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Arzneimittel und Therapie
Schutz vor Zytostatika-bedingten Herzschäden
Einsatz von Statinen beugt Herzinsuffizienz vor
Insbesondere die bei Brustkrebs oft eingesetzten Anthracycline (z. B. Doxorubicin, Daunorubicin) und der HER2-Antikörper Trastuzumab sind bekannt für ihre hohe Kardiotoxizität und das daraus resultierende Risiko für Langzeitfolgen wie Herzinsuffizienz. Noch gibt es wenige protektive Therapieansätze. Das einzige zugelassene Kardioprotektivum für eine Therapie mit Anthracyclinen ist der Chelatbildner Dexrazoxan, aber auch der Einsatz von Betablockern und ACE-Hemmern wird diskutiert. Als weitere Alternative rücken Statine und deren antioxidatives Potenzial in den Fokus. In einer kürzlich veröffentlichten kanadischen Studie wurden nun retrospektiv Daten großer Kohorten mithilfe von Patienten-Datenbanken ausgewertet. Die Autoren teilten Frauen, die bei einem neu diagnostizierten Brustkrebs entweder mit Anthracyclinen oder Trastuzumab behandelt wurden, in zwei Gruppen ein: Verordnung von Statinen vor und während ihrer Chemotherapie bzw. keine Verordnung von Statinen. Da Patientinnen mit einer Statin-Therapie vermehrt unter kardiovaskulären Erkrankungen leiden, wurden mittels statistischer Methoden ähnliche Paare zwischen Statin-behandelten und Statin-unbehandelten Frauen anhand mehrerer Variablen wie z. B. Alter und Bluthochdruck gebildet. Damit sollten die verschiedenen Gruppen ausgewogen werden. Insgesamt bildeten die Forscher 666 Paare, die mit Anthracyclinen, und 390 Paare, die mit Trastuzumab behandelt wurden. Mit diesen Datensätzen analysierten die Autoren ab Behandlungsbeginn der Chemotherapie die Inzidenz von Herzinsuffizienzen, die eine klinische Behandlung erforderten (siehe Abb.). Patientinnen, die neben Anthracyclinen zusätzlich mit einem Statin behandelt wurden, erlitten signifikant seltener eine Herzinsuffizienz. Ihre Fünfjahres-Inzidenz lag bei 1,2%, während im selben Zeitraum 2,9% der Patientinnen ohne Statin eine Herzschwäche entwickelten (p = 0,01). Die Lipidsenker verringerten das Risiko damit um 55%.
Unabhängig von LDL-Senkung?
Selbst wenn die Forscher alle Patientinnen, die im Untersuchungszeitraum einen Herzinfarkt erlitten, ausschlossen, waren die Ergebnisse noch signifikant, und das Herzinsuffizienz-Risiko lag mit Statinen 56% unter dem ohne Lipidsenker (p = 0,02). Somit kann der kardioprotektive Effekt der Statine während einer Chemotherapie den Autoren zufolge nicht auf vermiedene Infarkte zurückgeführt werden und ist mechanistisch womöglich unabhängig von der LDL-Cholesterol-Senkung. Da die LDL-Cholesterol-Werte der Patientinnen in den Datenbanken jedoch nur sehr lückenhaft waren, wurden die fehlenden Daten in einer Zweitanalyse mittels statistischer Verfahren geschätzt und die Kohorten entsprechend ausgeglichen, um LDL-Wert-Unterschiede als Störfaktor auszuschalten. Auch in dieser Auswertung hatten Statin-behandelte Frauen mit einer Anthracyclin-Chemotherapie ein um 53% geringeres Risiko für eine Herzinsuffizienz. Allerdings erreichte der Zusammenhang keine statistische Signifikanz (p = 0,13). Für Trastuzumab zeigte sich insgesamt ein ähnlicher Trend. Frauen, die während einer Therapie Statine einnahmen, verzeichneten ein um 53% geringeres Risiko für eine Herzinsuffizienz im Gegensatz zu Statin-nativen Patientinnen, allerdings ohne statistische Signifikanz (p = 0,07). Ob diese Korrelationen kausal zusammenhängen und Statine als Kardioprotektiva während einer Chemotherapie infrage kommen, sollte den Autoren zufolge in prospektiven, randomisierten Interventionsstudien geklärt werden. |
Literatur
Abdel-Quadir H et al. Statin Exposure and Risk of Heart Failure After Anthracycline- or Trastuzumab-Based Chemotherapy for Early Breast Cancer: A Propensity Score‒Matched Cohort Study. J Am Heart Assoc 2021;10:e018393
Acar Z et al. Efficiency of atorvastatin in the protection of anthracycline-induced cardiomyopathy. J Am Coll Cardiol 2011;58:988-989
Chotenimitkhun R et al. Chronic statin administration may attenuate early anthracycline-associated declines in left ventricular ejection function. Can J Cardiol 2015;31:302-307
Schlitt A et al. Kardiotoxizität onkologischer Therapien. Dtsch Arztebl Int 2014;111:161-168
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