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Rezension
Multimorbide und pflegebedürftige Patienten unterstützen
Mehr Lebensqualität für Ihre älteren Patienten
Die Geriatrische Pharmazie zählt einerseits zu den komplexesten Teilgebieten der Klinischen Pharmazie und ist andererseits von juristischen, logistischen und psychologischen Herausforderungen geprägt. Ein Buch über dieses Thema zu schreiben, ist ein ambitioniertes Unternehmen, das einen Autor leicht überfordert. „Geriatrische Pharmazie“, erschienen im Herbst 2014, hat deshalb drei Herausgeber und 44 Autoren, neben Apothekern auch Ärzte, Juristen, Pflegepersonal, Ernährungswissenschaftler – Geriatrie funktioniert nur interdisziplinär.
Das Buch überrascht seinen Leser mehrmals. Das beginnt mit dem Aufschlagen: Die Innenseite des Buchrückens enthält die FORTA-Kriterien (s. auch den Beitrag „Paradigmenwechsel in der Geriatrie?“ auf Seite 64) und zeigt damit auf den ersten Blick, dass die klinisch-pharmazeutische Zielrichtung weit über die Anwendung der PRISCUS-Liste hinausgeht. Die zweite Überraschung ist – nach mehreren lehrbuchtypischen Kapiteln – ein plötzlicher Perspektivwechsel: In der Ich-Form berichtet eine Autorin über ihre Projektarbeit in einem Alten- und Pflegeheim. Nach der Lektüre weiß jeder Weiterzubildende detailliert, worauf bei der Projektarbeit zu achten ist. In der Tat ist das Buch unentbehrlich für jeden Absolventen der Weiterbildung Geriatrische Pharmazie, aber es will deutlich mehr sein als eine ausführliche Wiedergabe der dortigen Lerninhalte. Es beleuchtet Problematiken aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigt damit, dass oft auch nicht-pharmakologische Lösungsansätze die besseren sind. So beschreibt eine Psychologin das Verhalten einer Heimbewohnerin, das nahezu jeder Arzt als delirant eingestuft und mit Neuroleptika behandelt hätte, als Symptom einer nie ganz verarbeiteten posttraumatischen Belastungsstörung – es ist die Kriegsgeneration, die heute die Heime bevölkert. Diese Perspektivwechsel machen aus einem Lehrbuch eine manchmal sogar spannende Lektüre.
Im Alter – alles anders?
Die Arzneimitteltherapie älterer Patienten ist eine enorme Herausforderung: Multimorbidität, Polymedikation, Frailty, Einnahmehindernisse, erschwerte Kognition stellen höchste Ansprüche an die pharmazeutische Versorgung. In diesem Werk bündeln Herausgebertrio und Autorenteam ihre geballte Erfahrung. Sie schärfen Ihren Blick für die besonderen Belange der Altersgruppe und zeigen Wege auf, wie Sie deren medikamentöse Behandlung optimieren können.
Themen sind:
- Versorgung zu Hause, im Heim und im Krankenhaus
- Pharmazeutische, ärztliche, pflegerische und juristische Belange
- interdisziplinäre und multiprofessionelle Herangehensweisen
Das Werk verleiht Ihrer Beratung die nötige Sicherheit - so sorgen Sie für mehr Lebensqualität bei Ihren älteren Patienten.
Geriatrische Pharmazie
Constanze Schäfer (Hrsg.), Andrea Liekweg (Hrsg.) und Albrecht Eisert (Hrsg.)
2014. ISBN 978-3-7692-5272-9. 69,80 Euro. XXVI, 710 S., 49 farb. Abb., 125 farb. Tab., gebunden. Deutscher Apotheker Verlag
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Formal ist das Werk in fünf Teile gegliedert. Die Teile A bis D behandeln die allgemeinen Grundlagen der geriatrischen Pharmazie. Hier werden neben biologischen, logistischen und juristischen Themen die Problematik der Leitlinien und Instrumente wie PRISCUS- und FORTA-Liste vorgestellt. In dem in Teil D angesiedelten Kapitel „Laborwerte“ liegt der einzige Kritikpunkt: In einem über 700 Seiten starken Lehrbuch hätte dieses Kapitel, insbesondere die Tücken der Interpretation bei alten Menschen, einen größeren Stellenwert verdient.
Teil E macht beinahe zwei Drittel des Buches aus und befasst sich mit den typischen Erkrankungen des hohen Alters. Man lernt hier nicht nur die Leitlinien, sondern auch die Kunst, sie kritisch zu hinterfragen. Eingestreut in die Texte sind lehrreiche Fallbeispiele, Praxistipps und die „Studienlupe“, in der die klinischen Studien, die der jeweiligen Therapie zugrunde liegen, beleuchtet werden. Nach dem Buch „Angewandte Pharmakotherapie“ von Olaf Rose und Kristina Friedland ist mit „Geriatrische Pharmazie“ ein weiteres unentbehrliches Praxislehrbuch erschienen. Beide Werke werden die Grundausstattung ergänzen, mit der wir die kommende Generation klinischer Pharmazeuten für ihre patientenbezogene Arbeit ausbilden werden. |
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