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Arzneimittel und Therapie
Schlafstörungen bei Parkinson
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gibt wertvolle Tipps
Je nach Erhebung erfüllen etwa 35 bis 60 Prozent aller Parkinson-Patienten die Kriterien einer chronischen Insomnie. Vorwiegend treten dabei Durchschlafstörungen und frühes Erwachen auf. Andere häufige Schlafstörungen bei dieser Patientengruppe sind die Hypersomnie (krankhaft gesteigertes Schlafbedürfnis), Störungen des zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus und schlafbezogene Bewegungsstörungen (z. B. Restless-Legs-Syndrom). Diese Störungen beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen und können das Auftreten weiterer Begleiterkrankungen fördern. So gibt es bei Parkinson-Patienten im Frühstadium Hinweise auf einen bidirektionalen Zusammenhang zwischen Insomnie und Depression oder Angst.
Gene beeinflussen den Schlafrhythmus
Insbesondere zirkadiane Störungen können im Krankheitsverlauf bereits lange vor den motorischen Störungen auftreten. Bei Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson wurde eine veränderte Expression der sogenannten Uhren-Gene beobachtet, die den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflussen. Einer aktuelle Hypothese zufolge sollen diese Veränderungen der zirkadianen Rhythmik Entzündungsprozesse fördern und damit die Neurodegeneration beschleunigen. Ein besseres Verständnis und die angemessene Behandlung von Schlafstörungen bei Parkinson-Patienten sind damit ein wichtiger Teil der Therapie.
Langwirksame Dopamin-Agonisten bevorzugen
Leider ist die Studienlage nicht ausreichend, um eine spezifische Pharmakotherapie für eine Langzeitbehandlung zu empfehlen. Jedoch wird empfohlen, zunächst andere Schlafstörungen (z. B. schlafbezogene Atemstörungen) diagnostisch auszuschließen und dann Parkinson-spezifische motorische Komplikationen/Störungen zu identifizieren und zu behandeln. So kann eine nächtliche Akinese zum Beispiel durch die Umstellung auf langwirksame L-Dopa-Präparate oder Dopamin-Agonisten verbessert werden. Ein vermeintliches Restless-Legs-Syndrom kann sich als nächtlicher Tremor erweisen. Auch nicht-motorische Störungen oder Komplikationen wie Nykturie und Halluzinationen können Patienten um den Schlaf bringen und müssen adressiert werden. In einem Review von 2017 kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von langwirksamen Dopamin-Agonisten oder Applikationsformen von Levodopa dosisabhängig zu einer Verbesserung der subjektiven Schlafqualität führt. Zudem können Eszoplicon, Doxepin, Zolpidem, Trazodon und Melatonin trotz ungenügender Evidenz eingesetzt werden. Aus kleineren Studien gibt es Hinweise, dass auch Venlafaxin und Nortriptylin die subjektive Schlafqualität positiv beeinflussen. Keine Evidenz gibt es für die Wirksamkeit von Duloxetin, Quetiapin und Clozapin.
Auch nichtmedikamentöse Maßnahmen können helfen
Als nichtmedikamentöse Maßnahmen können Lichttherapie (1000 bis 7500 Lux für 30 bis 90 Minuten), Optimierung der Schlafhygiene und Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie empfohlen werden. Fallserien zeigen auch eine Verbesserung der subjektiven Schlafqualität nach Tiefenhirnstimulation des Nucleus subthalamaticus, wie sie bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit zur Behandlung der motorischen Symptome angewandt wird. Abschließend sollte auch die Schlafqualität von Angehörigen und Pflegepersonen beachtet werden, da diese die Qualität der Versorgung der Patienten beeinflussen kann. |
Literatur
Mayer G, S2k-Leitlinie „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, 2020
Mantovani S, An overview of sleep and circadian dysfunction in Parkinson’s disease, Journal of Sleep Research, 26. September 2017
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