Adexa-Info

Stimmt der Personalschlüssel?

Ein aktuelles Thema in der ADEXA-Rechtsberatung

Aktuell häufen sich in der Rechtsabteilung der Apothekengewerkschaft Anfragen, bei denen es um chronisch unterbesetzte Apotheken geht. Die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (APD) hatte dazu in einer Resolution Vorgaben gemacht, die bei Revisionen überprüft werden. Welche Möglichkeiten haben aber Mitarbeiter, wenn die Besetzung nicht den Anforderungen der Pharmazieräte oder gar den gesetzlichen Vorschriften entspricht?
Grafik: Trueffelpix – Fotolia.com

Samstagmorgen in Apothekendeutschland: In Apotheke A. schließt PTA M. die Tür auf und öffnet die Offizin fünfzehn Minuten später für die Kundschaft. Die Chefin – als einzige Approbierte – kommt erst zwei Stunden später. In Apotheke B. steht eine PKA im Handverkauf. Und in Filialapotheke C. „vertritt“ heute ein Pharmazeut im Praktikum die erkrankte Filialleitung. Die Konstellationen sind vielfältig, aber eines ist ihnen gemeinsam: Sie entsprechen nicht den gesetzlichen Vorgaben.

In anderen Fällen ist die Teamzusammensetzung zwar nicht ungesetzlich, widerspricht aber dem Geist der Apothekenbetriebsordnung von 2012. Diese sieht nämlich vor, dass für den „ordnungsgemäßen Betrieb“ der Apotheke „das notwendige Personal, insbesondere auch das pharmazeutische Personal, in ausreichender Zahl vorhanden sein“ muss. Eine konkretere Vorgabe wird dort nicht getroffen. Allerdings hat die APD bereits im Jahr 2011 in einer Resolution gefordert, das Verhältnis von pharmazeutischem zu nichtpharmazeutischem Personal* solle mindestens 1 : 1 und das von Approbierten zu nicht-approbierten pharmazeutischen Mitarbeitern mindestens 1 : 3 betragen.

APD, Resolution 3 (2011)

Personal

Zur Gewährleistung eines ordnungsgemäßen Apothekenbetriebes muss nach § 3 Abs. 2 ApBetrO ausreichend pharmazeutisches Personal vorhanden sein (z. B. für Beratung, Prüfung oder Herstellung). Nach Auffassung der APD soll das Verhältnis von pharmazeutischem zu nichtpharmazeutischem Personal mindestens 1 : 1 betragen.

Um eine ausreichende Aufsicht des pharmazeutischen Personals zu gewährleisten, soll das Verhältnis Apotheker zu pharmazeutischem Personal mindestens 1 : 3 betragen.

Dieser Personalschlüssel wird bei den Kontrollen durch die Pharmazieräte laut dem APD-Vorsitzenden Christian Bauer überprüft. Bei Abweichungen ­erfolgt – neben dem Hinweis auf Än­derung – auch ein Eintrag in den Revisionsbogen. Verstöße gegen die gesetzlichen Vorschriften und die Berufsordnung (z. B. die PKA im Handverkauf) werden überprüft. Auch für die Arbeitszeit der Filialleiter gibt es von­seiten der APD eine Mindestgröße, sie liegt laut Bauer bei 38 Wochenstunden.

Die Resolution der APD sollte also als allgemeinverbindlicher Maßstab genommen werden, auch wenn sie bisher keine sanktionierende Wirkung besitzt. Hier ist natürlich der Inhaber ­gefragt, Abhilfe zu schaffen, wenn die Personaldecke zu eng ist oder das Verhältnis der Berufsgruppen zueinander nicht passt.

Sich weigern oder mitmachen?

Schwierig wird es aber für die Mitarbeiter, wenn von ihnen verlangt wird, immer wieder gegen Vorschriften zu verstoßen. Was soll eine PKA tun, die vom Chef in den Handverkauf geschickt wird, obwohl sie dies schon zweimal angesprochen und kritisiert hat? „In diesem Fall empfehlen wir unseren Mitgliedern, sich an den zuständigen Pharmazierat oder die Kammer zu wenden und nicht zu warten, bis dieser Verstoß bei einer Revision oder einem Testkauf der Kammer auffliegt“, sagt die Leiterin der ADEXA-Rechts­beratung, Minou Hansen. „Vorher sollte allerdings immer das Gespräch mit dem Inhaber gestanden haben. Erst wenn das keine Änderung bringt, sollte die Mitarbeiterin ihre eigenen Interessen wahren und Alarm schlagen.“

Treffen der Fachgruppe PI

Grafik: JiSIGN

Am 28. März findet von 11 bis 16 Uhr in Nürnberg ein Treffen der Pharmazieingenieure und Apothekerassistenten bei ADEXA statt. Neben einem Rückblick auf die Geschichte der beiden Berufe und einer Diskussion über die Perspektiven von Frauen in der Apotheke heute ist auch eine Nürnberg-Tour geplant.

Details finden Sie auf

www.adexa-online.de,

Rubrik Berufe > PI > News.

Anmeldung bis 10. März unter

fachgruppe-pi@adexa-online.de

Ebenso sollten angehende Filialapothekenleiter darauf achten, dass ihre vertraglich vereinbarte Stundenzahl ausreicht, um die Leitung der Apotheken tatsächlich praktizieren zu können. „Unseren Mitgliedern geben wir dazu einen Mustervertrag für Filialleiter an die Hand und überprüfen auf Wunsch die Verträge – möglichst schon vor Abschluss“, sagt Rechtsanwältin Hansen. PTA, die den Apothekenbetrieb völlig ohne Approbierte (bzw. ohne eine PI oder Apothekerassistentin als Vertretung) aufrechterhalten sollen, sollten dies zu ihrem eigenen Schutz verweigern. Minou Hansen warnt: „Auch die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter kann unter Umständen berufsrechtlich belangt und beispielsweise zu einer Geldstrafe verurteilt werden.“

Ursachen und Wirkung

Der Fachkräftemangel und die noch immer unzureichende Honorierung durch die Politik und die Krankenkassen werden vermutlich dazu führen, dass das Problem noch zunimmt. Gerade manche kleine Apotheke und solche in ländlichen Regionen haben Mühe, die ordnungsgemäße Besetzung durchgängig aufrechtzuerhalten. Für das Image der Apotheken und für ihre ­Bemühungen, ihre pharmazeutische Kompetenz gegenüber anderen Heilberufen und Politikern in Richtung Medikationsmanagement auszubauen, ist aber ein korrekter, ja ein guter Personalschlüssel wichtig. Aus Sicht von ADEXA gehört dazu auch, die pharmazeutischen Mitarbeiter durch PKA so zu entlasten, dass sie für Beratung, Rezeptur, Medikationsmanagement etc. ausreichend Zeit zur Verfügung haben.

Abendsprechstunden

Arbeitsrechtliche Beratung, Infos über ADEXA und den direkten Kontakt zum hauptamtlichen Vorstand können Sie am Abend telefonisch zu folgenden Zeiten in Anspruch nehmen:

Rechtsberatung:

Montag: 19.00 – 21.00 Uhr, Dragan Pavlovic, Tel. (0 60 43) 8 01 62 90 oder (01 70) 7 41 05 65 (auch Mobbingberatung)

Dienstag: 20.00 – 22.00 Uhr, RAin Iris Borrmann, Tel. (0 40) 80 77 93 06

Mittwoch: 20.00 – 21.00 Uhr, Tanja Kratt, Tel. (0 43 28) 72 26 30

Donnerstag: 20.00 – 21.00 Uhr, RAin ­Minou Hansen, Tel. (0 40) 80 03 08 17

Freitag: 19.00 – 21.00 Uhr, Dragan Pavlovic, Tel. (0 60 43) 8 01 62 90 oder (01 70) 7 41 05 65 (auch Mobbingberatung)

Bitte beachten Sie: Aufgrund der Rechtsschutzordnung darf ADEXA Rechtsauskünfte nur Mitgliedern ­erteilen. Auf unserer Website www.adexa-online.de können Sie online Mitglied werden.

Vorstandssprechstunde:

Dienstag: 20.00 – 21.00 Uhr, Barbara Neusetzer, Tel. (0 30) 3 61 00 66

Mittwoch: 20.00 – 21.00 Uhr, Tanja Kratt, Tel. (0 43 28) 72 26 30

„Das Problem ist mehrschichtig“, sagt ADEXAs Zweite Vorsitzende, Tanja Kratt. „Wir brauchen attraktivere ­Arbeitsbedingungen, damit der Fachkräftemangel wirksam bekämpft wird. Und die Apotheken brauchen eine ­entsprechende Honorierung von der Gesundheitspolitik – und zwar gezielt, damit auch Apotheken in ländlichen Regionen und Stadtrandlagen davon profitieren. Auf jeden Fall darf aber mit der Verbesserung von Tarifgehältern und Ausbildungsvergütungen nicht gewartet werden, bis sich die ­Politik endlich bewegt. Denn dann ist der Nachwuchs für die Apotheke schon verloren. Uns ist wichtig, dass sich ­Arbeitgeber und Arbeitnehmer hier zusammentun und gemeinsam für eine leistungsgerechte, zukunftsfähige ­Honorierung und eine Ausbildung mit echten Chancen eintreten. Mit dem runden Tisch zur PTA-Ausbildung am 5. März wollen wir hier einen neuen Weg einschlagen.“ |

Iris Borrmann, ADEXA Vorstandsjustiziarin

Dr. Sigrid Joachimsthaler

* Boten etc. werden hier nicht erfasst.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.