusetzen, die Mammografie-Zentren wurden geschlossen. Dieser Zeitraum wurde jedoch nicht verlängert. Seit dem 4. Mai 2020 erhalten berechtigte Frauen wie gewohnt ihre Einladungen, ausgesetzte Termine können nachgeholt werden. In den Screening-Praxen und -Zentren wurden die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Corona-Infektionen für Patientinnen und Untersuchende angepasst. Wie die Kooperationsgemeinschaft Mammografie in Berlin mitteilte, hatte es bereits vor der Schließung in der ersten Phase der Corona-Pandemie einen starken Rückgang der Zahl der Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen gegeben [11].

Bleibt sehr wichtig: Selbstuntersuchung und Kontrollen beim Frauenarzt

Ab dem 30. Lebensjahr ist auch die Untersuchung der Brust und der Lymphknoten in den Achselhöhlen in der gynäkologischen Praxis Bestandteil der gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen. Zusätzlich sollten Frauen einmal pro Monat nach der Periode ihre Brust selbst untersuchen (s. Kasten „Ablauf der Selbstuntersuchung“).

Ablauf der Selbstuntersuchung

Etwa alle vier Wochen sollten Frauen ihre Brust selbst abtasten und dabei systematisch vorgehen.

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  • Betrachten der Brust im Stehen
    Stellen Sie sich mit nacktem Oberkörper und herunterhängenden Armen vor einen Spiegel und betrachten Sie Ihre Brüste. Haben sie sich in Form oder Lage verändert? Ist eine Brust im Vergleich zur anderen größer geworden? Hängt eine Brust höher oder tiefer als bisher? Gibt es Vorwölbungen oder Einziehungen auf der Hautoberfläche? Haben sich die Brustwarzen in Farbe oder Form verändert? Fassen Sie mit Ihren Händen in Ihre Taille und überprüfen Sie in dieser Haltung erneut die Brüste auf die oben genannten Veränderungen.
  • Betrachten der Brust in Bewegung
    Heben Sie Ihre Arme über den Kopf und senken Sie sie wieder. Wiederholen Sie diesen Vorgang mehrere Male und betrachten die Brüste dabei von vorne und von jeder Seite im Spiegel. Bewegen sich die Brüste gleichmäßig mit? Oder fallen Verformungen, Hauteinziehungen oder -falten auf?
  • Abtasten der Brust
    Beim Abtasten geht man am besten auch systematisch vor, damit garantiert alle Bereiche abgedeckt werden: entweder in Bahnen von außen nach innen zur Brustwarze hin oder spiralförmig von außen nach innen um die Brustwarze herum. Auch den Bereich hinter der Brustwarze sollten Sie abtasten. Die verschiedenen Tiefen der Brust können erfühlt werden, indem beim Abtasten unterschiedlich stark auf das Gewebe gedrückt wird.
  • Drücken der Brustwarze
    Auch die Brustwarzen werden untersucht, indem man sie vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger drückt. Schmerzt eine Brustwarze dabei und tritt ein Sekret aus, ist das ein Alarmzeichen.
  • Abtasten der Brust im Liegen
    Legen Sie sich auf den Rücken und wiederholen Sie das Abtasten der Brust im Liegen. Achten Sie diesmal besonders auf die unteren Brustpartien.
  • Untersuchung der Achselhöhlen
    Beim Abtasten der Achselhöhlen können verhärtete Lymphknoten entdeckt werden. Dazu streckt man im Liegen den Arm nach oben weg und streicht mit zartem Druck gegen die Brustwand über die Achseln.

Diese Anleitung kann und soll die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Arzt nicht ersetzen. Werden Auffälligkeiten beobachtet, sollte eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt aufgesucht werden.

Therapie des Mammakarzinoms

Je nachdem, wie weit ein Tumor bei seiner Entdeckung bereits fortgeschritten ist und welche Charakteristika er darüber hinaus aufweist, wird er mittels Operation, Bestrahlung oder medikamentöser Systemtherapie behandelt. In Deutschland gelingt bei 90% der Tumoren die Entdeckung in einem frühen, nicht metastasierten Stadium. Sie werden entweder sofort oder nach einer der Operation vorausgehenden systemischen (neoadjuvanten) Therapie operiert. Wenn möglich wird die Operation Brust-erhaltend durchgeführt. An eine Brust-erhaltende Operation schließt sich immer eine Strahlenbehandlung an. Frauen mit einem Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom erhalten eine endokrine Therapie. Dabei kommen der selektive Estrogenrezeptor-Modulator (SERM) Tamoxifen, der Estrogenrezeptor-Antagonist Fulvestrant oder Mittel zur Reduktion des Östrogen-Spiegels (GnRH-Analoga, die Aromatasehemmer Anastrozol, Letrozol, Exemestan) zum Einsatz. Bei HER2/neu überexprimierenden Tumoren sind Antikörper wie Trastuzumab oder Pertuzumab indiziert. Klassische Chemotherapien kommen entweder neoadjuvant, adjuvant oder in der metastasierten Situation zum Einsatz. Dank der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Therapieverfahren ist heute eine stark individualisierte Behandlung von Brustkrebs möglich [4, 9, 10]. |

Literatur

[1] Mammografie-Screening. Eine Entscheidungshilfe, Hrsg. Gemeinsamer Bundesausschuss, Stand Juli 2017, www.g-ba.de/downloads/17-98-2232/2019-01-21_G-BA_Entscheidungshilfe_Mammografie_bf.pdf, Abruf am 14. Mai 2021

[2] European guidelines on breast cancer screening and diagnosis. European Commission Initiative on Breast Cancer, last update: 12/03/2021, https://healthcare-quality.jrc.ec.europa.eu/european-breast-cancer-guidelines

[3] Beratungen über neue Altersgrenzen beim Mammografie-Screening beginnen. Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom 22. März 2021, www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/946/

[4] Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. S3-Leitlinie Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF), Version 4.2 (2020) AWMF Registernummer: 032-045OL, www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mammakarzinom/

[5] Lenzen-Schulte A. Tomosynthese ante portas. Deutsches Ärzteblatt 2017;13:114, online am 31. März 2017

[6] Gießelmann K, Lenzen-Schulte M. Über die Dichte spricht man nicht. Deutsches Ärzteblatt 2018;115:27-28, online am 9. Juli 2018

[7] Mavaddat N et al., Incorporating tumour pathology information into breast cancer risk prediction algorithms. Breast Cancer Res 2010;12(3): R28

[8] Prof. Dr. med. Markus Hahn, persönliche Mitteilung

[9] Blohmer J-U, David M, Heinrich W, Sehouli J (Hrsg.) Charité Compendium Gynäkologie, 2. Auflage, Walter de Gruyter GmbH 2020

[10] Geisslinger G, Menzel S, Gudermann T, Hinz B, Ruth P, Mutschler E. Arzneimittelwirkungen. Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie. 11., völlig neu bearbeitete Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2020

[11] Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die befristete Aussetzung der Einladung zum Mammografie-Screening vom 25. März 2020, veröffentlicht im Bundesanzeiger 26. März 2020, www.g-ba.de/downloads/39-261-4222/2020-03-25_KFE-RL_Ausnahmeregelung-Mammografie_BAnz.pdf

[12] Rebolj M, Assi V, Brentnall A, Parmar D, Duffy SW. Addition of ultrasound to mammography in the case of dense breast tissue: systematic review and meta-analysis. Br J Cancer 2018;118(12):1559-1570

[13] Yang L, Wang S, Zhang L, Sheng C, Song F, Wang P, Huang Y. Performance of ultrasonography screening for breast cancer: a systematic review and meta-analysis. BMC Cancer 2020;20(1):499

Autorin

Dr. Claudia Bruhn ist Apothekerin und arbeitet als freie Medizinjournalistin und Autorin in Berlin.

Seit 2001 schreibt sie Beiträge für Zeitschriften des Deutschen Apotheker Verlags sowie für medizinische Fach­verlage.


Mit Ultraschall auch bei dichtem Drüsengewebe Diagnostik möglich

Ein Interview zur Bedeutung der Mammasonografie bei der Brustkrebs-Früherkennung
 

Prof. Dr. Markus Hahn

Die aktuelle S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms empfiehlt die Ultraschalluntersuchung der Brust (Mammasonografie) derzeit nicht als alleinige Methode zur Brustkrebs-Früherkennung. Wir sprachen mit Prof. Dr. med. Markus Hahn, Department für Frauengesundheit, Universitäts-Frauenklinik Tübingen, über die Zukunft dieses Verfahrens.

 

DAZ: Welche Bedeutung hat die Mammasonografie bei der Früherkennung von Brustkrebs?

Prof. Dr. Markus Hahn: Die Ultraschalldiagnostik hat sich in den letzten Jahren zur wichtigsten komplementären Methode bei der Abklärung von Brustkrebs entwickelt, vor allem bei Frauen mit dichtem Drüsengewebe. Eine Studie hat kürzlich gezeigt, dass bei einer mammografisch dichten Brust durch Hinzunahme der Mammasonografie bis zu 40% mehr Karzinome erkannt werden können [12]. Dieser Erkenntnis sollte man sich nicht mehr verschließen. Ein wichtiger Vorteil der Sonografie gegenüber der Mammografie ist auch, dass sie ohne Strahlenbelastung auskommt.
 

DAZ: Wie erfolgt die Qualitätssicherung beim Brust-Ultraschall?

Hahn: Der Arbeitskreis Mammasonografie der DEGUM hat Standards für die Beurteilung und Durchführung der Mammasonografie, Anforderungen an die Gerätetechnologie sowie die Qualitätssicherung definiert. Eine dieser Standards ist beispielsweise, dass ein Ultraschallgerät, das für die Mammasonografie verwendet wird, nicht älter als zehn Jahre sein darf. Das Interesse von Gynäkologen und Radiologen an einer qualitätsgesicherten Diagnostik ist hoch. Der Arbeitskreis Mammasonografie ist mit fast 1200 Mitgliedern der größte in der DEGUM. Ein wesentliches Ziel des Arbeitskreises ist es, ein nationales Netzwerk von qualifizierten Untersuchern zur flächendeckenden Versorgung aufzubauen.
 

DAZ: Sollte und kann der Ultraschall eines Tages das Mammografie-Screening ersetzen?

Hahn: Eine aktuelle Metaanalyse von 23 Studien kommt zum Ergebnis, dass ein primäres Ultraschall-Screening bei dichtem Brustdrüsengewebe ähnliche Ergebnisse in der Sensitivität, der Spezifität, der Krebserkennungs- und Biopsierate wie die Mammografie liefert. Lediglich die Abklärungsrate mit zusätzlichen bildgebenden Verfahren, einschließlich Biopsien, ist beim primären Sonografie-Screening erhöht, aber auch der Anteil der entdeckten invasiven Karzinome [13]. Der Einfluss auf das Gesamtüberleben ist noch nicht wissenschaftlich belegt. Bevor wir diesen Beleg nicht haben, sollte die Mammasonografie als ein ergänzendes Verfahren durchgeführt werden.

DAZ: Herr Professor Hahn, vielen Dank für das Gespräch!

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