Arzneimittel und Therapie

Grüner Tee schützt vor Krebs

Dem Wirkmechanismus auf der Spur

Grüner Tee ist reich an Epigallo­catechin-3-gallat (EGCG), dem krebsprotektive Eigenschaften zugeschrieben werden. Ein amerikanisches Forscherteam um Ling Tao fand in Zellkultur-Studien heraus, dass dieses Katechin auf gesunde Fibroblasten der Mundschleimhaut ganz anders wirkt als auf maligne oder prämaligne Gingiva-Zellen.
Foto: Brent Hofacker – Fotolia.com

Grüner Tee enthält große Mengen an Polyphenolen und Epigallocatechin-3-gallat.

Den Forschern war aufgefallen, dass Epigallocatechin-3-gallat in Kulturen mit gesunden Zellen antioxidative Eigenschaften besitzt. In den Krebszellen erzeugte es jedoch oxidativen Stress: Mitochondrien wurden zerstört, eine Art „Todesspirale“ kam in Gang, was letztendlich zur Apoptose führte. Anstatt dass die Zellen versuchten, gegenzusteuern, wurde die Expression von antioxidativen Genen sogar noch herabreguliert.

Es zeigte sich, dass das mitochondriale Enzym Sirtuin 3 (SIRT3), eine Histon-Deacetylase, bei diesen Prozessen eine Schalterfunktion besitzt. In den (prä-)malignen Zellen reduzierte EGCG sowohl die SIRT3-mRNA- und Protein-Expression als auch die SIRT3-Enzym-aktivität. Vermittelt wurde dies durch den Estrogen-related receptor α (ERRα), einen Transkriptionsfaktor zur Regulation der SIRT3-Expression.

Die Forscher vermuten, dass EGCG möglicherweise auch bei anderen Tumorarten die SIRT3-Aktivität gezielt aus- und in gesunden Zellen einschalten kann. Dies wäre ein sehr selektiver Therapieansatz, denn bei herkömmlichen Chemotherapeutika werden ja neben den Krebszellen auch gesunde, schnell wachsende Zellen wie beispielsweise Haarfollikelzellen in Mitleidenschaft gezogen. Auf jeden Fall ist SIRT3 ein neues potenzielles Target, bei dem es sich lohnen könnte, die Zellkultur-Untersuchungen auf Tier- und Humanmodelle auszuweiten, so die Forscher.

Quelle

Tao L et al. Differential prooxidative effects of the green tea polyphenol, (–)-epigallocatechin-3-gallate, in normal and oral cancer cells are related to differences in sirtuin 3 signaling. Mol Nutr Food Res, 2015;59(2):203-211

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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