Prisma

Flickt schwache Herzen

Pflaster aus Stammzellen entwickelt

Liudmila Dutko – stock.adobe.com

us | Herzinsuffizienz gehört weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Der irreversible Verlust von Herzmuskelzellen vermindert die Pumpleistung des kranken Herzens. Dadurch werden schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen zur schweißtreibenden Anstrengung. In einer alternden Bevölkerung ist davon auszugehen, dass die Prävalenz für Herzerkrankungen weiter ansteigen wird. Forscher der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) wollen nun mit einem bahnbrechenden Ansatz eine erste klinische Studie starten. Sie haben ein Herzpflaster entwickelt, das die Pumpfunktion des Herzmuskels steigern soll. Für die Herstellung des Herzpflasters gewinnen die Mediziner pluripotente Stammzellen aus Nabelschnurblut. Die Stammzellen werden nach einem am Institut für Pharmakologie und Toxikologie in Göttingen entwickelten Verfahren induziert und differenzieren zu Herzmuskel- und Bindegewebszellen. Bis aus den Zellen ein implantierbares Pflaster aus rund 40 Millionen Zellen gewachsen ist, dauert es drei Monate. In präklinischen Studien konnten die Wissenschaftler bereits zeigen, dass sie eine beschädigte Herzwand mit fünf Pflastern sowohl um mehrere Millimeter verdicken, als auch seine Funktion stärken konnten. In der nun angekündigten multizentrischen klinischen Studie BioVAT-HF (Biological Ventricular Assist Tissue in terminal Heart ­Failure; NCT04396899) an mehreren norddeutschen Kliniken sollen zunächst 53 Patienten mit stark eingeschränkter Herzfunktion eingeschlossen werden. Das Pflaster wird dabei auf den diagnostizierten Defekt genäht. Um eine Abstoßung des Implantats durch körpereigene Abwehrmechanismen zu verhindern, müssen die Patienten Immunsuppressiva einnehmen. Sollte es gelingen, im Labor gezüchtete Herzmuskelzellen dauerhaft in ein geschädigtes menschliches Herz zu integrieren, könnten Millionen Patienten neue Hoffnung schöpfen, denen sonst nur eine Herztransplantation bleibt. |

Literatur

„Herzpflaster“ aus Stammzellen zur Reparatur des Herzmuskels bei Herzschwäche geht in weltweit erste klinische Prüfung. Pressemitteilung Nr. 021 der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), 9. Februar 2021

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.