„Wettbewerbskorridor“ umsetzen

Seit dem EUGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 haben wir eine ungleiche Wettbewerbssituation: Internationale Versandapotheken sind nicht an die deutschen Festpreise gebunden. Das ist für den deutschen Arzneimittelversandhandel höchst unbefriedigend, weil wir gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer erwarten. Darum ist unsere dringendste und wichtigste Forderung an die Politik, nicht mit einer rückwärtsgewandten Verbotspolitik zu agieren, sondern Wettbewerb zu fördern und verlässliche Rahmenbedingungen für Apotheken zu schaffen. Der BVDVA hat konkrete Vorschläge unterbreitet, in denen das Thema Daseinsvorsorge und wettbewerbliche Elemente zusammen gedacht werden.

Wir setzen dabei auf bereits vorhandene Strukturen und vorhandenes Wissen: Die Ausweitung des seit über vier Jahren funktionierenden Nacht- und Notdienstfonds (NNF). Dieser NNF wird zu einem echten Strukturfonds, in den jede Apotheke weitere 16 Cent pro Packung aus der eigenen Marge abführt. Dann stehen am Ende für einen Volldienst von zehn Stunden nicht ca. 280 Euro, sondern 560 Euro zur Verfügung. Das sichert die Versorgung dort, wo Patienten jetzt schon längere Wege zur Apotheke haben. Es wertet zudem die wichtige pharmazeutische Arbeit für die Patienten und Verbraucher erheblich auf. Der von uns angedachte Wettbewerbskorridor, der am Ende in eine Höchstpreisverordnung mündet, ist ebenfalls schon vor über zehn Jahren ausgearbeitet worden und könnte 1 : 1 sofort umgesetzt werden. Die entsprechende Bundestagsdrucksache 16/3100 aus 2006 existiert. Deutsche Arzneimittelversender tragen im Übrigen aktuell schon erheblich dazu bei, dass die Versorgung auch außerhalb der Ballungsgebiete sichergestellt ist. Außerdem sollte es 2018 ein eHealth-Gesetz II geben. Das aktuelle hinkt der tatsächlichen Entwicklung um Jahre hinterher. Das elektronische Rezept als Königsanwendung, die Patient, Arzt und Apotheker sinnvoll und effizient zusammenbringt, muss flächendeckend eingeführt werden. |