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Beratung
Aussicht auf Antrieb
Was Stärkungsmittel aus der Apotheke versprechen - und halten
Die große Mehrzahl dieser Präparate ist nicht als Arzneimittel zugelassen, sondern entweder als traditionelles pflanzliches Arzneimittel registriert oder als Nahrungsergänzungsmittel angemeldet. Als traditionelle Arzneimittel nach § 39a können Hersteller Präparate registrieren lassen, die seit mindestens 30 Jahren in ihrer Indikation angewendet werden. Sie unterliegen dem Arzneimittelgesetz, Sicherheit und Qualität müssen wie bei anderen Arzneimitteln belegt werden. Die Wirkung bzw. Wirksamkeit muss jedoch nur „plausibel“ und nicht durch klinische Studien belegt sein.
Nahrungsergänzungsmittel werden den Lebensmitteln zugeordnet. Sie sind dazu bestimmt „die allgemeine Ernährung zu ergänzen“ und müssen als Arzneiformen mit definierten Einzeldosen in Verkehr gebracht werden. Sie dürfen nur Inhaltsstoffe enthalten, die europaweit in der Richtlinie 2002/46/EG geregelt sind. Hier handelt es sich oft um Präparate mit Vitaminen oder Mineralstoffen. Nahrungsergänzungsmittel unterliegen nicht dem Arzneimittelrecht, sondern der Kontrolle durch Lebensmittelüberwachungsbehörden und BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung). Sie müssen nicht zugelassen, sondern lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gemeldet werden. Ihre Sicherheit muss nachgewiesen sein. Krankheitsbezogene Aussagen und Indikationen sind in der Deklaration von Nahrungsergänzungsmitteln nicht erlaubt, sie sind auch nicht Gegenstand klinischer Studien. Zusammengefasst können wir also bei den typischen Tonika von einer gesicherten pharmazeutischen Qualität ausgehen, es handelt sich jedoch nicht um Arzneimittel im eigentlichen Sinn, bei denen die Wirksamkeit am Patienten klinisch belegt ist.
Bei den oft sehr allgemeinen Indikationen, wie „zur Besserung des Allgemeinbefindens“ oder „zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion“, ist es unabdingbar, einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen, um die Sinnhaftigkeit oder Eignung eines Tonikums beurteilen zu können. Tabelle 1 gibt einen Überblick über gängige Präparate und ihre Inhaltsstoffe, von denen einige im Folgenden diskutiert werden.
Name |
Hauptinhaltsstoffe |
Indikation laut Gebrauchsinformation |
Dosierung |
Alkohol-gehalt |
rechtlicher Status |
---|---|---|---|---|---|
Aagard®Propolis Kapseln
|
1 Kapsel enthält:
Propolis-Pulver 250 mg
|
zur Stärkung und Kräftigung des Allgemeinbefindens |
einmal täglich eine Kapsel |
alkoholfrei |
traditionelles Arzneimittel
nAp
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Aktivanad® N Saft
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5 ml Saft enthalten: Extrakt aus Rinderleber 175 mg
Extrakt aus Saccaromyces cerevisiae 53,5 mg
Coffein 18,75 mg
Konservierungsmittel: Parabene
|
Stärkung oder Kräftigung des Allgemeinbefindens |
zweimal täglich 15 ml; bei Einschlafstörungen späteste Einnahme früher Nachmittag
ab zwölf Jahren
15 ml Saft enthalten ca. 56 mg Coffein
|
11,8 Vol.-%
1,3 g pro 15 ml
|
traditionelles Arzneimittel
nAp
|
biovital®AktivPlus Tonikum
|
1 ml Lösung enthält: Weißdornbeeren-Extrakt 1,58 mg
Vitamin B1 0,04 mg
Vitamin B2 0,07 mg
Vitamin B12 0,03 µg
Nicotinsäure 0,6 mg
Vitamin C 3,33, mg
Eisen-II-Ion 0,08 mg
Vitamin E 0,167 mg
|
zur Unterstützung der Vitalität |
dreimal täglich 20 ml |
alkoholfrei |
Nahrungsergänzungsmittel
nAp
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biovital®Classic Tonikum
|
1 ml Lösung enthält:
Eisen(III)-Natriumcitrat 0,33 mg
Vitamin B1 0,02 mg
Vitamin B2 0,02 mg
Vitamin B6 0,02 mg
Vitamin B12 0,05 µg
Nicotinamid 0,2 mg
Ascorbinsäure 1 mg Weißdornbeeren-, blätter-, -blüten-Fluidextrakt 0,195 : 1Herzgespannkraut-Fluid-extrakt 0,195 : 1
|
zur Besserung des Allgemeinbefindens und zur Stärkung der Herz-Kreislauf-Funktion |
dreimal täglich 20 ml
ab 18 Jahren
|
17 Vol.-%
2,5 g pro 20 ml
|
traditionelles pflanzliches Arzneimittel
nAp
|
Buer® lecithin plus Vitamine
Saft
|
5 ml Saft enthalten: Phospholipide aus Sojabohnen 520 mg, Vitamin B2 0,175 mg,
Vitamin B5 1 mg, Vitamin B6 0,175 mg, Vitamin B12 0,125 µg,
Nicotinamid 1,75 mg
|
zur Besserung des Befindens bei Erschöpfungszuständen und zur Stärkung der Nerven |
dreimal täglich 20 ml
ab 18 Jahren
|
16,4 Vol.-%
2,6 g pro 20 ml
|
traditionelles pflanzliches Arzneimittel
nAp
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Dia-Aktivanad® NSaft
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15 ml Saft enthalten: Extrakt aus Rinderleber 525 mg
Extrakt aus Saccharomyces cerevisiae 4,2 mg, Coffein 56,25 mg
|
zur Stärkung oder Kräftigung des Allgemeinbefindens |
einmal täglich 15 ml
ab zwölf Jahren
15 ml Saft enthalten ca. 56 mg Coffein.
|
11 Vol.-%
1,3 g pro 15 ml
|
traditionelles Arzneimittel
nAp
|
Doppelherz®Energie Tonikum Herz-Kreislauf
|
5 ml Saft enthalten:
Fluidextrakte aus Melissenblättern 25 mg, Rosmarinblättern 25 mg, Baldrianwurzel 25 mg und Weißdornbeeren 55 mg, Dickextrakt aus Weißdornbeeren 27,2 mg
|
zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion bei nervlicher Belastung |
drei- bis viermal täglich 20 ml
ab 18 Jahren
|
17 Vol.-% 2,9 g pro 20 ml |
traditionelles pflanzliches Arzneimittel
nAp
|
Doppelherz®Ginseng Aktiv
Tonikum
|
5 ml Saft enthalten: Fluidextrakt aus Ginsengwurzel 162,15 mg, Vitamin B6 0,27 mg, Nicotinamid 2,7 mg, Coffein 1,1 mg
|
zur Besserung des Allgemeinbefindens |
dreimal täglich 15 ml
ab zwölf Jahren
|
16 Vol.-% 1,9 g pro 15 ml |
traditionelles pflanzliches Arzneimittel
nAp
|
Doppelherz®Vital Tonikum Herz-Kreislauf
|
5 ml Saft enthalten:
Trockenextrakte aus Weißdornblättern mit Blüten 15 mg, aus Weißdornfrüchten 30 mg, aus Rosmarinblättern 12,5 mg, aus Baldrianwurzeln 25 mg
Vitamin B1 0,25 mg
|
zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion bei nervlicher Belastung |
dreimal täglich 20 ml
ab 18 Jahren
|
alkoholfrei |
traditionelles pflanzliches Arzneimittel
nAp
|
Klosterfrau Melissengeist®
|
1 ml Lösung enthält:
Destillate aus Melissenblättern, Alantwurzelstock, Angelikawurzel, Ingwerwurzelstock, Gewürznelken, Galgantwurzelstock, Schwarze Pfefferfrüchte, Enzianwurzel, Muskatsamen, Pomeranzenschalen, Zimtrinde, Zimtblüten und Kardamomsamen 53,6 : 71,4 : 71,4 : 71,4 : 28,5 : 28,5 : 7,1 : 71,4 : 7,1 : 71,4 : 32,1 : 3,6:1
|
zur Besserung des Allgemeinbefindens bei Belastung von Nerven und Herz- Kreislauf mit innerer Unruhe und Nervosität;
zur Förderung der Schlafbereitschaft;
bei Wetterfühligkeit;
zur Besserung des Befindens bei Unwohlsein;
zur Förderung der Funktion von Magen und Darm, insbesondere bei Neigung zu Völlegefühl und Blähungen; zur Besserung des Befindens bei unkomplizierten Erkältungen und zur Stärkung
|
ein- bis dreimal täglich 5 bis 10 ml
maximal 25 ml/Tag
verdünnt mit doppelter Menge Flüssigkeit (Wasser) oder auf Brot
|
79 Vol.-%
6,2 g pro 10 ml
|
traditionelles pflanzliches Arzneimittel
nAp
|
Kräuterblut® Floradix® mit Eisen
Lösung zum Einnehmen
|
15 ml Lösung enthalten:
Eisen(II)-Ionen als Fe-II-Gluconat 12,26 mg
enthalten in wässrigem Auszug aus Kräutern und Früchten
|
bei erhöhtem Eisen-Bedarf, wenn ein Risiko für die Entstehung eines Eisen-Mangels erkennbar ist |
Erwachsene und Heranwachsende ab zehn Jahren dreimal 15 ml (= 36,8 mg Eisen)
Kinder von sechs bis zehn Jahren: zweimal täglich 15 ml
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alkoholfrei |
traditionelles Arzneimittel
nAp
|
Multi-Vitamin-Energetikum® Salus
Saft
|
20 ml Lösung enthalten:
Vitamin A 0,2 mg, Vitamin B1 1,1 mg, Vitamin B2 1,4 mg, Vitamin B6 1,4 mg, Vitamin C 80 mg, Vitamin D3 20 µg, Vitamin E 12 mg alpha-Tocopherol-Äquivalent, Nicotinsäure 16 mg,
in wässrigem Pflanzenauszug und Fruchtkonzentraten
|
erhält die natürliche Vitalität |
drei bis zwölf Jahre: einmal täglich 5 ml
ab zwölf Jahren:
einmal täglich 10 ml
|
alkoholfrei |
Nahrungsergänzungsmittel
nAp
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Tai-Ginseng® Tonikum
|
5 ml Lösung enthalten:
Trockenextrakte aus Ginsengwurzel 38 mg und Weißdornblättern mit Blüten 65 mg, Nicotinamid 6 mg, Vitamin B6 0,25 mg, Dexpanthenol 0,6 mg
|
zur Besserung des Allgemeinbefindens |
dreimal täglich 5 bis 15 ml |
20 Vol.-%
2,4 g pro 15 ml
|
traditionelles pflanzliches Arzneimittel
nAp
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VitaGerin®
Kapseln
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Deanol 8 mg, Calcium-Ion 25,04 mg, Cholinium-Kation 20,57 mg, Eisen(II)-Ion 9,86 mg, Magnesium-Ion 6,56 mg, Nicotinamid 10 mg, Vitamin B1 10 mg, Vitamin B2 3 mg, Vitamin B6 4,11 mg, Retinolpalmitat 2500 IE, Ascorbinsäure 70 mg, DL-alpha-Tocopherolacetat 15 mg
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zur Besserung des Allgemeinbefindens |
1 Kapsel/Tag zum Frühstück
ab zwölf Jahren
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alkoholfrei |
traditionelles pflanzliches Arzneimittel
Ap
|
Weißdorn: Indikationen eingeschränkt
Für die Beurteilung pflanzlicher Inhaltsstoffe kann man sich an den Publikationen des Ausschusses für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittelagentur orientieren. Die HMPC-Monografien bescheinigen den Drogen entweder einen „well-established use“, also eine Indikation, für die die Wirksamkeit als belegt gilt, oder einen „traditional use“, der letztendlich zur Einstufung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel führt. Für den in vielen Tonika enthaltenen Weißdorn erfolgte im Dezember 2016 eine Neubewertung. Die ehemalige Indikation Herzinsuffizienz Stadium II nach NYHA entspricht nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Als traditionelle Indikationen werden nur noch die symptomatische Behandlung zeitweiliger nervöser Herzbeschwerden wie Herzpochen sowie die Linderung milder Stresssymptome und Schlafprobleme angeführt. Weißdorn-Präparate zeichnen sich durch eine sehr gute Verträglichkeit und ein geringes Interaktionspotenzial aus.
Bei Kraftlosigkeit: Panax ginseng
Den in vielen Präparaten enthaltenen Extrakten aus der Ginseng-Wurzel werden zahlreiche Wirkungen zugeschrieben, von der Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten über die Stärkung des Immunsystems, von der Senkung von Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerten, über eine erhöhte Stresstoleranz bis hin zur Verbesserung der Spermienqualität. Die EU-Monografie jedoch stuft Ginseng lediglich als traditionelles Arzneimittel zur symptomatischen Behandlung von Asthenie (Kraftlosigkeit, Schwäche) ein, weitere Indikationen werden nicht aufgeführt. Unklar erscheint die Wirkung auf die Blutgerinnung: Während eine Pressemeldung der ABDA vom 29. April 2013 davor warnt, dass Ginseng-haltige Nahrungsergänzungsmittel das Blutungsrisiko erhöhen können und deshalb eine Woche vor operativen Eingriffen abgesetzt werden sollten, wird in der Gebrauchsanweisung von Tai-Ginseng® Tonikum darauf hingewiesen, dass die Wirkung von gerinnungshemmenden Medikamenten erniedrigt sein kann.
Extrakte aus Ginkgo biloba sind vor allem in Monopräparaten auf dem Markt, weniger in den klassischen Tonika. Auch Ginkgo wurde 2015 von der HMPC eingestuft: Die Wirkung zur Verbesserung einer altersbedingten kognitiven Beeinträchtigung/leichten Demenz gilt als belegt. Die traditionelle Anwendung bei geringfügigen Durchblutungsstörungen der Extremitäten wird ebenfalls erwähnt. Keine Wirksamkeit spricht die HMPC Ginkgo jedoch bei Tinnitus zu. Stets im Hinterkopf haben sollte man die erhöhte Blutungsneigung bei gleichzeitiger Therapie mit Gerinnungshemmern; weiter kommt es durch die Stimulation des CYP3A4 zur Wirkminderung zahlreicher Wirkstoffe, sodass auf Wechselwirkungen zu achten ist.
Ein besonderer Saft: Propolis
Propolis ist eine von Bienen produzierte, klebrige, harzige Masse, mit der im Bienenstock Oberflächen überzogen werden, um die Verbreitung eingeschleppter Mikroorganismen zu verhindern. Für das seit Langem als Heilmittel eingesetzte „Bienenharz“ werden unter anderem antibiotische, antimykotische, antivirale, immunstimulierende und wundheilungsfördernde Wirkungen beschrieben. Eingesetzt wird es allerdings hauptsächlich in der Alternativmedizin, die Präparate sind nicht standardisiert, die Wirkung kaum in klinischen Studien belegt. Auch das HMPC hat noch keine Einstufung vorgenommen. Problematisch ist, dass Propolis wie alle Bienenprodukte Inhaltsstoffe enthält, die zu schweren allergischen Reaktionen führen können.
Mit Deanol und Cholin finden sich auf zwei seit langem bekannte Zwischenstufen der Acetylcholinsynthese im Zentralen Nervensystem auf manchen Inhaltsstofflisten von Stärkungsmitteln. Für beide Stoffe lassen sich wenig belastbare Daten finden. Sie sollen im ZNS den Acetylcholin-Spiegel normalisieren und dadurch als Psychostimulanzien wirken. Deanol ist in Tagesdosen über 50 mg verschreibungspflichtig, es sind jedoch keine entsprechenden Präparate in Deutschland auf dem Markt.
Vitamine: bei ausgewogener Ernährung nicht nötig
Nicht nur reine Multivitamin-Präparate, wie sie zur Immunstimulation eingesetzt werden, sondern auch verschiedene Tonika enthalten Vitamine. Hier soll zunächst an die Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung erinnert werden, dass Nahrungsergänzungsmittel bei normaler, ausgewogener Ernährung nicht benötigt werden. Vor allem sollte darauf geachtet werden, dass nicht mehr Vitamine zugeführt werden, als der Tagesbedarf beträgt. Eine Orientierung können z. B. die im Januar 2018 erschienenen „Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln“ des BfR geben, oder die „D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Vor allem bei den fettlöslichen Vitaminen muss eine übermäßige Zufuhr vermieden werden, um unerwünschte gesundheitliche Effekte zu vermeiden.
Bei den Mineralstoffen sollte vor allem das Eisen in Kombinationspräparaten kritisch hinterfragt werden. Bei Eisen-Verwertungsstörungen und Eisen-Überladungsstörungen sind entsprechende Präparate kontraindiziert. Häufig treten gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Obstipation auf, eine Dunkelfärbung des Stuhls ist unbedenklich. Vor allem aber kann Eisen Wechselwirkungen mit zahlreichen Arzneistoffen eingehen, z. B. Tetracyclinen und Chinolonen, aber auch Levodopa oder L-Thyroxin. Hier genügt es, auf einen zweistündigen Einnahmeabstand zu achten, da nur die Resorption der Arzneistoffe beeinträchtigt wird.
Vorsicht: Alkohol!
Ein typisches Stärkungsmittel ist flüssig und wird per Messbecher oder Löffel dosiert. Zahlreiche dieser Stärkungsmittel enthalten Alkohol, der aufgrund der hohen Einzelgabe durchaus in relevanten Mengen aufgenommen wird. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über gängige Präparate mit ihren enthaltenen Alkohol-Mengen. Zum Vergleich: Ein halber Liter Bier enthält circa 20 g, ein Achtel Rotwein etwa 14 g reines Ethanol. Nimmt man von Klosterfrau Melissengeist®, dem „Spitzenreiter“ in Bezug auf den Alkoholgehalt, die maximal empfohlene Tagesdosis ein, führt man sich 15,3 g reines Ethanol zu. Nicht empfehlenswert sind die Präparate selbstverständlich für Patienten mit Leberschäden oder Alkoholabhängigkeit, weiter sollte bei Einnahme zentralwirksamer Arzneistoffe wie Schlafmittel oder Antiepileptika auf Alkohol weitgehend verzichtet werden, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Auch die beschriebenen Nebenwirkungen wie Sodbrennen, Müdigkeit, Schwindel und vor allem eine Einschränkung der Fähigkeit, am Straßenverkehr teilzunehmen, verwundern bei hochprozentigen Tonika wie Klosterfrau Melissengeist® nicht. Ergänzend sei noch daran erinnert, dass man heute im Gegensatz zu früher keine unbedenkliche oder gar gesundheitsfördernde Menge für den täglichen Alkohol-Konsum definiert, sondern davon ausgeht, dass es für die Gesundheit am besten wäre, vollständig auf Alkohol zu verzichten.
Stimulierendes Coffein
Ein Inhaltsstoff, der sich in so manchem Tonikum zur „Stärkung des Allgemeinbefindens“ findet, ist Coffein. Die aufgenommene Menge pro Einzeldosis entspricht hier in der Regel in etwa einer Tasse Filterkaffee (ca. 50 mg). Wirft man jedoch einen Blick in die Gebrauchsanweisungen, so finden sich zwar Empfehlungen, dass aufgrund der Einnahme der Konsum anderer Coffein-haltiger Getränke reduziert werden sollte, einen expliziten Hinweis, dass eine mehrmalige Gabe pro Tag für Hypertoniker nicht geeignet sein könnte oder dass von einer Einnahme bei vorhandenen Schlafstörungen abgeraten wird, sucht man jedoch vergebens.
Weitere Nebenwirkungen der Präparate wie innere Unruhe, Herzrasen, Übererregbarkeit oder Magen-Darm-Beschwerden können ebenfalls dem enthaltenen Coffein zugeschrieben werden. Davon abgesehen, dass Coffein zwar kurzfristig einen stimulierenden Effekt ausübt, der aber nicht der „stärkenden Wirkung auf das Allgemeinbefinden“ entspricht, die sich der Patient durch die Einnahme verspricht.
Fazit
Zusammengefasst können Stärkungsmittel nicht pauschal beurteilt werden, sondern die Inhaltsstoffe müssen einzeln auf Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit geprüft werden. Leider sind in zahlreichen Präparaten problematische Stoffe wie Ethanol oder Coffein enthalten, die dem Patienten eine stimulierende oder beruhigende Wirkung eher vorgaukeln als sie tatsächlich hervorzurufen. Grundsätzlich sind Tonika nur zur Vorbeugung von Gesundheitsproblemen oder bei milden Symptomen indiziert. In jedem Fall sollte bei der Einnahme von Tonika nach zwei Wochen ein Arzt aufgesucht werden, wenn sich die Symptome nicht gebessert haben, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. |
Literatur
Fachinformationen und Gebrauchsinformationen der Hersteller
Bei Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln Arzt und Apotheker informieren. Pressemitteilung der ABDA vom 29. April 3013, www.abda.de/pressemitteilung/artikel/bei-einnahme-von-nahrungsergaenzungsmitteln-arzt-und-apotheker-informieren
EU-Monografien des Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), www.ema.europa.eu
Weißenborn A et al. Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln. J Consum Prot Food Saf 2018;13:25–39
Gesundheitliche Bewertung von Nahrungsergänzungsmitteln. Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung, www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_nahrungsergaenzungsmitteln-945.html
weitere Literatur bei der Autorin
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