Aus den Ländern

Rezepte digital einsammeln

HAV und ARZ präsentieren Digitalprojekte für Arzneimittelversorgung auf dem Land

DARMSTADT (eda) | Welche Möglichkeiten bietet Digitalisierung im Gesundheitswesen, um die ländliche Versorgung zu verbessern? Mit diesem Thema beschäftigten sich auch der hessische Apothekerverband und das Apotheken-Rechen-Zentrum und entwickelten die digitale Rezeptsammelstelle und die App „ApoJET“. Beide Projekte wurden in der letzten Woche vom hessischen Sozial- und Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) vorgestellt.

Wenn es nach den Plänen des Hessischen Apothekerverbandes (HAV) und dem Apotheken-Rechen-Zentrum (ARZ) geht, müssen die Menschen in abgelegenen Regionen auch zukünftig nicht auf die Versorgung durch Apotheken verzichten. Ermöglicht werden soll dies mithilfe einer Smartphone-App und elektronischen Rezeptsammelstellen.

Foto: DAZ/eda
Neue Hoffnung für die Landversorgung? Stefan Grüttner (CDU) stellt die digitale Rezeptsammelstelle vor.

Nach etwa dreimonatiger Entwicklungszeit stellten der Verband und das ARZ am 25. Oktober in Darmstadt ihren Prototypen einer elektronischen Rezeptsammelstelle vor. Bundesweit gesehen sind sie damit aber nicht die Ersten: Pünktlich zum Deutschen Apothekertag im September waren es Fritz Becker, Präsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, und der Abrechnungsdienstleister VSA, die ein ähnliches Konzept präsentierten.

Das Prinzip der elektronischen Rezeptsammelstelle ist simpel: Beim Einstecken des Papierrezeptes in den Schlitz wird dieses abfotografiert und das Bild an die Apotheke übertragen. Die Versorgung erfolgt anschließend meistens per Botendienst. Apotheker können die digitale Rezeptsammelstelle ab dem 2. Januar 2018 beim ARZ Darmstadt bestellen, müssen die Aufstellung aber vorher mit der Kammer abstimmen.

Foto: DAZ/eda
Präsentierten die Digitalprojekte: ARZ-Geschäftsführer Reiner Haupt, HAV-Vizegeschäftsführerin Berit Gritzka, Gesundheitsminister Stefan Grüttner, HAV-Vorstandsvorsitzender Holger Seyfarth und HAV-Geschäftsführer Jürgen Schneider (v. l.).

Digitale Rezeptsammelstelle und ApoJET

Noch einfacher soll die Arzneimittelversorgung mit der App „ApoJET“ funktionieren, bei der das Smartphone ein Rezeptfoto an die gewünschte Apotheke überträgt. Alternativ kann auch eine Sprach- oder Textnachricht gesendet werden. Über die App sollen auch weitere wichtige Daten verwaltet werden können. So kann ein digitaler Medikationsplan mit Einnahmehinweisen und Erinnerungen angelegt werden. Darüber hinaus stehen Informationen aus der Gelben Liste den Patienten zur Verfügung, um beispielsweise Verwechslungen bei Tabletten zu vermeiden. Die Apple-Version der App soll schon ab Anfang Dezember verfügbar sein, ab Januar 2018 gibt es dann auch die Android-Variante.

Sozialminister Grüttner ist überzeugt, dass durch die Digitalisierung viele Versorgungsprobleme im Gesundheitswesen gelöst werden können. Gerade ältere Menschen sollten davon profitieren, wieder einen niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsangeboten zu erhalten. Gleichzeitig müsse dafür gesorgt werden, dass die Patientendaten nicht in die falschen Hände geraten.

Welche Investitionen die Apothekeninhaber für die elektronische Rezeptsammelstelle tätigen müssen, wurde bisher nicht bekannt gegeben. Für drei Jahre wird die behördliche Genehmigung zum Aufstellen einer Rezeptsammelstelle ausgesprochen. Danach könnte die Versorgung auch durch eine andere Apotheke übernommen werden.

Etwa 200 Rezeptsammelstellen in Hessen

So wie in anderen Bundesländern werden auch in Hessen Rezeptsammelstellen in Regionen mit geringer Apothekendichte nach behördlicher Genehmigung von Apothekeninhabern aufgestellt. Etwa 200 solcher Sammelstellen gibt es in Hessen derzeit. In allen Ländern gelten unterschiedliche Zulassungsregeln. In Hessen können Rezeptsammelstellen beispielsweise nur etabliert werden, wenn es in einem 6-Kilometer-Umkreis keine Apotheken gibt. In Ausnahmefällen darf diese Grenze unterschritten werden. |

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