Arzneimittel und Therapie

Den Nutzen der Prävention zeigen

Präventionsdienstleistungen: valide Ergebnisse sind notwendig

MÜNCHEN (diz). Prävention gehört zu den Zukunftsaufgaben in unserem Gesundheitssystem. Auch Apotheken können hier eine bedeutende Rolle spielen, wie erste wissenschaftlich angelegte Konzepte zeigen. Wir sprachen darüber mit Prof. Dr. Kristina Leuner, Professur für Molekulare und Klinische Pharmazie an der Uni Erlangen-Nürnberg, und Dr. Frank Dörje, MBA, Chefapotheker des Universitätsklinikums Erlangen. Beide sind Jurymitglieder in der Kategorie „Beste wissenschaftliche Arbeit“ beim 3. WIPIG-DAZ-Präventionspreis 2014.
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Prof. Dr. Kristina Leuner: Prävention ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben in unserem Gesundheitssystem.

DAZ: Prävention und Apotheke – welchen Stellenwert messen Sie heute und in Zukunft diesem Thema bei?

Leuner: Die verstärkte und systematische Unterstützung von Prävention und Gesundheitsförderung ist zweifellos eine der zentralen Zukunftsaufgaben in unserem Gesundheitssystem. Von der WHO gefordert und der Politik erkannt, wird auch im aktuellen Koalitionsvertrag diesen Themen eine größere Bedeutung beigemessen. Noch 2014 soll ein Präventionsgesetz verabschiedet werden.

Dörje: Die Apotheker in Deutschland entsprechen dem gesellschaftlichen Auftrag zur Förderung der Prävention bereits heute in vielfacher Form. Wie auch in einer jüngsten wissenschaftlichen Erhebung zur Bestands- und Bedarfsanalyse von Präventionsangeboten öffentlicher Apotheken gezeigt werden konnte, engagieren sich zahlreiche Apotheken bereits heute in vielen größeren und kleineren Projekten und Aktionen eigeninitiativ. Sie bieten nicht nur einen niederschwelligen Zugang zu Präventionsdienstleistungen, sondern sind auch sehr gern bereit, sich in Netzwerken einzubringen, um gemeinsam mit anderen Gesundheitsberufen synergistisch eine wirksame, patientenzentrierte Prävention möglich zu machen. Bedauerlicherweise sind Apotheken aktuell nicht als Leistungserbringer im GKV-Leitfaden Prävention genannt und wichtige Präventionsdienstleistungen von Apotheken in diesem Bereich somit nicht GKV-erstattungsfähig. Dies sollte sich zukünftig ändern, damit die „Hauptsache Prävention“ in öffentlichen Apotheken noch besser umgesetzt und ein noch höherer Patientennutzen erreicht werden kann!

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Dr. Frank Dörje: Der Nutzen von Präventionskonzepten für den Patienten muss wissenschaftlich belegt werden.

DAZ: Welche Gebiete kommen aus Ihrer Sicht hier besonders infrage?

Leuner: Präventionsdienstleistungen von öffentlichen Apotheken sollten sich einerseits am erkennbaren medizinischen Bedarf in der Bevölkerung orientieren. Andererseits sollten für qualitätsgesicherte pharmazeutische Präventionsleistungen wissenschaftlich evaluierte apothekenbasierte Konzepte vorliegen, die dann in der Apothekenpraxis genutzt werden. Geeignete Tätigkeitsfelder sind auf jeden Fall besondere Präventionsangebote zur Früherkennung, aber auch zur gezielten Reduzierung von Risikofaktoren für chronische Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ II. Apotheker sollten dabei in ihren patientenorientierten Präventionsangeboten bestmöglich und konzertiert mit den ärztlichen Kollegen und anderen Gesundheitsberufen zusammenwirken.

 

DAZ: Ist der Apotheker heute schon in der Lage, die Anforderungen hierfür zu erfüllen und sich entsprechend einzubringen?

Dörje: Der Apothekenbetrieb bietet viele Anknüpfungspunkte für pharmazeutisch geführte Präventionsangebote. Eine große Anzahl der Apotheker in Deutschland nutzt dieses Potenzial bereits. Sie machen die Apotheke durch intensive präventive Beratungsleistung und fundierte Screening-Maßnahmen, durch Patientenvorträge und Kooperationen mit anderen Gesundheitsdienstleistern vor Ort bereits heute für den Patienten zu einem erlebten Gesundheitszentrum. Die erfolgreiche Dienstleistung in der Prävention setzt voraus, dass sich Apothekerinnen und Apotheker kontinuierlich in Weiter- und Fortbildung für die „Hauptsache Prävention“ einsetzen und sich stetig weiterqualifizieren. Zukünftig wird es sicherlich auch notwendig sein, systematisch und nachhaltig durchgeführte Gesamtkonzepte zur Prävention, die in einzelnen Apotheken umgesetzt wurden, flächenhaft einzuführen. Ein erfolgreiches Beispiel ist das jüngst durch das WIPIG vorgestellte pharmazeutisch geführte Präventionsprogramm „Herzensangelegenheiten 50+“.

DAZ: Was kann die wissenschaftliche Seite dazu beitragen, den Präventionsgedanken zu fördern?

Leuner: Es ist sehr deutlich erkennbar, dass wir in Deutschland einen verstärkten Bedarf haben, systematisch und wissenschaftlich belegte Präventionsdienstleistungskonzepte zu etablieren. Insbesondere wird es notwendig sein, den Patientennutzen, d.h. messbare valide Ergebnisse deutlich nachzuweisen. Die (pharmazeutische) Wissenschaft ist dazu aufgerufen, den Nutzen von Präventionsmaßnahmen deutlich nachzuweisen. Gewünscht sind selbstverständlich multimodal und auch interdisziplinär angelegte Konzepte. Hier gibt es sicherlich einen sehr deutlichen Nachholbedarf!

 

DAZ: Welche Arbeiten würden Sie sich hier verstärkt wünschen?

Dörje: Für den 3. WIPIG-DAZ-Präventionspreis würden wir uns in der Kategorie Wissenschaft wünschen, dass die eingereichten Arbeiten ein hohes Maß an Relevanz und Originalität mitbringen. Insbesondere sollen der patientenzentrierte Nutzen und die wirksame Umsetzung des Präventionskonzeptes wissenschaftlich gut belegt und methodisch einwandfrei aufgezeigt werden!

 

DAZ: Frau Leuner, Herr Dörje, vielen Dank für das Gespräch!

 

Jetzt noch mitmachen!

Sie haben mit Ihrer Apotheke ein Präventionsprojekt durchgeführt? Sie engagieren sich auf dem Gebiet der Prävention? Dann machen Sie mit beim Präventionspreis 2014 von WIPIG und DAZ! Es warten Preisgelder von insgesamt 14.000 Euro auf Sie! Einsendeschluss ist der 31. Januar 2014. Weitere Infos unter www.wipig.de

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