Arzneimittel und Therapie

Methylphenidat hilft bei Alzheimer

ADHS-Medikament mindert Apathie und verbessert Kognition

Methylphenidat kann eine Apathie bei Alzheimer-Patienten deutlich verringern. Auch weitere Symptome besserten sich nach einer dreimonatigen Methylphenidat-Einnahme. Zu diesem Ergebnis kam eine amerikanische Studie mit männlichen Kriegsveteranen, die an einer milden Alzheimer-Demenz erkrankt waren.

Apathie ist das häufigste neuropsychiatrische Symptom einer Alzheimer-­Erkrankung. Sie zeichnet sich durch Passivität, Teilnahmslosigkeit, Desinteresse sowie einem Mangel an Empathie und Begeisterungsfähigkeit aus. Im Verlauf einer Alzheimer-Demenz gehört die Apathie zu den persistierenden Symptomen mit rascher Progredienz des kognitiven Abbaus. Damit verbunden sind funktionelle Einbußen, ein aufwendigerer Pflegebedarf und eine erhöhte Mortalität. Da die Wirksamkeit der zur Verfügung stehenden Antidementiva wie z. B. Cholinesterase-Hemmer oder Memantin begrenzt ist, werden weitere Arzneistoffe untersucht, so auch aktivierende Wirkstoffe wie Methylphenidat. Für das ADHS-Medikament liegen aus kleineren Untersuchungen Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit gegen Apathie vor; diesen Hinweisen wurde nun in einer kontrollierten Studie nachgegangen.

Kontinuierliche Besserung der Apathie

An der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie nahmen 60 Kriegsveteranen im mittleren Alter von 77 Jahren teil, die an einer Alzheimer-Demenz mit milder Aus­prägung erkrankt waren und zu Hause betreut wurden. Sie erhielten zwölf Wochen lang zu ihrer üblichen Medikation (meist Antidementiva und Antidepressiva) entweder zweimal täglich 10 mg Methylphenidat oder ein Placebo. Der primäre Studienendpunkt war die Veränderung der Apathie, die über einen Score (Apathy Evaluation Scale – Clinical; AES-C) ermittelt wurde. Die Probanden wiesen einen Wert von rund 50 Punkten auf; ab 30 Punkten spricht man von einer klinisch relevanten Apathie. Sekundäre Endpunkte bewerteten u. a. die Kognition, den funktionellen Status, Depressionen und die Belastung der Betreuer.

Die Einnahme von Methylphenidat verringerte die Apathie sukzessive. Nach zwölf Wochen hatte der Wert unter Verum um rund 14 Punkte, unter Placebo um rund vier Punkte abgenommen (p < 0,001). Auch bei einigen sekundären Endpunkten, die den kognitiven und funktionellen Status der Betroffenen, die Schwere der Depression und die Belastung der Betreuer beschrieben, erreichten die Probanden der Verum-Gruppe günstigere Werte als die Teilnehmer der Placebo-Gruppe. Diese Verbesserungen zeigten sich erst in den letzten Wochen, wohingegen die Abnahme der Apathie bereits in den ersten Wochen einsetzte und sich bis zum Studienende fortsetzte. Unter Methylphenidat kam es zu einem geringen systolischen Blutdruckanstieg und mehr unerwünschten Wirkungen als unter Placebo (u. a. Appetitverlust, Mundtrockenheit, Schlaflosigkeit, Benommenheit; ein epileptischer Anfall trat möglicherweise im Zusammenhang mit der Methylphenidat-Einnahme auf).

Fazit: Die Studie zeigte einen günstigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, insbesondere auf die Linderung der Apathie. Noch ist unklar, wie sich eine Methylphenidat-Einnahme längerfristig auswirkt, da nach zwölf ­Wochen Therapie noch kein Plateau-Effekt erkennbar war. Ferner muss geklärt werden, ob auch Frauen von einer Methylphenidat-Einnahme profitieren.  |

Quelle

PR Padala et al. Methylphenidate for apathy in community-dwelling older veterans with mild Alzheimer’s disease: A double-blind, randomized, placebo-controlled trial. Am J Psychiatry 2017;0:1–10; doi: 10.1176/appi.ajp.2017.17030316.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.