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Gesundheitspolitik
Bald Impfungen in der Oberpfalz
Vereinbarung für Modellprojekt zwischen BAV und AOK steht kurz vor dem Abschluss
Die Verhandlungen über ein Modellprojekt zur Grippeimpfung in Apotheken stehen in Bayern kurz vor dem Abschluss, bestätigte der stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands Josef Kammermeier, Inhaber der Stadtpark-Apotheke in Regensburg, gegenüber der AZ. Noch werde verhandelt, aber das Ziel sei, dass ab Herbst in den Oberpfälzer Apotheken gegen Grippe geimpft werden kann.
Modellregion soll die gesamte Oberpfalz sein. Aufgrund seiner Struktur sei das Gebiet sehr gut für das Modellprojekt geeignet, betont Kammermeier: Es gibt den von Corona besonders betroffenen Landkreis Tirschenreuth, es gibt die Universitätsstadt Regensburg, wo schwere COVID-19-Fälle behandelt wurden, es gibt kleine und größere Städte sowie flaches Land.
Kammermeier geht davon aus, dass ein Drittel bis die Hälfte der Apotheker sich an dem Modellprojekt beteiligen werde. Manche Kollegen zögerten allerdings und befürchteten beispielsweise, dass „ihre“ Ärzte dann keine Impfstoffe mehr bei ihnen bestellen würden.
Dabei, so Kammermeier, sei die Impfung in der Apotheke nur als Ergänzung zur Impfung in der Arztpraxis zu sehen, um dem Ziel einer Herdenimmunität näherzukommen. Denn in der Apotheke erreiche man Patienten, die den Gang in die Arztpraxis scheuten. Zudem gebe es auch wirtschaftlich gesehen eine Win-win-Situation: Da bei der Grippeimpfung der gesamte Impfstatus geprüft werde, könnten die Apotheken den Kunden dann empfehlen, für weitere Impfungen einen Arzt aufzusuchen.
Ebenfalls noch verhandelt wird über das Honorar. Dabei wehrt Kammermeier sich gegen die in den Fachmedien gezogenen Vergleiche mit dem Honorar für die Ärzte – hier würden Äpfel mit Birnen verglichen. Klar sei, dass das Honorar die Grundkosten decken müsse. Dies hänge natürlich auch davon ab, wie viele Impfungen durchgeführt würden. Je mehr es seien, desto eher kämen zum Beispiel die Kosten für die Schulung wieder herein. Darüber, was für die Schulungen bezahlt werden muss, werde derzeit ebenfalls noch verhandelt. Jedenfalls sollen die Kollegen damit nicht überfordert werden.
BVDAK kritisiert: Modellregion ist zu dünn besiedelt
Im Vorfeld hatte auch Dr. Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), mit der AOK Bayern über ein entsprechendes Projekt verhandelt. Doch da die Vorstellungen seines Verbandes nicht hundertprozentig umsetzbar waren, kam es zu keiner Einigung. Das Konzept des BVDAK sah ein Modellvorhaben für den ganzen Freistaat vor.
Wichtig sei, so Hartmann gegenüber der AZ, dass man gerade in den Städten Apotheken für die Modellprojekte finde und nicht in einem kleinen Dorf. Diese Maßgabe sieht er mit der Modellregion Oberpfalz nicht erfüllt, da diese im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland einen eher ländlichen Charakter habe und dünner besiedelt sei.
Hartmann befürchtet, dass die Resonanz auf das Modellvorhaben in der Bevölkerung eher gering ausfallen wird und damit eine valide Evaluation der neuen Präventionsleistung nicht möglich ist. |
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