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Interpharm 2020 muss ausfallen
Risiko einer Ausbreitung der Coronaviren wäre zu groß
Die Interpharm sollte auf dem Berliner Messegelände stattfinden. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) erklärte erst Anfang dieser Woche, dass die Stadt noch weit davon entfernt sei, dass ganze Stadtviertel – wie in Italien – abgeriegelt werden müsse. Um Fragen des Katastrophenschutzes gehe es noch nicht – allerdings befinde man sich im „Krisenmodus“, so Kalayci.
Und so kam es in den vergangenen Tagen zu den ersten Absagen von Events – auch im Gesundheitswesen: Der Verband der Ersatzkassen (vdek) sagte beispielsweise sein für die kommende Woche geplantes Frühlingsfest ab, der Branchen-Nachrichtendienst Apotheke Adhoc hat die Digitalmesse „Vision A“ verschoben.
Auch dem Deutschen Apotheker Verlag ist das Risiko mit der Interpharm 2020 zu hoch. In einer Pressemitteilung erklärte Verlagsgeschäftsführer Dr. Benjamin Wessinger: „Schweren Herzens müssen wir zum ersten Mal in über 30 Jahren eine Interpharm absagen. Aber das Risiko ist einfach zu groß, dass die mehr als 3000 erwarteten Besucher für 14 Tage in Quarantäne müssten, wenn nur ein Besucher der Interpharm positiv auf das neuartige Coronavirus getestet würde. Angesichts der drohenden Konsequenzen für die Arzneimittelversorgung in Deutschland wäre alles andere als eine Absage unverantwortlich.“ Man stehe in engem Kontakt mit den zuständigen Gesundheitsbehörden in Berlin. Der Verlag erklärte weiterhin, dass gekaufte Eintrittskarten ihre Gültigkeit für die kommende Interpharm 2021 behalten. Diese findet vom 19. bis 20. März 2021 in Stuttgart statt. Teilnehmer, die ihre Eintrittskarte zurückgeben möchten, könnten sich den bereits bezahlten Eintrittspreis zurückerstatten lassen. Weitere Informationen unter www.interpharm.de.
Die Interpharm ist der größte pharmazeutische Fortbildungskongress in Deutschland. Neben wissenschaftlichen Vorträgen für Apothekerinnen und Apotheker gibt es spezielle Programme für PTA, PKA, Filialapotheker und viele mehr. Auf der pharmazeutischen Ausstellung wollten fast 100 Aussteller ihre Neuheiten dem Markt präsentieren. Auch die DAZ-Redaktion war intensiv an den Vorbereitungen in den letzten Monaten beteiligt. |
Berlins erster Coronavirus-Patient wurde zufällig entdeckt
ks | Auf einer Isolierstation im Virchow-Klinikum der Charité wird derzeit der erste nachgewiesene Berliner Coronavirus-Patient behandelt. Dass er überhaupt entdeckt wurde, ist einer vor einer Woche getroffenen Entscheidung der Charité zu verdanken: Parallel zu einem Influenzatest läuft hier nun auch immer gleich ein Cornonavirus-Test mit.
Der junge Mann aus Berlin-Mitte hatte bereits seit zwei Wochen Erkältungssymptome. Da er eine Reise plante, ließ er sich Ende letzter Woche dennoch in der Reisepraxis Berlin-Mitte im Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin impfen. Daraufhin wurde er fiebrig und fühlte sich nicht gut. Am vergangenen Sonntagmorgen gegen 4 Uhr ließen daher seine Mitbewohner den Rettungsdienst kommen, der den 22-Jährigen ins Virchow-Klinikum zur Rettungsstelle brachte. Zwar hatte er Fieber und die oberen Atemwege waren betroffen – aber vor allem wirkte er „nicht ganz bei sich“, was die Vermutung aufkommen ließ, man habe es mit einem neurologischen Problem zu tun. Doch auch ein Influenza-Abstrich wurde veranlasst – der negativ ausfiel –, ehe man den Patienten am Sonntagmittag wieder entließ. Dann kam kurze Zeit später die Überraschung: Es wurde eine SARS-CoV-2-Infektion festgestellt. Nachdem man von der Infektion wusste, wurde der junge Mann wieder stationär aufgenommen. 60 Kontakte wurden vorläufig identifiziert, zu Hause isoliert und getestet. Unter anderem acht Mitarbeiter der Rettungsstelle sind nun für 14 Tage in Quarantäne. Auch die ganze Rettungsstation wurde vorläufig geschlossen – allerdings gibt es eine zweite am Klinikum. Für die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sollte das Vorgehen an der Charité Vorbild für andere sein. Ihren Länderkollegen empfehle sie eine solche Maßnahme „auf jeden Fall“. Auch eine weitere Besonderheit des Virchow-Klinikums hat für sie Vorbildcharakter: Ab morgen soll es auf dem Campus eine spezielle Untersuchungsstelle geben. Ein kleines Häuschen und ein Zelt, in dem besorgte Bürger getestet werden können und keine Gefahr besteht, dass wieder ganze Bereiche geschlossen werden müssen, erläuterte Frei.
Kalayci berichtete, Anfang der Woche mit dem Patienten telefoniert zu haben. Die gute Nachricht sei, dass sein Zustand stabil sei und seine Lage sich verbessert habe.
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