Gesundheitspolitik

Honorargutachten: Scharfe Kritik an der ABDA

Apotheker attackieren Informationspolitik beim Pharmacon in Schladming

SCHLADMING (cel) | Für wie gefährlich hält die ABDA das Honorargutachten? Das Thema beschäftigt die Apotheker – es stand als erster Punkt auf der Agenda der berufspolitischen Diskussion beim Pharmacon in Schladming am vergangenen Donnerstag. Die anwesenden Apotheker konnten im Vorfeld der Diskussion schriftliche Fragen einreichen, die die ABDA-Spitze – vertreten u. a. durch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und BAK-Präsident Andreas Kiefer – dann während der Veranstaltung beantworten sollte. Trotzdem verselbstständigte sich die Diskussion und verlief teilweise hektisch und hitzig: Immer wieder ergriffen einzelne Apotheker das Wort und warfen der ABDA vor, sich der Diskussion zu verweigern. Aufgabe der ABDA sei es, Fehler und Schwachstellen des Gutachtens aufzudecken, so der Tenor der Beschwerden. Außerdem hätten sich manche Apotheker wohl eine intensivere Informationspolitik seitens der ABDA gewünscht. Warum erhielten die Apotheker, die die Zukunfts­angst quält, keine Information?

ABDA-Präsident Schmidt wehrte sich insbesondere gegen die Vorwürfe zur misslungenen Informa­tionspolitik. Die ABDA habe ihre Mitglieder durchaus informiert – unter anderem mit Pressemitteilungen und Videobotschaften. Auch die Mitgliedsorganisationen seien informiert worden. „Das ist der Weg, den wir immer gehen, das ist der richtige Weg“, betonte Schmidt.

Foto: AZ/cel
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sah sich beim Pharmacon in Schladming mit Buhrufen aus dem Publikum konfrontiert.

Keine inhaltliche Diskussion über das Gutachten

Doch warum beschäftigt sich die ABDA inhaltlich nicht mit dem Gutachten? Das müsse eigentlich jedem klar sein, so Schmidt: „Dieser Text, der jetzt vorliegt, darf keine Grundlage für eine echte politische Auseinandersetzung werden, weil er dafür ungeeignet ist!“ Nach Ansicht Schmidts enthält das Gutachten viele falsche Prämissen, die unweigerlich zu falschen Schlussfolgerungen führen. Das sei für eine Reform der Arzneimittelpreis-Verordnung keine geeignete Basis.

Aus diesem Grund weigere sich die ABDA auch, inhaltliche Details dieses Textes öffentlich zu diskutieren: „Wenn Sie das tun, sich mit einzelnen Vorschlägen des Textes auseinanderzusetzen, dann sind Sie schon mittendrin. Dann akzeptieren Sie die Logik, die in diesem Text steckt, und versuchen, diesen Text durch Detaildiskussionen zu verschlimmbessern. Das Gutachten gehört in die Schublade und nicht in die konkrete Politik. Das ist unser Ziel, darum haben wir entschieden, eine öffentliche Debatte zu vermeiden.“ Das bedeute jedoch nicht, dass die ABDA sich nicht mit dem Honorargutachten auseinandersetze, die ABDA beschäftige sich seit Wochen intensiv damit.

Rückenwind für seine Position sieht Schmidt wohl auch in der Reaktion der Gesundheitspolitiker: „Bislang ist noch kein einziger relevanter Gesundheitspolitiker mit irgendeiner Äußerung zu diesem Text zitiert worden.“ Was die Forderungen der ABDA zum Apothekenhonorar betrifft, erklärte Schmidt: „Es kann keine Honorarkürzung geben, und wir diskutieren auch nicht über eine Umverteilung. Wir wollen nicht in ein System ­hinein, in dem wir intern Gelder zwischen Apotheken unterschiedlicher Standorte, Betriebsgrößen und Schwerpunkte hin- und herschieben.“ Das löse keine Probleme, sondern sorge lediglich für unglaublich viel Zwist im Berufsstand.

Doch dies schien die anwesenden Apotheker nicht zu befrieden, selbst „Buhrufe“ blieben nicht aus. Schmidt reagierte daraufhin etwas vehementer und fragte seine anwesenden Kollegen: „Wollen Sie denn öffentlich darüber diskutieren, welche Apotheke versorgungsrelevant ist und welche nicht? Wollen Sie darüber diskutieren, was ein angemessenes Apothekereinkommen ist, ob 99.000 Euro für jemanden, der vielleicht einen Filialverbund mit drei Betrieben und 40 Angestellten leitet, angemessen sind? Das wollen Sie öffentlich diskutieren? Viel Spaß.“

Immer wieder ergriff Apothekerin Gabriela Aures das Wort. Sie machte deutlich, dass sie und ihre Kollegen sich von der Standesvertretung alleine gelassen fühlten: „Es ging mir nicht darum, dass die ABDA einzelne Punkte des Gutachtens aufdröselt, aber den Tausenden Apothekern Mut gibt.“ Die ABDA hätte zu erkennen geben müssen: „Wir kämpfen für euch, wir machen was, wir sind bei euch.“ |

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