Arzneimittel und Therapie

Disulfiram verlängert Überleben von Krebspatienten

Wirkstoff gegen Alkoholabhängigkeit hilft in der Onkologie

Disulfiram, das als Antabus® zur Unterstützung der Abstinenz bei Alkoholabhängigkeit angewendet wird, tötete im Laborversuch durch Bildung eines toxischen Metaboliten Tumorzellen ab und verlängert laut einer Studie die Überlebenszeit bei Krebspatienten.

Disulfiram (Tetraethyl­thiuramdisulfid, DSF) wird seit über sechs Jahrzehnten zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit eingesetzt. In Labor- und Tierversuchen wurden vielversprechende antitumorale Effekte beobachtet, es gab Berichte, dass bei Tumorpatienten, die Disulfiram zur Behandlung einer gleichzeitigen Alkoholabhängigkeit nahmen, die Tumoren verschwanden. Da es aber kaum krebsbezogene klinische Studien mit Disulfiram gibt, untersuchten Forscher um Jiri Bartek aus Stockholm den Einfluss von Disulfiram auf die Krebssterblichkeit. Unter Verwendung des dänischen nationalen ­Demografie- und Gesundheitsregisters analysierten sie im Zeitraum von 2000 bis 2013 die krebsspezifische Mortalität für Krebspatienten, die gleichzeitig Disulfiram einnahmen. Unter den ­Teilnehmern waren 1177 mit einer ­dauerhaften Verordnung für Disulfiram. 3038 Teilnehmer hatten zu einem früheren Zeitpunkt Disulfiram eingenommen. Diesen Teilnehmern standen 236.950 Personen ohne eine Disulfiram-Einnahme gegenüber. Die Auswertung der Daten ergab eine verminderte Sterblichkeit bei Patienten, die Disulfiram länger einnahmen, auch bei fortgeschrittenem Krebs. Die Forscher postulieren, dass eine schnelle Umwandlung von Disulfiram in den Dithiocarb-Kupfer-Komplex (CuET) zu einer Anreicherung in den Tumorzellen führt. Der Dithiocarb-Kupfer-Komplex bindet in der Tumorzelle an das Transportprotein NPL4 und induziert dessen Aggregation, wodurch der wichtige p97-NPL4-UFD1-Signalweg inaktiviert wird und es zum Zelltod kommt. |

Quelle

Skrott et al. Alcohol-abuse drug disulfiram targets cancer via p97 segregase adaptor NPL4. Nature 2017;552, doi:10.1038/nature25016

Apothekerin Janine Naß

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