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Management

Personalrecruiting einmal anders

Mit ungewöhnlichen Maßnahmen neue Mitarbeiter finden

Wenn Apothekenleiter nach neuen Mitarbeitern suchen, sollten sie prüfen, welche eher ungewöhnlichen Wege eingeschlagen werden können. Ein Beispiel ist das Employer Branding, bei dem sich die Apotheke als attrak­tiver Arbeitgeber positioniert.

Möchte der Apothekenleiter, dass seine Apotheke als Arbeitgebermarke wahrgenommen wird, dann genügt es nicht, Attraktivitätsmerkmale aufzubauen und über angenehme Arbeitsbedingungen, ein sonniges Betriebs­klima und einen mitarbeiterbezogenen Führungsstil zu verfügen. Ebenso wichtig ist es, dass potenzielle Mitarbeiter davon erfahren, die Apotheke also tatsächlich als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden kann. Das entsprechende Konzept dazu heißt Employer Branding. Bei der Umsetzung sind Kreativität und Ideenreichtum gefragt.

Dass die Apotheke in den sozialen Medien präsent ist und auf den einschlägigen Jobportalen über ein Profil verfügt, gehört zu den Selbstverständlichkeiten. Wie kann der Apothekenleiter frischen Wind hineinbringen? Eine Möglichkeit ist: Er lässt den Facebookauftritt und die Profile, die auf den Jobportalen veröffentlicht werden, von Menschen gestalten, die nahe dran sind an der Zielgruppe, aus der viele potenzielle Arbeitnehmer stammen. Also vorrangig junge Leute, für die wichtig ist, dass das Angebot der Apotheke bunt, lebendig und jugendlich daherkommt.

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„Hallo, wir sind ein gutes Team und suchen neue Kolleginnen und Kollegen.“ Auch Apothekenmitarbeiter können bei der Personalsuche helfen. Mancher Interessent fühlt sich dadurch eher angesprochen als durch eine Annonce.

Mitarbeiter als Botschafter

Wer kann besser, authentischer und vor allem glaubwürdiger über die Arbeit in der Apotheke und das Arbeitsklima sprechen als die Mitarbeiter selbst? Eine kreative Recruitingidee ist, am Tag der offenen Tür beim nächsten Stadtfest oder am verkaufsoffenen Sonntag einen Mitarbeiter zu bitten, als Interviewpartner und Auskunftgeber zur Verfügung zu stehen. Die Menschen werden mit einem Preisausschreiben, einem Imagefilm oder sonstigen Attrak­tionen in die Apotheke gezogen und können sich dort an einem Infotisch über die Arbeitsbedingungen informieren. Für Interessenten ist es möglich, einem Mitarbeiter im vertraulichen Vieraugengespräch auch Fragen zu stellen, die man dem Apothekenleiter selbst vielleicht nicht stellen würde. Alter­nativ dazu hält der Mitarbeiter an diesem Tag einen Vortrag über die Arbeit in einer Apotheke.

Ziel des Apothekenleiters ist es, seine Mitarbeiter als Markenbotschafter der Apotheke einzusetzen. Dies bedeutet auch, dass er sie bittet, im Verwandten- und Bekanntenkreis über die Arbeit zu berichten und so eventuell die Aufmerksamkeit von Interessenten auf die Apotheke zu lenken. Um die Motivation hochzuhalten, ist es eine Überlegung wert, dass die Mitarbeiter eine Anerkennung, z. B. eine Geld­prämie, bekommen, wenn sie einen potenziellen Mitarbeiter für die Apotheke interessieren bzw. gewinnen können.

Erfahrungsgemäß entwickeln die Mitarbeiter diese Initiativen selten von sich aus. Darum spricht der Apothekenleiter das Thema am besten in der Teamsitzung an und gibt so den Anstoß, dass die Mitglieder im Bekanntenkreis und in ihren Netzwerken verbreiten, „ihre Apotheke“ sei auf der Suche nach einem neuen Mitarbeiter.

„Du darfst über alles reden, nur nicht über 60 Sekunden!“ Devise für eine Kurzpräsentation.

Allzeit bereit – Kurz­präsentation vorhalten

Zuweilen ergibt sich kurzfristig die Möglichkeit, einen Mitarbeiter zu rekrutieren, etwa wenn der Apothekenleiter bei einem Fort­bildungskongress ist oder sogar wenn er sich im Urlaub befindet. Spricht er mit jemandem, der infrage kommt, so ist es zielführend, wenn er kurz und bündig die Vorteile einer Anstellung zusammenfassen kann, ohne ins Stocken zu geraten, sich zu verhaspeln oder einen Roman zu erzählen. Deshalb sollte er sich eine „Fahrstuhl-Präsentation“ zurechtlegen. Gemeint ist eine knackige Selbstdarstellung, für die sogar bei einer kurzen Fahrt im Fahrstuhl Zeit ist. „Du darfst über alles reden, nur nicht über 60 Sekunden!“ Das ist die Devise, wenn der Apothekenleiter die Kurzpräsentation ausarbeitet.

Reputation aufbauen

Eine weitere Möglichkeit auf dem Weg zum neuen Mitarbeiter bietet das Reputationsmanagement. Natürlich ist es hilfreich, wenn die Apotheke einen guten Ruf genießt und in der Stadt, im Stadtteil oder im Dorf über sie gesprochen wird. Etwa weil sich der Apothekenleiter für den örtlichen Sportverein enga­giert, an der jährlichen Karnevalssitzung teilnimmt oder anderweitig gemeinnützig tätig ist. Solche Maßnahmen, die nicht nur, aber auch dem Reputationsmanagement dienen, werden ansonsten meistens nur von der örtlichen Bank ergriffen.

Hinzu kommt: Wenn potenzielle Arbeitnehmer wissen, dass sich ein Arbeitgeber fragt, wie er Mitarbeitern entgegenkommen kann, übt dies einen Sog aus. Eine Erfolg versprechende Reputationsmaßnahme in diesem Zusammenhang ist zum Beispiel die werte­orientierte Führung. Hat der Apothekenleiter eine Vision und betreibt er eine offensive Fortbildungspolitik, so präsentiert er sich als Arbeitgeber, der zur beruflichen und auch persönlichen Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter beitragen will.

Individuelle Stellenanzeigen

Apothekenleiter, die sich ein innovatives Mitarbeiterrecruiting auf die Fahnen geschrieben haben, sprechen die Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen punktgenau an. Dies berücksichtigen sie auch bei den traditionellen Recruitingmaßnahmen. Je nachdem, welchen Mitarbeiter man sucht, formuliert man die Anzeige im Print- oder auch im Onlinebereich so, dass sie z. B. eher sicherheitsorientierte Menschen erreicht oder Kandidaten, denen ein inspirierendes Arbeitsumfeld bzw. die Selbstverwirk­lichung am Herzen liegt. Will man unterschiedliche Typen ansprechen, so ist die Schaltung individueller Anzeigen für ein und dieselbe Stelle wohl am ehesten im Onlinebereich denkbar. Dabei werden auf verschie­denen Portalen verschiedene An­zeigen platziert.

Kunden zu Markenbot­schaftern entwickeln

Auch die Kunden können als Markenbotschafter fungieren. Damit dies gelingt, ist eine klare Kunden- und Qualitätsorientierung notwendig. Hinzu kommen sollte ein aktives Empfehlungsmanagement: Wenn es sich im Gespräch ergibt, bittet der Apothekenleiter die Kunden, die Apotheke auch an potenzielle Mitarbeiter zu empfehlen: „Vielleicht haben Sie jemanden in Ihrem Bekanntenkreis, der einen attraktiven Arbeitsplatz sucht, bitten Sie ihn doch, einmal bei uns vorbeizuschauen.“

Entscheidend ist, ein spannendes Gesamtpaket zu schnüren, das den künftigen Arbeitgeber als jemand darstellt, für den man sich gern engagieren will.

Fazit

Entscheidend ist, dass der Apothekenleiter aus den verschiedenen Maßnahmen des ungewöhnlichen Mitarbeiterrecruiting ein spannendes Gesamtpaket schnürt, das ihn in der Wahrnehmung möglicher Mitarbeiter als Arbeitgeber erscheinen lässt, für den man sich gern engagieren will. Dabei gilt: Die Menschen müssen erfahren, was er zu bieten hat – über die Teammitglieder, über die Kunden oder auch über Berichte in der örtlichen Tageszeitung. |

Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater

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