Gesundheitspolitik

Kommentar: Trauerspiel in Berlin

Christine Ahlheim

Das Trauerspiel, das Gesundheitsminister Spahn seit seinem Amtsantritt vor den Apothekern inszeniert, erreichte kurz vor Weihnachten den Höhepunkt: Nach Monaten des Hinhaltens präsentierte er als Kernpunkt seiner Lösungsvorschläge für den Versandkonflikt, dass ausländischen Versendern Boni bis zu 2,50 Euro gestattet sein sollen. Mit einem Handstreich wäre damit eine der wichtigsten Säulen der flächendeckenden Arzneimit­telversorgung, die Gleichpreisig­keit, aufgegeben. Versüßen will Spahn diesen eklatanten System­bruch den Apothekern mit vermeintlichen Zugeständnissen wie der rechtlich kaum machbaren Begrenzung des Marktanteils der ausländischen Versender auf 5 Prozent oder der Vergütung von – zusätzlich zu erbringenden – Dienstleistungen.

Bedauerlicherweise bleibt die ABDA-Spitze als weiterer Protagonist im Spahn’schen Trauerspiel bislang seltsam blass. Statt die Erlaubnis von Rx-Boni empört zurückzuweisen und die Gleichpreisigkeit als Conditio sine qua non einzufordern, verweist sie vor allem auf die Chancen zur Weiterentwicklung des Berufsstands. Dabei übersieht sie jedoch, dass diese Angebote am Ende kaum das Papier wert sein könnten, auf dem sie stehen.

Die Hoffnung der Apotheker ruht nun auf den bisherigen Nebendarstellern: Am 17. Januar will die ABDA-Mitgliederversammlung eine einheitliche Haltung zu den Vorschlägen Spahns finden. Wenn sie unser Apothekenwesen erhalten und fortentwickeln will, muss sie jegliche Reform ablehnen, die die Gleichpreisigkeit aufgibt. Denn nur so kann sie die Chance wahren, dass das Trauerspiel doch noch ein halbwegs gutes Ende für die Apotheker nimmt.

Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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