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Therapien im Gespräch
Optimal behandelt
Sechs neue POP-Fälle bieten Hilfestellung für Medikationsanalyse und -management
POP-Fall Nr. 60: Eine Patientin mit Fibromyalgie und chronischen Schmerzen.
M. M. ist eine adipöse 59-jährige Patientin in Frührente. Neben einer Hypertonie und Hyperlipidämie wurden bei ihr ein Schlafapnoe-Syndrom, Arthrose im Kiefergelenk sowie eine Fibromyalgie diagnostiziert. Zudem hat sie einen lumbalen Bandscheibenvorfall zwischen dem fünften Lendenwirbel und dem ersten Wirbel des Kreuzbeinmassivs (L5/S1) erlitten. Die Schmerzen bestehen schon über 25 Jahre. Als Hauptbeschwerden gibt die Patientin an, dass ihr Schmerz auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 (10 ist hierbei der schwerste vorstellbare Schmerz) die meiste Zeit zwischen 8 und 9 liegt. Sie berichtet von weiteren mäßigen Rückenschmerzen, aber auch von starken Muskelschmerzen, die zu wandern scheinen. Leichter Druck verursacht bereits starke Schmerzen. Weiterhin berichtet sie von gastrointestinalen Symptomen. Nachts liegt sie oft vor Schmerzen wach, schläft dann bis in den Nachmittag hinein und fühlt sich trotzdem nicht ausgeschlafen. Sie ist oft lustlos und antriebsschwach. Verschiedene Schmerzmittel wurden schon ausprobiert, aber nicht konsequent eingenommen. Sie nimmt schon seit längerer Zeit Opioide ein, um ihre Schmerzen zu kontrollieren. Dieser POP-Fall erörtert, welche Therapieziele für Patienten mit chronischen nicht tumorbedingten Schmerzen definiert werden, welche Therapieoptionen es bei der Behandlung des chronischen Schmerzes mit Fibromyalgiesyndrom gibt und wie eine umfassende Medikationsanalyse bei solchen Patienten durchgeführt werden kann (DAZ 3, S. 38). Der AMTS-Spezial-Beitrag widmet sich der Suizid-Problematik, die bei Fibromyalgie-Patienten eine zentrale Rolle spielt. (DAZ 3, S. 48)
POP-Fall Nr. 61: Eine Patientin mit akutem Harnwegsinfekt. Frau G. W., eine 72-jährige Patientin, leidet immer wieder unter einer akuten Zystitis. Sie klagt über Brennen beim Wasserlassen (Algurie), starken Harndrang und Pollakisurie (häufiges Wasserlassen bei insgesamt nicht erhöhtem Volumen). Zudem beklagt sie in letzter Zeit Probleme mit den Augen und vermehrten nächtlichen Harndrang. Dieser POP-Fall vermittelt, welche Antibiotika zur Therapie von akuten Harnwegsinfekten eingesetzt werden sollten, welche Begleiterkrankungen und geschlechterspezifischen Aspekte im Rahmen der Medikationsanalyse bedacht werden müssen, welche nicht antibiotischen Therapieoptionen sinnvoll sind und welche prophylaktischen Maßnahmen bei Harnwegsinfekten angeboten werden können (DAZ 12, S. 32). Der AMTS-Spezial-Beitrag zeigt auf, wie mit dem Antibiotic-Stewardship-Programm der rationale Antibiotikaeinsatz in Kliniken gefördert wird.
POP-Fall Nr. 62: Hepatitis E nach Organtransplantation. J. M. ist eine 30-jährige Patientin, die vor knapp zwei Jahren eine Pankreas- und Nierentransplantation erhalten hatte. In ihrem dritten Lebensjahr wurde nach etwa sechs Monaten mit starker Symptomlast (Durst, häufiges Einnässen, Gewichtsverlust) Typ-I-Diabetes diagnostiziert. Der Diabetes war schwer kontrollierbar, was zusammen mit mangelnder Krankheitseinsicht in der Pubertätsphase HbA1C-Werte bis zu 14% bedingte, sodass im Laufe der Jahre Augen- und Nierenprobleme hinzukamen. Nach der simultanen Nieren- und Pankreastransplantation im Sommer 2016 hat sich das Gesundheitsbewusstsein von Frau M. drastisch verbessert. Sie hat sofort das Rauchen eingestellt und nimmt nun alle verordneten Arzneimittel streng nach Plan. Hierfür nutzt sie eine Wochendosette und eine App auf ihrem Mobiltelefon. Auch ihren Blutdruck und Blutzucker kontrolliert sie regelmäßig.
Aktuell ist der Blutdruck zu hoch, außerdem wurden nach Messung erhöhter Leberwerte und anschließender Differenzialdiagnostik Hepatitis E und zeitgleich humane Papillomviren (HPV) festgestellt. Vor Kurzem erlitt Frau M. zudem ihre erste Hypoglykämie nach der Transplantation mit einem Blutzuckerspiegel von 47 mg/dl. Anhand dieses Falles wird vermittelt, welche Therapieoptionen gegen Hepatitis E bei immunsupprimierten Patienten zur Verfügung stehen, welche nicht medikamentösen Maßnahmen bei Patienten unter Immunsuppression zu beachten sind und wie eine umfassende Medikationsanalyse bei einer solchen Patientin durchgeführt werden kann (DAZ 20, S. 26). „Ungebetene Gäste“ lautet der Titel des dazugehörigen AMTS-Spezial-Beitrags, der sich mit der erhöhten Infektanfälligkeit unter Immunsuppressiva auseinandersetzt.
POP-Fall Nr. 63: Eine Patientin mit koronarer Herzkrankheit. Eine 75-jährige Patientin mit koronarer Herzkrankheit als Leitsymptom berichtet über schlechtes Wohlbefinden seit ihrem Krankenhausaufenthalt.
Sie scheint mit der Einnahme ihrer Medikamente überfordert zu sein und versteht nicht, warum es ihr auch nach dem Krankenhausaufenthalt vor einigen Monaten nicht besser geht. Als Hauptbeschwerden gibt sie neben ihrer Müdigkeit auch starke Rückenschmerzen an. Aufgrund ihrer Schmerzen und zunehmender Belastungsdyspnoe verbringe sie die meiste Zeit zu Hause auf dem Sofa. Dieser Fall zeigt auf, welche zusätzlichen Risikofaktoren eine koronare Herzerkrankung (KHK) begünstigen, wie durch gezielte Patientenschulung das KHK-Risiko reduziert werden kann, was man bei einem typischen KHK-Patienten in der Apotheke beachten sollte und welche zusätzlichen Maßnahmen für diese Patientin sinnvoll sind (DAZ 29, S. 44). „Explosiv und effektiv“ – das sind beides unbestrittene Eigenschaften von Glyceroltrinitrat, denen sich der AMTS-Spezial-Beitrag widmet. (DAZ 29, S. 53)
POP-Fall Nr. 64: Ein geriatrischer Patient mit Schlafstörungen. Herr M. ist ein 68-jähriger Patient, der in einem Altenheim für Senioren mit geistigen oder psychischen Einschränkungen lebt. Er hat eine koronare Herzkrankheit (Stent- und Schrittmacher-Implantation im Juni 2016) sowie eine arterielle Hypertonie und Niereninsuffizienz. Herr M. leidet zeitweise unter einer starken Gonarthrose rechts, im Moment ist die Entzündung jedoch zurückgegangen. Er weist eine mittelschwere Intelligenzminderung auf. Aufgrund seiner Einschlafprobleme erhält er seit ungefähr einem Jahr eine abendliche Medikation mit Mirtazapin, die die Schlafbereitschaft steigern soll. Damit kommt er meist aus, teilweise wird durch eine Bedarfsmedikation mit Melperon die schlaffördernde Wirkung zusätzlich unterstützt. Im letzten Jahr hat bei Herrn M. das Gewicht extrem von 90 kg auf 139 kg zugenommen. Alleine im letzten Monat nahm er 5 kg zu. Seitdem hat sich der Patient immer mehr zurückgezogen. Er nimmt nicht an Angeboten im Gemeinschaftsraum teil und sein Bewegungsradius beschränkt sich fast nur noch auf sein eigenes Zimmer, in dem er abends gerne große Mengen an Süßigkeiten zum Fernsehen isst. Zudem weist er seit einigen Monaten Ödeme an Beinen und Knöcheln auf.
Anhand dieses Falles wird gezeigt, welche Schlafmedikation sich für ältere Patienten eignet und wann ihr Einsatz sinnvoll sein kann, welche Medikation und Erkrankung für eine extreme Gewichtszunahme verantwortlich sein können und wie eine Nebenwirkung Anlass für eine umfassende Medikationsanalyse geben kann (DAZ 37, S. 44). Der AMTS-Spezial-Beitrag zeigt Strategien auf, wie sich ein Hangover nach Benzodiazepin-Einnahme vermeiden lässt. (DAZ 37, S. 56)
POP-Fall Nr. 65: Eine Patientin mit systolischer Herzinsuffizienz. A. O. ist eine 66-jährige Patientin mit der Hauptdiagnose hochgradig eingeschränkte linksventrikuläre Funktion bei KHK, ST-Hebungsinfarkt nach RIVA-Verschluss mit Rekanalisation und Einsatz dreier DE-Stents (2015). Als Hauptbeschwerden gibt sie Angstattacken und die geringe Belastbarkeit an. Anhand dieses Beispiels wird gezeigt, wie systolische Herzinsuffizienz leitliniengerecht behandelt werden kann, welchen Zwängen die Therapie in der täglichen Praxis unterliegt, was das für das Medikationsmanagement bedeutet und wie dieser Patientenfall mit Leitdiagnose Herzinsuffizienz aufgearbeitet werden kann (DAZ 46, S. 34). Unruhige Nächte können viele Gründe haben, auch Arzneistoffe können verantwortlich sein. In ihrem Beitrag „Vom Knirschen und Kreischen“ widmet sich Dr. Verena Stahl den sogenannten substanzinduzierten Schlafstörungen. (DAZ 46, S. 43) |
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