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Arzneimittel und Therapie
Epilepsieanfall trotz Bioäquivalenz
Herstellerwechsel kann problematisch werden
Nach Ablauf des Patents dürfen Generika auf den Markt gebracht werden, wenn sie hinsichtlich Dosierung, Stärke, Applikationsweg, Sicherheit, Qualität und dem vorgesehenen Anwendungsgebiet mit dem jeweiligen Originalpräparat übereinstimmen. Zudem muss die Bioäquivalenz in entsprechenden Studien belegt worden sein. Trotz der strengen Anforderungen ist die Austauschbarkeit von Antiepileptika im klinischen Umfeld umstritten. Aus diesem Grund untersuchten deutsche Forscher, ob der Wechsel auf ein wirkstoffgleiches Präparat eines anderen Herstellers das Risiko für erneute Anfälle bei zuvor anfallsfreien Epilepsiepatienten erhöht.
Dazu wurden anonymisierte Patientendaten, die zwischen 2011 und 2016 in der IMS-Disease-Analyzer-Datenbank erfasst wurden, ausgewertet. Insgesamt wurden die Daten von 3530 Patienten mit Epilepsie berücksichtigt. Alle Verordnungen eines in Deutschland zugelassenen Antiepileptikums wurden dokumentiert. Die Kohorte wurde in eine Anfallsgruppe und eine anfallsfreie Kontrollgruppe aufgeteilt, wobei beide Gruppen nach Alter, Geschlecht, Versicherungsstatus und behandelndem Arzt vergleichbar waren. Das Risiko für erneute Anfälle nach einem Herstellerwechsel wurde mit multivariaten Regressionsmodellen analysiert. Patienten, die unter Anfällen litten, hatten nahezu doppelt so häufig (26,8%) den Arzneimittelhersteller gewechselt als die Kontrollgruppe (14,2%). Dabei war es unerheblich, ob von Original zu Generikum (5,5% vs. 2,4%) oder zwischen verschiedenen Generika (14,7% vs. 7,1%) gewechselt wurde.
Austausch verboten!
Folgende Antiepileptika stehen auf der Substitutionsausschlussliste, d. h. sie sind von der Austauschpflicht durch Rabattverträge ausgenommen (auch im Not- und Nachtdienst):
- Carbamazepin (Retardtabletten)
- Phenobarbital (Tabletten)
- Phenytoin (Tabletten)
- Primidon (Tabletten)
- Valproinsäure, auch als Natriumvalproat und Valproinsäure in Kombination mit Natriumvalproat (Retardtabletten)
[Quelle: Substitutionsausschlussliste. Deutsches Apotheken Portal (DAP). www.deutschesapothekenportal.de; Abruf am 16. April 2019]
Die Studienautoren folgern aus diesen Daten, dass ein Wechsel des Herstellers eines Antiepileptikums bei zuvor anfallsfreien Patienten mit einem höheren Risiko für einen erneuten Anfall assoziiert ist. Aufgrund des retrospektiven Ansatzes kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass auch andere Änderungen in der medizinischen Versorgung zum gleichen Zeitpunkt wie der Präparatewechsel zu einem Wiederauftreten der Anfälle beitrugen. Insgesamt scheint es jedoch sinnvoll, einen Herstellerwechsel bei anfallsfreien Patienten zu vermeiden. |
Quelle
Lang JD et al. Switching the Manufacturer of Antiepileptic Drugs Is Associated with Higher Risk of Seizures: A Nationwide Study of Prescription Data in Germany. Ann Neurol 2018;84(6):918-92
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