Gesundheitspolitik

Ärzte schicken digitale Rezepte

Modellprojekt in Baden-Württemberg

wes/eda | Keine Behandlung und keine Rezepte für Patienten, die der Arzt nicht persönlich gesehen hat? Beides ist in Baden-Württemberg nun möglich – das entsprechende Modellprojekt hat den Segen der zuständigen Ministerien, Aufsichtsbehörden und Kammern.

Eigentlich ist deutschen Ärzten die Fernbehandlung verboten. Die Berufsordnungen erlauben eine Behandlung per Telefon oder Internet nur, wenn der Arzt den Patienten schon kennt. Und den Apotheken ist es verboten, Rezepte zu beliefern, die erkennbar ohne direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient ausgestellt wurden. Doch seit Sommer 2016 erlaubt die Berufsordnung der Ärzte in Baden-Württemberg Modellprojekte, um die Fernbehandlung zu erproben. Das Internetportal TeleClinic hat die Ausschreibung der Ärztekammer für eines der Projekte gewonnen. Mit an Bord sind auch die Apotheken vor Ort, die die elektronischen Rezepte beliefern sollen. Die Landesapothekerkammer (LAK) Baden-Württemberg war frühzeitig eingebunden und sieht das Projekt durchaus positiv. Nun startet der Modellversuch, vorerst aber nur mit Privatversicherten und Selbstzahlern.

Nachdem sich der Patient bei TeleClinic angemeldet hat, kann er dort telefonisch, online oder per App sein Problem schildern. Eine medizinische Assistenz nimmt die Patientendaten auf und sammelt alle relevanten Dokumente. Dann organisiert sie eine Telekonsultation durch einen passenden Arzt. Diese findet per Videotele­fonie über die Plattform statt. Über 150 Fachärzte aus ganz Deutschland machen schon mit, abgedeckt werden 30 Fachrichtungen. Das Besondere im Modell­versuch Baden-Württemberg: Der Arzt darf im Zuge der Telekonsultation auch eine Erstdiagnose ­stellen und Arzneimittel verschreiben. Die Rezepte werden elektronisch direkt an die gewünschte Apotheke geschickt.

Wie aber kommen die elektronischen Rezepte in die Apotheke? Die digitalen Verschreibungen müssen mit einer elektronischen Signatur ausgestattet an die Apotheken übermittelt werden. Dazu arbeitet TeleClinic mit apotheken.de zusammen, dem Online-Service des Deutschen Apotheker Verlags. Die Apotheke bekommt das Rezept als „Reservierung“ eines Arzneimittels angezeigt. Ab März sollen in den Modellregionen Stuttgart und Tuttlingen auch Kassenärzte aus der Ferne behandeln. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.